Feldkirch. (vko) Wiener Schmäh unterstellen angeblich vor allem wir im Westen den Wienern. Mit Verlaub werde an dieser Stelle das Unterstellen weitergeführt. Nino Mandl, Leadsänger der Band „Der Nino aus Wien“, rockte am Freitag im ausverkauften Theater am Saumarkt mit Liedern, die ganz wienerisch waren, frisch und unverfroren. Hinter dem Bandnamen stehen seit 2009 neben Mandl die Talente von David Wukitsvits (Schlagzeug, Gesang), Raphael Sas (Gitarre, Piano, Gesang) und pauT (Bass, Gesang, Klarinette).
Poetische Praterfahrt
Mandl tarnte sich als einer, der es noch nicht ins Kaffeehaus geschafft hat. Nicht den Zentralfriedhof oder den Sport besang er, nein, „Es lebe der Schlaf“ hieß seine Hymne. Den Eindruck schicksalsergebener Verschlafenheit jedoch fegten seine knackigen Kommentare zwischen den Songs rasch hinweg. „Tränen machen wach“ etwa kündigte er als Depressionsdisko an – bei dem Beat, den das Lied hinlegte, war die Gemütsverstimmung arm dran, so wenig blieb von ihr. Mandls linguistischen Erläuterungen zum kürzesten und beliebtesten Wort des Wienerischen (das da wäre „ur“) waren wie alle anderen Bemerkungen genau das: urkomisch, urcool, urlaivand – schlicht „ur“. Musikalisch ging es in den Prater auf eine poetische Achterbahnfahrt. So bewies er die belebende Wirkung einer Runde Zynismus mit „Sei froh“ oder wenn er sein glückliches und wunderschönes Leben besang: „Jeden Morgen hab ich Spaß und fürcht mich nicht…“ Natürlich fehlte die Wiener Direktheit nicht, am allerwenigsten in seinem Hit „Du Oasch“, bei dem das Publikum ohne falsche Scheu einstimmte. In den lyrischen Formulierungen und melodiösen instrumentalen Soli konnte sich finden, wer in den Loopings seiner Gefühle verloren zu gehen drohte.
Amadeus Gewinner 2016
Zehn Mal wurde die Band bei den Amadeus Austrian Music Awards nominiert. Voriges Jahr war es schließlich soweit. „Beim zehnten Mal haben wir gewonnen. Irgendwann haben wir ihnen Leid getan“, scherzte Mandl, „und dann haben sie uns den Amadeus gegeben.“ Reinem Mitleid schuldet Mandl die Auszeichnung mit diesem höchsten österreichischen Musikpreis sicherlich nicht. Zu geistreich und rhythmisch serviert er hierfür seine melancholisch-freche Melange brühheißer Schmähs und Reflexionen, der sein Lied „Schlagoberskoch“ das Sahnehäubchen aufsetzte. Sollte also jemand fragen, wie das Konzert gefiel, ist nach Mandls Einführung in die Wiener Mundart klar, wie die Antwort lauten muss: „Ur!“
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