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Österreichs Preisproblem: Darum bleibt die Inflation so hartnäckig

Die Teuerung in Österreich liegt mit 4,1 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt.
Die Teuerung in Österreich liegt mit 4,1 Prozent deutlich über dem EU-Durchschnitt. ©Canva/Symbolbild
Trotz sinkender Teuerung in der Eurozone bleibt Österreichs Inflation auf hohem Niveau. Im August stiegen die Verbraucherpreise um 4,1 Prozent. Die Gründe sind teils hausgemacht – mit weitreichenden Folgen für Bevölkerung und Wirtschaft.

Der Schock sitzt tief, seit die Statistik Austria am Dienstag die ersten Inflationsdaten für August veröffentlichte. Erneut beginnt die Zahl mit einer Vier: Verbraucherinnen und Verbraucher müssen aktuell um 4,1 Prozent höhere Preise zahlen als noch vor einem Jahr – der höchste Wert seit März 2024. Im Vergleich dazu liegt die Teuerung in der gesamten Eurozone bei etwa 2,1 Prozent – fast am Zielwert der Europäischen Zentralbank.

Ein flächendeckender Preisanstieg

Im August trugen alle Ausgabengruppen zu dem überraschend starken Anstieg bei, besonders auffallend war der Energiebereich. Sowohl Strom als auch fossile Treibstoffe wurden teurer. Die Strompreisbremse lief zu Jahresbeginn aus.

Seitdem werden die aktuellen Marktpreise mit gedämpften Vorjahreswerten verglichen, ein Effekt, der bereits im Juli zu einem 35-prozentigen Preissprung führte und fast 0,7 Prozentpunkte zur Inflation beitrug. Detaillierte Daten für August werden im weiteren Monatsverlauf erwartet.

Fehlende Preiseingriffe verschärfen Lage

Die schwarz-grüne Vorgängerregierung geriet wegen ihrer zögerlichen Reaktion in Kritik. Anfangs wurden Inflationsfolgen mit Zahlungen an Haushalte und Unternehmen abgefedert – und Preisbremsen zu spät und nur begrenzt eingeführt.

Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut weist darauf hin, dass Österreich im EU-Vergleich bei Preiseingriffen auf dem fünftletzten Platz liegt: Nur 8,7 Prozent der Warenpreise wurden administrativ gesteuert, im EU-Durchschnitt waren es 12,3 Prozent.

Indexierung treibt Teuerung weiter

In Österreich werden viele Kostenachsen automatisch angepasst: Mieten, Löhne, Gehälter und Pensionen orientieren sich am Verbraucherpreisindex. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass hohe Inflationswerte sich oft selbst aufrechterhalten – eine Spirale, von der viele Branchen künftig noch betroffen sein werden.

Preisspitzen im Dienstleistungssektor

In personalintensiven Bereichen wie der Gastronomie sind Preisanstiege bereits bemerkbar: Dort kostete ein Angebot laut Bericht fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Für ein stark tourismusorientiertes Land wie Österreich stellt das eine ernsthafte Belastung dar: Steigende Preise verlieren im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit.

Auch die exportorientierte Industrie erhält durch hohe Energiepreise zusätzliche Belastung. Die Inflation stieg von 1,9 Prozent Ende 2024 auf jetzt rund 4,1 Prozent – eine kommende Herausforderung für diverse Wirtschaftsbereiche.

Private Haushalte unter Preisdruck

Die Bevölkerung leidet zunehmend unter den gestiegenen Kosten. Einkommen werden meist nur jährlich angepasst, während Preise sofort und dauerhaft wirken. Besonders Wohnen, Energie und Lebensmittel sind kaum verzichtbar und belasten Haushalte mit geringem Spielraum besonders stark.

Sparguthaben verlieren an Wert

Trotz hoher Inflation haben viele Haushalte im Jahr 2024 fast zwölf Prozent ihres verfügbaren Einkommens gespart. Doch bei niedrigen Zinsen reicht das nicht aus: Die Kaufkraft der Spareinlagen sinkt. Insgesamt verfügen österreichische Haushalte zur Jahresmitte über Sparguthaben im Umfang von 323 Milliarden Euro – deren Wert erodiert spürbar durch die Teuerung.

(VOL.AT)

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