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Erneut weniger Wohnbauförderung in Österreich: Neubauboom 2018 nur bei Eigentum

Österreich liegt bei Wohnungspolitik-Maßnahmen im untersten Drittel Europas.
Österreich liegt bei Wohnungspolitik-Maßnahmen im untersten Drittel Europas. ©pixabay.com (Sujet)
In Österreich sind die Wohnbauförderungen 2018 erneut gesunken. Bereits seit 2014 sind diese am sinken. Österreich liegt generell bei Wohnungspolitik-Maßnahmen im untersten Drittel Europas.

2018 sind die Wohnbauförderungen in Österreich erneut gesunken, und der Wohnungsneubau ging - auf hohem Niveau - leicht zurück. Die Förderausgaben von 2 Mrd. Euro lagen ein Fünftel unter dem Schnitt der letzten zehn Jahre. Der Neubaubedarf kann zwar gedeckt werden, aber immer mehr ist freifinanziert errichtet, speziell in Wien. Und: Die sinkende Sanierungsförderung ist dem Klimaschutz abträglich.

Förderausgaben seit 2014 stark gesunken

20 Jahre lang war die Wohnbauförderung weitgehend konstant - mit fast 3,0 Mrd. Euro 2010 am Höhepunkt. Seit 2014 sanken die Förderausgaben stark und betrugen 2018 nur noch 2,07 Mrd. Euro, um fast 18 Prozent unter dem 10-Jahres-Schnitt. Am stärksten war das Minus binnen Jahresfrist mit je 10 Prozent in Salzburg und im Burgenland, in Wien machte es 8 Prozent aus, in NÖ 4 Prozent , in der Steiermark und OÖ je 3 Prozent. Der Rückgang betraf alle Bereiche: 2018 lag die Sanierungsförderung um 24 Prozent unter dem 10-Jahres-Schnitt, die Eigenheimförderung 22, die Neubauförderung 16 und die Subjektförderung 13 Prozent tiefer.

"In den 1990er Jahren wurden noch etwa 1,3 Prozent des BIP für wohnungspolitische Maßnahmen ausgegeben. 2018 lagen wir bei unter 0,5 Prozent. Damit liegt Österreich in Europa im untersten Drittel", erklärte Andreas Pfeiler, Geschäftsführer des WKÖ-Fachverbands Stein- und keramische Industrie am Donnerstag, der alljährlich die Wohnbauförderungs- und Baubewilligungsdaten gemeinsam mit Wolfgang Amann, dem Geschäftsführenden Gesellschafter vom Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW), herausgibt. Pfeiler: "Die Wohnbauförderung als umwelt-, wirtschafts- und ordnungspolitisches Lenkungsinstrument noch weiter auszuhöhlen, wäre grob fahrlässig."

Rund 70.000 Wohnungen wurden 2018 baubewilligt

Baubewilligt wurden 2018 knapp 70.000 Wohnungen - ein Rückgang von 13 Prozent gegenüber dem Allzeithoch 2017 mit fast 81.000 Wohneinheiten, aber immer noch einer der höchsten Werte der vergangenen Jahrzehnte. Diese Zahlen inkludieren neu errichtete Gebäude wie auch Wohnungen, die im Zuge von Sanierungen oder in gemischt genutzten Gebäuden entstanden sind. Aufgrund von Vorzieheffekten wegen der günstigen Finanzierungssituation überstieg der Neubau in mehreren Bundesländern - vor allem in Wien und der Steiermark - sogar den geschätzten Bedarf.

Bundesweit liege der Neubaubedarf bei 55.000 Wohneinheiten jährlich, so die Wirtschaftskammer Österreich und das IIBW. Heute gebe es zwar aufgrund der Zinssituation ein breites Angebot, das aber immer schwerer leistbar werde. "Der Neubau-Boom betrifft vor allem freifinanzierte Wohnungen in Ballungsräumen, allen voran Wien", so Pfeiler. 18.000 der 70.000 Baubewilligungen bezogen sich auf Eigentumswohnungen - voriges Jahrzehnt waren es jährlich nur rund 6.000 Einheiten, den Höhepunkt gab es 2017 mit fast 28.000 Einheiten. Mittlerweile beträgt der Anteil von Eigentumswohnungen am gesamten großvolumigen Neubau schon 50 Prozent, früher waren es um die 30 Prozent. Bei Eigenheimen gab es im abgelaufenen Jahr mit 18.400 bewilligten Häusern den höchsten Wert seit den frühen 1980er Jahren - und das bei stetig sinkenden Förderzahlen.

Wien mit den meisten Wohnungsbewilligungen

Nach Bundesländern gab es 2018 die meisten Wohnungsbewilligungen (neue Wohnungen in neuen Gebäuden) mit 7,8 pro 1.000 Einwohner in Wien, gefolgt von Vorarlberg (7,2), Steiermark (6,9) und Tirol (6,8); bundesweit waren es im Schnitt 6,2. Dieses Niveau ist international hoch: Deutschland und die "Euroconstruct"-Länder (17 EU-Länder plus Schweiz und Norwegen) liegen bei nur 4,2 bzw. 3,8 Bewilligungen je 1.000 Einwohner im Jahr. In Wien ist dabei das Volumen besonders volatil: In den 2000er Jahren wurden jährlich weniger als 7.000 Wohneinheiten baubewilligt, 2017 fast 24.000, zuletzt nur noch etwa 18.000.

Weiter rückläufig war 2018 die Zahl der Förderungszusicherungen. Sie sank bundesweit um sieben Prozent auf 24.800, davon entfielen 19.400 (minus elf Prozent gegenüber 2017) auf Geschoßwohnungen und 5.300 auf Eigenheime. Außer der Steiermark (+3 Prozent) und Vorarlberg (+2 Prozent) zeigten alle Bundesländer rückläufige Entwicklungen. Kärnten hat seine Neubauförderung um 48 Prozent massiv beschnitten, Salzburg um 26 Prozent und das Burgenland um 21 Prozent.

Am höchsten war der Förderungsdurchsatz - das Verhältnis von Förderzusicherungen zu Baubewilligungen - bei Eigenheimen anzahlmäßig in Niederösterreich, Oberösterreich und Vorarlberg mit je knapp 35 Prozent. De facto spielt Eigenheimförderung nur mehr in diesen drei Ländern eine Rolle. In Tirol und Salzburg lag der Durchsatz bei knapp 20 Prozent, im Burgenland bei 12 Prozent. In Kärnten und Wien werden im Jahr überhaupt nur noch wenige Dutzend Häuser gefördert errichtet.

Experten kritisieren: Sanierung verliert weiter an Stellenwert

Dass die Sanierung weiter an Stellenwert verliert, kritisieren die Experten. Die Sanierungsförderung schmolz voriges Jahr auf 490 Mio. Euro zusammen, ein Viertel unter dem 10-Jahres-Schnitt - und gegenüber dem Allzeithoch von 2010 sogar ein Minus von 40 Prozent. Die Sanierungsrate lag auch unter Hinzuschätzung ungeförderter Sanierungen bei kaum 0,7 Prozent.

"Zur Erreichung der Klimaziele bedarf es weitreichender Maßnahmen", betonten WKÖ und IIBW: "Zur Erreichung der Ziele der aktuellen Klimastrategie ist zumindest eine Verdreifachung der Sanierungsrate nötig." Es seien wohn- und steuerrechtliche Maßnahmen sowie Bewusstseinsbildung nötig. Zudem sei es erforderlich, die Definition der Sanierungsrate zu schärfen und besseres Zahlenmaterial zu sammeln.

(APA/Red)

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