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Österreich bei Franken-Krediten EU-weit absolut an der Spitze

Schweizer Nationalbank (SNB) gibt Euro-Mindestkurs auf.
Schweizer Nationalbank (SNB) gibt Euro-Mindestkurs auf. ©EPA
Österreich hat bei Franken-Fremdwährungskrediten in der gesamten EU  die Nase vorn. Der Löwenanteil entfällt auf Kreditvergaben an Privathaushalte. Vor allem bei Häuslbauern erfreuen sie sich großer Beliebtheit, regional gesehen am höchsten ist die Dichte in Vorarlberg und Tirol. Auf die Kreditwürdigkeit der österreichischen Banken wirke sich die Freigabe des Franken-Wechselkurses negativ aus, so die Ratingagentur Moody's. Auf die Schuldner kämen durch den aufgewerteten Franken härtere Zeiten und höhere Kreditkosten zu.
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Bei Franken-Fremdwährungskrediten liegt Österreich in der gesamten Europäischen Union an der Spitze. Die absolute Höhe der von heimischen Banken in Schweizer Währung vergebenen Ausleihungen an Nicht-Banken ist hierzulande mit 35,6 Mrd. Euro unter allen Ländern am höchsten (Stand Frühjahr 2014), gefolgt von Polen mit 34,0 Mrd. und Frankreich mit 21,2 Mrd. Euro.

Schlagartige Verteuerung durch Franken-Aufwertung

In Deutschland mit zehnmal soviel Einwohnern sind 14,9 Mrd. Euro an Franken-Krediten “draußen”, in Ungarn 12,6 Mrd. Euro, in Griechenland 8,6 Mrd., in Luxemburg 5,7 Mrd., in den Niederlanden 3,1 Mrd. und in Italien 3,0 Mrd. Euro, geht aus Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervor. All diese Ausstände haben sich nun durch die Franken-Aufwertung schlagartig verteuert.

Löwenanteil entfällt auf Kredite an Privathaushalte

Rechnet man von der Österreich-Gesamtsumme von 35,6 Mrd. Euro die Darlehen an Gebietskörperschaften und NGOs weg, bleiben laut OeNB rund 29,5 Mrd. Euro (per November 2014). Davon entfällt mit 24,9 Mrd. Euro der Löwenanteil auf Kreditvergaben an Privathaushalte und 4,6 Mrd. Euro auf Firmenkredite in Schweizer Franken.

Zählt man zu den 29,5 Mrd. Euro an Franken-Darlehen heimischer Banken auch die 13,7 Mrd. Euro an Franken-Kredite österreichischer Geldinstitute in Ost- und Südosteuropa hinzu, so kommt man laut OeNB auf eine Gesamtsumme von 43,2 Mrd. Euro. Mehr als ein Drittel der von heimischen Instituten im Osten vergebenen Franken-Kredite (13,7 Mrd. Euro) entfällt mit 4,3 Mrd. Euro auf Ungarn, gefolgt von 2,9 Mrd. Euro in Polen und 2,6 Mrd. Euro in Kroatien.

SWITZERLAND SHOPPING GERMANY
SWITZERLAND SHOPPING GERMANY ©Schweizer Shopping-Touristen pilgern verstärkt nach Österreich und Deutschland. (Bild: AP)

Von den insgesamt 315,5 Mrd. Euro, die in Österreich mit Stand Frühjahr 2014 von heimischen Geldinstituten als Kredite an inländische Nichtbanken vergeben waren, entsprechen die 35,6 Mrd. Euro einem Franken-Kreditanteil von rund einem Achtel (12,8 Prozent). Zum Vergleich: Das Yen-Kredit-Obligo betrug Ende März vorigen Jahres bei den heimischen Nichtbanken nur 1,5 Mrd. Euro.

Vor allem in Vorarlberg und Tirol verbreitet

Franken-Kredite erfreuten sich vor allem bei Häuslbauern großer Beliebtheit, regional gesehen am höchsten ist die Dichte in Vorarlberg und Tirol. Seit dem Verbot von Fremdwährungskrediten für private Haushalte, das im Oktober 2008 die Finanzmarktaufsicht (FMA) verhängte, wurde das aushaftende Volumen um 45 Prozent zurückgefahren. Anfang 2009 hatten noch 270.000 Haushalte einen Fremdwährungskredit, zuletzt nur noch knapp 154.000.

Franken-Freigabe schlecht für österreichische Banken

Die Freigabe des Franken-Wechselkurses durch die Schweizer Nationalbank (SNB) wirke sich auf die Kreditwürdigkeit der österreichischen Banken negativ aus, schreibt die Ratingagentur Moody’s in einem aktuellen Kommentar. Auf die Schuldner kämen durch den aufgewerteten Franken härtere Zeiten und höhere Kreditkosten zu.

Hypo Landesbank Vorarlberg und Hypo Tirol stark betroffen

Unter den nur in Österreich tätigen Banken schätzt die Ratingagentur die Hypo Landesbank Vorarlberg und Hypo Tirol als die von einem festeren Franken am stärksten betroffenen Banken ein. 29 Prozent des Kreditbuches der Hypo Vorarlberg und 14 Prozent der Kredite der Hypo Tirol würden auf Schweizer Franken lauten. Aufgrund der geringen Gewinne und begrenzten Diversifikation dürfte die Anpassung bei den Kreditkosten bei diesen beiden Banken am deutlichsten ausfallen.

Erhöhte Zahlungen für Euro-Schuldner

Die Aktion der Schweizer Notenbank (SNB) wirke sich negativ auf die Kreditwürdigkeit von gedeckten Schuldverschreibungen aus, eine Besonderheit, die vor allem in Österreich vorkomme, so Moody’s weiter. 17 Prozent der gedeckten Pfandbriefe würden auf Franken lauten. Auf die Kreditnehmer, deren Einkommen auf Euro lautet, dürften nunmehr erhöhte Schuldenzahlungen zukommen, so Moody’s.

Wilfried Hopfner im VOL.AT-Interview

Merkel: Euro steht nicht vor Schicksalswoche

Keinen Grund zur Panik sieht die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel: Der Euro stehe trotz der erwarteten umstrittenen Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) über Anleihenaufkäufe und die griechischen Parlamentswahlen nicht infrage. “Ich würde nicht von einer Schicksalswoche für den Euro sprechen”, sagte sie am Montag in Berlin auf eine entsprechende Frage. Sie habe immer wieder gesagt, dass die Euro-Krise noch nicht völlig überwunden sei. Das gelte auch jetzt.

“Die EZB trifft ihre Entscheidungen sowieso unabhängig”, sagte sie zu der am Donnerstag anstehenden Entscheidung über ein Programm zum Ankauf von Staatsanleihen aus Euro-Krisenländern. Deutsche Medien wie die “Bild”-Zeitung hatten von einer “Schicksalswoche” für die europäische Gemeinschaftswährung gesprochen, nachdem der Euro gegenüber dem Dollar und dem Schweizer Franken deutlich an Wert verloren hatte.

Griechenland als Teil des Euroraums

Sie setze zudem darauf, dass die griechischen Wähler am Sonntag “verantwortungsvoll” wählen würden. “Dann schauen wir weiter. Unsere ganze Politik ist darauf gerichtet, dass Griechenland ein Teil des Euroraums ist”, sagte die Kanzlerin. Für das Erreichen dieses Ziels seien die Eigenanstrengung des betroffenen Staates und die Solidarität der anderen Euro-Mitglieder nötig. “Dazu ist Deutschland auch bereit. Griechenland hat bisher die Programmschritte immer erfüllt”, sagte sie. In Meinungsumfragen liegt die Linkspartei Syriza vorne, die die Reformauflagen der internationalen Troika aus EU, IWF und EU-Kommission infrage stellt.

(APA, Red.)

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