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ÖGK-Sparplan: Wer ab Sommer zahlen muss

Kritik an ÖGK: "Belastung für Schwächste"
Kritik an ÖGK: "Belastung für Schwächste" ©APA
Die Österreichische Gesundheitskasse reagiert auf ihr 900-Millionen-Euro-Defizit mit drastischen Maßnahmen. Ab Sommer müssen Patient:innen für Krankentransporte, Bluttests und Maßschuhe zahlen. Kritik kommt von Seniorenverbänden und Ärzten.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) hat angesichts eines erwarteten Defizits von 900 Millionen Euro ein umfangreiches Sparpaket beschlossen. Teile davon treffen direkt die Versicherten. Mehrere Leistungen werden künftig nur noch gegen Selbstbehalt oder nach Genehmigung verfügbar sein.

Diese Leistungen sind ab 2025 betroffen

  • Krankentransporte:
    Ab Juli wird ein Selbstbehalt von bis zu 15,10 Euro pro Fahrt fällig – ausgenommen sind Fahrten zur Dialyse oder Krebstherapie.
  • Vitamin-D-Bluttests:
    In Vorarlberg bereits ab 2. Mai, österreichweit im Laufe des Jahres: Ein Vitamin-D-Test ohne medizinische Indikation kostet künftig 31 Euro.
  • Orthopädische Maßschuhe:
    Der jährliche Selbstbehalt steigt ab Juli von 58,14 auf 75 Euro pro Paar. Die Kasse übernimmt weiterhin maximal ein Paar pro Jahr.
  • MRT- und CT-Untersuchungen:
    Spätestens Ende 2025 gilt wieder eine Genehmigungspflicht, ähnlich der früheren Chefarztpflicht. Die Abwicklung soll digital erfolgen, um Wartezeiten zu reduzieren.
  • Physiotherapie:
    Eine elektronische Genehmigungspflicht ist in Diskussion, Details dazu sind derzeit noch offen.

Kritik von Senioren und Ärzten

Die Maßnahmen stoßen bei Sozial- und Gesundheitsorganisationen auf breite Ablehnung.

  • Seniorenbundpräsidentin Ingrid Korosec (ÖVP) bezeichnete es als „inakzeptabel“, dass höhere Beiträge mit Leistungskürzungen einhergehen sollen. Sie forderte sofortige Gespräche mit dem Seniorenrat.
  • Auch der SPÖ-nahe Pensionistenverband kritisierte die Belastung älterer und chronisch kranker Menschen und sprach von einem „Sanierungsplan auf Kosten der sozial Schwächsten“.
  • Die Wiener Ärztekammer warnte vor mehr Bürokratie durch Genehmigungspflichten und forderte stattdessen eine „tarifwirksame Erhöhung“ zur Stärkung der Kassenordinationen.

Beitragserhöhung für Pensionist:innen

Zusätzlich steigt ab 1. Juni 2025 der Krankenversicherungsbeitrag für Pensionist:innen von 5,1 auf 6 Prozent. Damit will die ÖGK ihr Defizit 2025 auf 250 Millionen Euro reduzieren. Für 2026 strebt man eine ausgeglichene Bilanz an.

Was noch kommen könnte

Laut ÖGK wird laufend geprüft, welche Leistungen medizinisch notwendig sind. Auch bei Fahrtendiensten, Therapien und digitalen Verwaltungssystemen sind Änderungen möglich. Die Ärztekammer fordert, moderne Arbeitsmodelle für Kassenärzt:innen zu erleichtern, um die ärztliche Versorgung – vor allem am Land – zu sichern.

FAQ-Sektion

Häufige Fragen zu den neuen ÖGK-Sparmaßnahmen

Welche Leistungen sind künftig nicht mehr kostenlos?
Betroffen sind u. a. Krankentransporte, nicht notwendige Vitamin-D-Bluttests, orthopädische Maßschuhe sowie künftig MRT- und CT-Untersuchungen.

Wann treten die neuen Regelungen in Kraft?
Die Selbstbehalte gelten ab Juli 2025. In Vorarlberg startet die Kostenpflicht für Vitamin-D-Tests bereits am 2. Mai.

Was kostet ein Vitamin-D-Test künftig?
Ohne medizinische Indikation kostet ein Vitamin-D-Bluttest 31 Euro.

Wer ist von der Kostenpflicht bei Krankentransporten ausgenommen?
Fahrten zur Dialyse oder Krebstherapie bleiben weiterhin kostenlos.

Warum führt die ÖGK diese Maßnahmen ein?
Die ÖGK will ihr erwartetes Defizit von 900 Millionen Euro abbauen und bis 2026 ein ausgeglichenes Budget erreichen.

(VOL.AT)

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