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Obama erklärt sich zum Sieger

©EPA
Der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama ist in der Nacht auf Mittwoch im Grant Park in Chicago vor seine Anhänger getreten, um sich zum Wahlsieger zu erklären. Bilder: Siegesrede 

“Alles ist möglich in Amerika”, erklärte Obama, der auf “die Stärke unserer Demokratie” hinwies. Amerika habe eine Botschaft an die Welt gesandt.

“Weil ihr heute getan habt, was ihr getan habt, ist der Wechsel gekommen”, nahm Obama vor rund 150.000 begeisterten Anhängern sein Wahlkampfmotto noch einmal auf. Die Amerikaner hätten die Botschaft an die Welt geschickt, “dass wir nie nur eine Ansammlung einzelner Individuen waren, sondern tatsächlich die ‘Vereinigten Staaten von Amerika’.”

Obama sprach seinem unterlegenen Gegner John McCain Anerkennung für dessen Wahlkampf, aber auch die faire Anerkennung seiner Niederlage aus: “Ich freue mich darauf mit ihm zusammenzuarbeiten.” Neben seinem künftigen Vizepräsidenten Joseph Biden dankte Obama vor allem seiner Frau Michelle – “dem Fels der Familie” – für ihre Unterstützung und erinnerte an seine Großmutter, die am Vortag seines Triumphes gestorben war: “Ich weiß, sie schaut zu.”

Obama betrat die mit zahlreichen US-Flaggen geschmückte Bühne im Chicagoer Grant Park unter tosendem Jubel zehntausender Fans gemeinsam mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern. Viele Menschen im Publikum weinten Freudentränen, immer wieder brach die Menge in begeisterte “Yes, we can”-Chöre aus

Kurz vor der Rede Obamas hatte sein Sprecher Robert Gibbs erklärt, der Wahlsieger habe seinen unterlegenen Konkurrenten John McCain um Mithilfe bei der Führung der USA gebeten. Gibbs sagte, McCain habe Obama um 23.00 Uhr (05.00 Uhr MEZ) angerufen und seine Niederlage eingeräumt. Obama habe McCain gedankt und ihm gesagt, dass er einen harten Wahlkampf geführt habe. Dabei habe sich der republikanische Politiker stets ehrenhaft verhalten. Obama sagte nach Angaben seines Sprechers zu McCain: “Ich brauche ihre Hilfe, Sie sind ein Führer in so vielen wichtigen Fragen.”

In einer frei gehaltenen und gleichzeitig emotionalen wie rhetorisch brillanten Rede beanspruchte Obama den Erfolg nicht für sich, sondern widmete ihn dem amerikanischen Volk: “Der Sieg gehört Euch! Er gehört Euch, denn die Kampagne begann nicht in den Salons von Washington, wie sonst üblich, sondern in euren Wohnzimmern und Hinterhöfen.”

“Der Wandel ist nach Amerika gekommen!” Das sei “wieder eine Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk”, zitierte Obama eine entsprechende Passage aus der berühmten Gettysburg-Erklärung von Präsident Abraham Lincoln von 1863.

Die Euphorie werde aber nicht für immer anhalten. “Es wird Rückschläge geben, aber ich werde als Präsident immer ehrlich sein vor den Herausforderungen, denen wir begegnen müssen.”

In seiner Rede, die vom Publikum immer wieder mit “Yes, we can!”-Rufen unterbrochen wurde, wiederholte Obama mehrmals die Notwendigkeit, auf dem Wandel zu beharren. “Das ist unsere einzige Chance, wir brauchen einen neuen Geist, einen neuen Patriotismus, wir müssen noch härter arbeiten. Wir können nicht auf der einen Seite eine florierende Wall Street haben, während die Main Street (die einfachen Leute – Anm.) leidet”, bezog sich Obama auf die nach wie vor bedrohliche Finanzmarktkrise.

Der Sieg der Demokraten solle das Land nun nicht entzweien, meinte der neue US-Präsident und rief zu nationalem Zusammenhalt und zu Demut auf. “Wir sind nicht Feinde, sondern Freunde!”

“Als Präsident höre ich Eure Stimmen, aber ich brauche auch Eure Hilfe, denn die Morgendämmerung eines neuen Führungsstils ist da”, so Obama.

Amerika sei immer eine führende Nation gewesen. Heute strahle der “Leuchtturm Amerika” mehr als je zuvor, weil er “wieder die echten Werte ausstrahlt, nämlich Demokratie, Freiheit, Chancengleichheit und Hoffnung.”

Gekonnt setzte die TV-Regie während der Rede Obamas emotionale Akzente: So wurde immer wieder ein weinender, ergriffener Jesse Jackson gezeigt. Der prominente Baptisten-Prediger ist einer der Anführer der afroamerikanischen Gemeinschaft und war der erste Afroamerikaner, der sich um die US-Präsidentschaft bewarb. Er wurde 1984 Dritter bei den Vorwahlen der Demokraten.

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