Nur 42 Prozent der Lehrer fühlen sich nach der Ausbildung praxisfit

2018 waren es noch 79 Prozent. Österreich landet damit derzeit deutlich unter dem Schnitt der 54 teilnehmenden Länder und Regionen (61). Kritik gab es schon länger, 2026 wird die Ausbildung neu aufgestellt.
Zwar haben insgesamt 72 Prozent der Junglehrer angegeben, dass die Qualität ihrer Ausbildung insgesamt hoch war. Unter jenen, die ihr Studium vor maximal fünf Jahren beendet haben, sind es allerdings deutlich weniger (63).
Bei der Vermittlung von Fachwissen fühlen sich mehr Absolventen gut vorbereitet als bei der letzten Erhebung (knapp 70 gegenüber 64 Prozent). In Sachen Fachdidaktik und Pädagogik sind die Zahlen ebenfalls gestiegen, allerdings ist immer noch lediglich etwas mehr als die Hälfte der Junglehrer zufrieden mit ihrer Ausbildung in diesen Bereichen. Beim Einsatz digitaler Werkzeuge für den Unterricht sehen sich aktuell nur 43 Prozent gut aufgestellt, 2018 waren es mit 33 Prozent aber noch deutlich weniger.
Nur Viertel fühlt sich auf mehrsprachige Klassen vorbereitet
Was den Unterricht von Kindern mit unterschiedlichen Muttersprachen und aus unterschiedlichen Kulturen angeht, fühlen sich gerade einmal 26 Prozent gut vorbereitet. Hier gab es im Vergleich zu 2018 keinerlei Bewegung - und das, obwohl hierzulande mittlerweile über ein Viertel der Schülerinnen und Schüler eine andere Erstsprache als Deutsch angibt. Laut TALIS unterrichtet in Österreich jeder vierte befragte Lehrer an einer Schule, wo mehr als zehn Prozent der Schüler Probleme mit der Unterrichtssprache haben.
Immer mehr Schüler mit Fluchtgeschichte
63 Prozent der Lehrer geben an, dass mehr als zehn Prozent der Schüler an ihrem Standort Migrationshintergrund haben - das sind 12 Prozentpunkte mehr als noch 2018 - und 80 Prozent arbeiten in einer Schule, wo mindestens ein Prozent der Schüler eine Fluchtgeschichte haben. Das ist in beiden Fällen der Höchstwert unter den TALIS-Teilnehmerländern und -regionen, im Schnitt sind es ein Viertel bzw. die Hälfte der Lehrer.
Deutlich niedriger als in den anderen Teilnehmerländern ist unterdessen der Anteil an Lehrern, an deren Schule mehr als zehn Prozent der Schüler besondere pädagogische Förderung benötigen (acht Prozent gegenüber 46 Prozent). Allerdings gibt es in Österreich mit den Sonderschulen auch eine eigene Schulform für Kinder mit Beeinträchtigungen (von diesen wurden keine Lehrer befragt, Anm.).
Ausbildung wird mit 2026 reformiert
Mit dem Studienjahr 2026/27 soll die Lehrerausbildung für die Sekundarstufe (Mittelschule, Gymnasien, berufsbildende mittlere und höhere Schulen/BMHS) reformiert werden. Dann soll es für alle Studierenden verpflichtende Basismodule in Deutsch als Zweitsprache und Inklusiver Pädagogik geben. Die Ausbildung soll praxisnäher und der Master besser berufsbegleitend studierbar und schlanker werden, außerdem wird die Ausbildung kürzer. Anstelle von vier Jahren Bachelor plus zwei Jahre Master, soll es künftig ein dreijähriges Bachelor- und zweijähriges Masterstudium geben.

Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) nahm die TALIS-Ergebnisse als Beleg dafür, dass die Reform des Lehramtsstudiums von 2016 nicht zu den erwünschten Ergebnissen geführt habe - "im Gegenteil". Im Regierungsprogramm von ÖVP, SPÖ und NEOS sei unter dem Arbeitstitel "School of Education" bereits eine weitere Reform der Lehramtsstudien angekündigt, mit einem Fokus auf die Praxisrelevanz der gesamten Ausbildung. Schwerpunkte seien außerdem ein besseres Zusammenwirken von Universitäten und Pädagogischen Hochschulen (PH), die seit 2016 gemeinsam für die Ausbildung der Lehrer für die Sekundarstufe zuständig sind, und mehr Durchlässigkeit zwischen den pädagogischen Berufen aller Bildungsstufen. "Mein Ziel ist es, dass jeder Pädagoge und jede Pädagogin gut vorbereitet in den Beruf eintritt, zahlreiche Entwicklungschancen vorfindet und so das Bestmögliche zum Bildungserfolg der Kinder und Jugendlichen beitragen kann", wurde Wiederkehr in einer Aussendung zitiert.
(APA)
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