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Nüziders-Prozess im Juni

Am Morgen des 27. Juni 2011 wurde die Leiche von Jasmin W. in Nüziders entdeckt. Ein Jahr später wird der Fall vor Gericht verhandelt.
Am Morgen des 27. Juni 2011 wurde die Leiche von Jasmin W. in Nüziders entdeckt. Ein Jahr später wird der Fall vor Gericht verhandelt. ©VOL.AT/Hofmeister
Nüziders - Am 21. und 22. Juni muss sich Michael W. wegen Mordes vor Gericht verantworten.
Vorbericht: Mann tötet Ehefrau

An seinem 30. Geburtstag erwürgte Michael W. laut Staatsanwaltschaft seine Frau Jasmin in der gemeinsamen Wohnung in Nüziders. Für die Anklagebehörde war es Mord, für Verteidiger Nicolas Stieger ein Totschlag, „wie er im Lehrbuch steht“. Wie die acht Geschworenen urteilen, wird sich am Ende des zweitägigen Prozesses zeigen. Die Termine wurden für den 21. und 22. Juni angesetzt. Den Vorsitz führt Richter Wilfried Marte.

Kein Widerspruch

„Mein Mandant ist sich bewusst, dass seine Frau durch seine Hände gestorben ist“, räumt Verteidiger Nicolas Stieger ein. Der Maurer, der 15 Jahre bei derselben Firma arbeitete, es zum Vorarbeiter und diplomierten Bautechniker geschafft hatte, galt als kontrolliert, ausgeglichen und zuverlässig. Welche Emotionen er damals bei der Tat hatte, beschreibt Michael W. so: „In mir hat sich alles aufgestaut. Irgendwann war es zu viel und es war, wie wenn bei einem Kochtopf plötzlich der Deckel wegfliegt.“ Dass es gerade bei „ruhigen“ Personen zu einem derartigen Kurzschluss kommen kann, überrascht Psychiater nicht. Gerade bei Menschen, die alles in sich hineinfressen, staut sich unter Umständen ein erhebliches Affektpotenzial an. Dieses entlädt sich dann mit enormer Wucht.

Verdränger

Während seiner psychiatrischen Untersuchungen fiel an Michael W. auf, dass er offensichtlich gerne verdrängt, bagatellisiert und ausweicht. Er scheint leicht verletzlich und kränkbar und widmet sich am liebsten seinen eigenen Gefühlen. Auch eine gewisse Hypersexualität und erhebliche Triebstärke wurden festgestellt. Was seine regen sexuellen Telefon- und Internetaktivitäten betrifft, hat der Mann eine Erklärung: „Das hab ich nur gemacht, um Jasmin zu ärgern“, beschwichtigt er. Die Kontakte fanden aber größtenteils während Jasmins Abwesenheit statt. „Ich hab mir unbewusst gewünscht, dass sie draufkommt“, hat er auch hierfür eine Rechtfertigung. Der zweitägige Prozess wird sich über große Strecken mit dem Verhältnis zwischen Michael und Jasmin W. beschäftigen müssen. Und Eifersucht wird dabei ein zentrales Thema sein. 24 Zeugen sollen befragt werden.

Zweiter Mordprozess

Am 29. Juni muss sich das Schwurgericht gleich ein zweites Mal mit dem Verbrechen des Mordes auseinandersetzen. Ein 29-jähriger Mongole wird beschuldigt, einem Landsmann im Februar dieses Jahres ein Küchenmesser acht Mal in den Körper gerammt zu haben.

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