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Nord-Europa schwimmt davon

Die Auswirkungen von Klimawandel und Erderwärmung werden lokal sehr unterschiedlich ausfallen, so weit sind sich Wissenschafter mittlerweile ziemlich einig.

Im EU-Projekt „Cecilia“ wollen Forscher aus zwölf Ländern die Prognosen möglichst kleinräumig erfassen. Die größten Unterschiede ergeben sich laut ersten Ergebnissen beim Niederschlag. Während Nord-Europa bis Ende des Jahrhunderts ein deutliches Plus erfahren wird, wird etwa die Region um Bulgarien austrocknen. Die Projekt-Koordinatoren von „Cecilia“ trafen sich am Mittwochabend in Wien.

Im Zentrum der Untersuchungen stehen die Regionen Mittel- und Osteuropas, von Österreich und Norditalien ostwärts, von Polen im Norden bis Bulgarien und Nordgriechenland. Daten für die Prognosen wurden zum Teil schon in Vorprojekten – etwa „Prudence“ – gesammelt, Ziel ist eine möglichst feine regionale Auflösung von bis zu einem Raster von 25 oder 50 Kilometern zu erreichen. Teilweise wird sogar eine Auflösung von zehn Kilometern angestrebt.

Die verschiedenen Szenarien, die gerechnet werden, beziehen sich auf auf den weiteren weltweiten Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen. So geht etwa das Szenario A2 von einem weitgehend ungebremsten Ausstoß aus, während B2 ein mittleres Szenario ist. An eine wirklich drastische Reduktion der Klimagase glauben mittlerweile die wenigsten Experten.

Für beide Szenarien wird für die gesamte Region eine deutlich Erwärmung prognostiziert. In Polen etwa wird es beim Szenario B2 in der Periode 2071 bis 2100 durchschnittlich um 2,9 Grad wärmer sein als in der Vergleichsperiode 1961 bis 1990, in Bulgarien wird dieser Wert bei 3,3 Grad liegen. Für das Szenario A2 fällt die Erwärmung erwartungsgemäß drastischer aus, sie reicht von plus 3,1 (Polen) bis 4,1 Grad (Bulgarien).

Deutlicher werden die regionalen Unterschiede beim Niederschlag ausfallen. Beim Szenario B2 wird es in der Region Polen Ende des Jahrhunderts um 6,1 Prozent mehr Niederschläge geben, in Bulgarien nur um 1,1 Prozent mehr. Beim Szenario A2 wird Bulgarien deutlich trockener werden – jedenfalls was die Niederschläge angeht. Prognostiziert wird hier ein Minus von elf Prozent, während es in Polen um 5,1 Prozent mehr regnen wird.

In Österreich wird sich der erwartete Klimawandel nicht einheitlich bemerkbar machen. „In Skandinavien wird es bis zum Ende des Jahrhunderts deutlich feuchter werden, während der Mittelmeerraum vertrocknet, Österreich liegt im Übergangsbereich“, erklärte dazu Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. Die Boku-Wissenschafter um die Klima-Forscherin Helga Kromp-Kolb vertreten im Projekt „Cecilia“ Österreich.

Für das Szenario B2 errechneten die Wissenschafter, dass es im Norden von Österreich zum Ende des Jahrhunderts um 6,1 Prozent mehr Niederschläge geben wird, im Süd-Osten um 3,6 Prozent mehr. In West- und Südösterreich wird es dagegen trockener, minus 2,1 Prozent errechneten die Fachleute.

Auch für das Szenario A2 wird sich der Klimawandel bezüglich des Niederschlags in Österreich unterschiedlich auswirken. So werden im Norden die Niederschläge um 1,3 Prozent zunehmen, im Süd-Osten wird es dagegen um 0,5 Prozent trockener, im Süden und Westen wird es um 3,3 Prozent weniger Niederschläge geben.

Im Projekt „Cecilia“ stehen nicht nur Wetter und Klima im Mittelpunkt. Auch Flutkatastrophen und die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Luftqualität werden durchgespielt. Das EU-Projekt läuft über das 6. Forschungsrahmenprogramm, es ist mit 2.750.000 Euro dotiert und geht bis 2009.

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