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Norbert Hofer tritt als FPÖ-Parteichef zurück

Norbert Hofer
Norbert Hofer ©APA
FPÖ-Chef Norbert Hofer tritt zurück. Er habe die Partei nach Ibiza stabilisiert, sagte Hofer in einer Aussendung am Dienstag.

"Meine eigene Reise an der Spitze der FPÖ ist aber mit dem heutigen Tag zu Ende." Hofer will allerdings Dritter Nationalratspräsident bleiben. Der Burgenländer hatte sich in den vergangenen drei Wochen auf Reha befunden und sich währenddessen eine Auseinandersetzung mit Klubchef Herbert Kickl geliefert.

Hofer bestätigt auch einen Zusammenhang zwischen der Auseinandersetzung mit Kickl und seinem Rücktritt. Kickl und Hofer hatten sich zuletzt eine Auseinandersetzung über die Frage geliefert, wer die FPÖ als Spitzenkandidat in die nächste Nationalratswahl führen soll.

Kickl bei Wanderung überrascht

Weite Teile der Partei traf der Rücktritt sichtlich unvorbereitet. Eine Bergwanderung der niederösterreichischen FPÖ mit Klubchef Kickl endete inmitten zahlreicher Funklöcher mit pausenlos klingelnden Handys und sprachlosen Funktionären. Kickl und die anderen Funktionäre saßen gerade in der Waxriegelhütte auf 1.361 Meter Höhe als sie die Nachricht erreichte.

Kickl und FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz sind daraufhin zusammen nach Wien gefahren, um die Lage zu sondieren und Gespräche mit den Landesparteien zu führen, berichtete Helmut Fiedler, Vize-Stadtparteichef der FPÖ-Neukirchen und Organisator der Bergwanderung. Mehrere Landesparteien hatten sich nach dem Rücktritt rasch für einen - zumindest informellen - Parteichef Herbert Kickl ausgesprochen. Es werde heute oder morgen eine Stellungnahme von Kickl geben, sagte Fiedler vor Journalisten, die zuvor die Wanderung mitgemacht hatten.

Kandidatur für Bundespräsidentenwahl noch offen

Ein FPÖ-Parteitag wird laut Hofer in den nächsten Wochen nötig sein. Er habe die Partei nach Ibiza wieder stabilisiert und "soweit aufgestellt, damit sie auch in den nächsten Jahren Erfolg haben kann", meinte Hofer. Er wünsche seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin viel Erfolg. Ob er bei der nächsten Bundespräsidentenwahl wieder antreten möchte, lässt der scheidende FPÖ-Obmann offen.

Tweet sorgte für Verwirrung

Vor der offiziellen Bestätigung hatte Hofer mit einer Nachricht auf Twitter für Verwirrung gesorgt.

"Heute ist mein erster Tag nach der Reha - und mein erster Tag nach der Tagespolitik - Ich lege meine Funktion als Bundesobmann zurück und wünsche meinem Nachfolger alles Gute....", hatte er dort geschrieben, den Tweet nach drei Minuten aber wieder gelöscht.

Erste Reaktionen aus der FPÖ

Die blauen Landesparteien wurden vom Rücktritt von FPÖ-Obmann Norbert Hofer offenbar überrascht. Das bestätigten sowohl der Tiroler FP-Chef Markus Abwerzger als auch der neue Kärntner Obmann Erwin Angerer. Beide können sich Hofers Stellvertreter, Klubobmann Herbert Kickl als - zumindest interimistischen - Nachfolger vorstellen. Auch das Burgenland, Hofers eigene Landesgruppe, stellte sich hinter Kickl und seine "kantige Oppositionspolitik".

Burgenland

Der burgenländische Landesparteiobmann Alexander Petschnig betonte gegenüber der APA, dass sich die FPÖ bei Hofer dafür bedanken müsse, dass er "in einer schwierigen Zeit Verantwortung übernommen hat". Petschnig sprach sich für Kickl als neuen Parteichef aus. Die FPÖ habe sich nach zwei schwierigen Jahren in den Umfragen wieder verbessert. Grund dafür sei die "kantige Oppositionspolitik, die mit dem Namen Kickl in Verbindung steht".

Kärnten

Für Angerer ist Hofers Abgang "sehr, sehr überraschend" gekommen, wie der neue Kärntner FPÖ-Chef zur APA sagte. "Gestern Abend habe ich nach der Sitzung noch mit ihm telefoniert und einen Termin für nächste Woche ausgemacht. Verstehe ich nicht." Er habe von Hofers Rücktritt aus den Medien erfahren. Zur Nachfolge sagte Angerer, man müsse die Situation bewerten und dann eine Entscheidung treffen: "Aber wenn Kickl die Partei übernehmen will, halte ich ihn für einen möglichen Obmann."

Derzeit sieht Angerer zwar keinen anderen Bewerber, "aber es ist eine neue Situation". Man werde das im Bundesparteivorstand besprechen: "Jetzt wird einmal der Stellvertreter übernehmen, das ist meines Wissens eh der Herbert Kickl, dann wird es einen Parteitag brauchen und Neuwahlen."

Tirol

Ähnlich Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger, der sich ebenfalls überrascht vom Rücktritt zeigte. "Sein heute verkündeter Rücktritt als Parteiobmann kommt sehr unerwartet, aber seine persönliche Entscheidung ist zur Kenntnis zu nehmen", meinte Abwerzger. Für ihn stehe fest, dass nun sein erster Stellvertreter, Klubobmann Herbert Kickl, die Agenden interimistisch übernehmen soll, bis der Parteitag einen neuen Obmann oder eine neue Obfrau wähle.

Der Tiroler Landesparteiobmann bedankte sich indes in einer Aussendung bei Hofer für seine Arbeit und seinen Einsatz. "Hofer hat die Partei in einer sehr schwierigen Situation übernommen, dafür gebührt ihm großer Dank", so Abwerzger. Hofer habe die Partei "aus einem Tal der Tränen wieder nach oben geführt". "Wir liegen derzeit wieder bei zwanzig Prozent in den Umfragen, was der Verdienst von ihm und seinen Stellvertretern ist", sagte der Tiroler FPÖ-Chef.

Steiermark

Der Obmann der steirischen Freiheitlichen, Klubobmann Mario Kunasek, war für die APA für eine persönliche Reaktion auf den Rücktritt Hofers vorerst nicht zu erreichen. In einer schriftlichen Stellungnahme danke Kunasek dem scheidenden Parteichef für sein "unglaubliches Engagement": "Er hat großartige Arbeit geleistet und die freiheitliche Bewegung mit sicherer Hand wieder konsolidiert." Die FPÖ liege in Umfragen wieder bei 20 Prozent. Über die Nachfolge hielt sich Kunasek - wie schon im Konflikt Hofer-Kickl - bedeckt.

Auch der Wiener FPÖ-Obmann Dominik Nepp legte sich in der Nachfolgefrage nicht fest. Er dankte Hofer für seinen "großartigen Einsatz" und verwies ebenfalls auf Umfragewerte um von bis zu 20 Prozent: "Die weiteren personellen Entscheidungen werden in den folgenden Bundesgremien der Freiheitlichen Partei getroffen", so Nepp.

Oberösterreich

Der oö. FPÖ-Chef LHStv. Manfred Haimbuchner, der sich zuletzt hinter Hofer gestellt hatte, zeigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme "überrascht". Er nehme aber "mit großem Verständnis" zur Kenntnis, dass Hofer seine Funktion zurücklege. Hofer habe die Partei "in den schweren Stunden nach der Ibiza-Krise" übernommen und sie "wieder in ruhigere Gewässer und zurück auf die Erfolgsspur" geführt. "Norbert Hofer hat die Partei strategisch dorthin gestellt, wo sie meinem Selbstverständnis nach hingehört: rechts der Mitte, mit einer bürgerlichen Ausrichtung und sowohl regierungs- als auch koalitionsfähig", so Haimbuchner. Hofer gebühre "der Dank des gesamten Dritten Lagers".

(APA)

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