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Norbert Hofer: Spitzenkandidat der FPÖ im Porträt

Nationalratswahl 2019: Der SPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer im Porträt.
Nationalratswahl 2019: Der SPÖ-Spitzenkandidat Norbert Hofer im Porträt. ©APA
Erstmals geht der designierte Parteichef Norbert Hofer als Spitze in die Nationalratswahl. Wahlkampferprobt ist Hofer, spätestens seit dem Bundespräsidenten-Marathon-Wahlkampf 2016. Der FPÖ-Spitzenkandidat im Porträt-

Die FPÖ geht nach 13 Jahren erstmals nicht mit Heinz-Christian Strache an der Spitze in eine Nationalratswahl, sondern mit dem designierten Parteichef Norbert Hofer. Der als "seriöses Gesicht der FPÖ" bekannte Burgenländer war nach dem Ibiza-Skandal-bedingten Aus Straches dessen logischer Nachfolger.

Hofer folgte Strache als FPÖ-Spitzenkandidat

Hofer bezeichnet sich gerne als jener Mann, der in der FPÖ dann zum Einsatz kommt, "wenn es schwierig wird". Im Blick hat er damit nicht nur seine Präsidentschafts-Kandidatur 2016, sondern vor allem die Nachfolge Straches. Bis zu jenem Zeitpunkt, als dieser sich mit seinen im Mai bekannt gewordenen Aussagen auf Ibiza aus dem Jahr 2017 selbst ins Out schoss, war Hofer stets treu seinem Parteichef gefolgt.

Norbert Hofer im Bundespräidentschaftswahlkampf

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2016 ließ er sich nach anfänglichem Zögern von Strache dazu überreden, die Kandidatur für die Bundespräsidentschaftswahl zu wagen. Die damalige knappe Niederlage gegen Alexander Van der Bellen erwies sich für die Partei rückblickend als Glücksfall: Die lange Wahlauseinandersetzung machte den Vater von vier Kindern auch über die blaue Kernwählerschaft hinaus bekannt. Dass er nach dem Rücktritt Straches die Parteiführung übertragen bekam, war ein logischer Schritt.

Zusätzliches Asset des 48-jährigen gelernten Flugzeugtechnikers ist sein Image als seriöses Gesicht der Partei: Der meist lächelnd auftretende Burgenländer gibt sich verbindlich im Ton und hielt sich in der Vergangenheit auch von einschlägig rechten Aussagen weitgehend fern. Bei aller Freundlichkeit gilt Hofer freilich als hart in der Sache: Der Autor des FPÖ-Parteiprogramms ist klarer Parteiideologe und pflegt Verbindungen zu konservativen Kreisen wie dem elitären St. Georgs-Orden, bei dem er Ehrenritter ist. Bei der Schülerverbindung Marko-Germania zu Pinkafeld ist er Ehrenmitglied.

Hofer in der FPÖ unbestritten

Innerparteilich ist Hofer unbestritten - und er schaffte es auch, Straches Begehrlichkeiten nach Fortsetzung seiner politischen Karriere vorerst stillzulegen und dabei dennoch die nach wie vor vorhandenen Fans des Ex-Parteichefs nicht allzu sehr zu vergrämen. Folglich wird bei seiner offiziellen Kür zum Parteichef beim Bundesparteitag am 14. September auch mit einer recht hohen Zustimmungsrate der Parteigänger gerechnet.

Freundlich und ein wenig bieder gibt sich Hofer auch privat, lebt nach wie vor in seiner Heimatgemeinde Pinkafeld im Burgenland in einem einfachen Haus mit seiner zweiten Frau und einer Teenager-Tochter. Drei weitere Kinder hat er aus einer früheren Beziehung. Hofers Hobby ist das Fliegen, was keine Selbstverständlichkeit ist. Denn als junger Mann erlitt er bei einem Paragleiter-Absturz schwerste Verletzungen und ist auch heute noch teilweise auf den Stock angewiesen. Dass er überhaupt so mobil ist, ist auf eiserne Selbstdisziplin zurückzuführen.

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Lange galt Hofer auch aus der eigenen Betroffenheit als besonders engagierter Behindertenpolitiker. In den vergangenen Jahren widmete er sich verstärkt Verkehrsthemen, weshalb er auch nach dem Regierungseinzug der Freiheitlichen auf eigenen Wunsch nicht das Sozial- sondern das Infrastrukturressort bekam.

Aufregerthemen während der Amtszeit von ÖVP-FPÖ

Dieses lenkte er nach Meinung der meisten Beobachter souverän, selbst die üblichen Umfärbungen bei Regierungswechseln sorgten für wenig Aufsehen, da Hofer offenbar auf Kräfte setzte, die sich tatsächlich auskennen. Für Aufsehen und teils Kritik sorgte er während seiner Amtszeit mit Maßnahmen wie höheren Tempolimits (140 km/h-Teststrecke auf der Westautobahn) und dem Rechtsabbiegen bei Rot. Darüber hinaus präsentierte sich Hofer als begeisterter Verfechter der Elektromobilität.

Politisch wichtiger war Hofers Zweitjob als Regierungskoordinator, wo er sich für die ÖVP als zuverlässiges Bindungsglied zum Koalitionspartner erwies. Nicht umsonst haben die Freiheitlichen Hofer der Volkspartei als Nachfolger von Strache offeriert.

Die Beziehung der beiden war stets eine sehr enge. Bei der Abspaltung des BZÖ blieb der burgenländische Hoffnungsträger, der schon mit 24 Jahren Stadtparteiobmann in Eisenstadt war, zur Überraschung vieler bei der FPÖ und half führend bei deren Wiederauferstehung mit. Nicht wenige in der Partei interpretierten das weniger als strategische denn als ideologische Entscheidung.

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Einschlägig besonders auffällig war er freilich selten, was ihn dann auch zum idealen Kandidaten für das Amt des Dritten Nationalratspräsidenten nach dem höchst umstrittenen Martin Graf machte. Selbst die Parteien links der Mitte konnten mit Hofers objektiver Amtsführung gut leben. Teils andere Seiten ließ er dann während des Bundespräsidentschafts-Wahlkampfes durchklingen. Hofer schlug sich in der epischen Wahlschlacht zwar so gut, dass er fast ins höchste Amt im Staat gelangt wäre, doch zeigte sich, dass er es nicht nur freundlich kann (etwa mit der Aussage: "Sie werden sich noch wundern...")

Nationalratswahl im Herbst: Hofer würde führende Rolle in der Regierung übernehmen wollen

Ob Hofer, der das Amt des Bundespräsidenten auch nach seiner Niederlage gegen Van der Bellen nie aus den Augen verloren hat, in Zukunft tatsächlich noch einmal für die Hofburg kandidieren wird, hängt auch mit der weiteren Entwicklung zusammen: Sollte es nach der Nationalratswahl zu einer Neuauflage von Türkis-Blau kommen, dann wird Hofer wohl eine führende Rolle in der Regierung spielen - und für diesen Fall hat er bereits angekündigt, dieses Rolle auch nicht für eine andere Kandidatur aufgeben zu wollen.

Norbert Hofer (48 Jahre) im Steckbrief

  • Geboren am 2. März 1971
  • erlernter Beruf: Flugzeugtechniker
  • Wohnort: Pinkafeld (B)
  • Familienstand: verheiratet
  • Vorbild: Ich halte nichts von Vorbildern
  • Lieblingsmusik: Queen, Don McLean
  • Lieblingssong: "Bohemian Rhapsody" von Queen
  • Lieblingsbuch: "Ramses der Große" von Philipp Vandenberg
  • Lieblingsfilm: "Tod am Nil"
  • Lieblingsessen: Apfel
  • Hobbys: Fliegerei, Mountainbiken
  • Größter Erfolg: 2.124.661 Stimmen bei der Bundespräsidenten-Stichwahl 2016
  • Größter Misserfolg: Vier Mal nur Zweiter bei Leichtathletik- Landesmeisterschaften im Burgenland
  • Haustier: Hund (Australian Shepherd "Jessy")

Politischer Werdegang

  • 1995 Stadtparteiobmann von Eisenstadt
  • 1996 Landesparteisekretär im Burgenland
  • 1997 Gemeinderat in Eisenstadt
  • Seit 2005 stv. Bundesparteiobmann
  • Seit 2006 Nationalratsabgeordneter und FPÖ-Behindertensprecher
  • 2013 - 2017 Dritter Nationalratspräsident
  • 2017 bis 2019 Infrastrukturminister (und Regierungskoordinator)
  • Seit Mai 2019 designierter FPÖ-Bundesparteiobmann Sseit Juni 2019 FPÖ-Klubobmann
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