Laut einem Vorschlag der EU-Kommission sollen Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Auflagen als klimafreundlich eingestuft werden dürfen. Seitdem hagelt es Kritik von allen Seiten. Umweltministerin Leonore Gewessler droht mit Klage gegen die EU-Kommission. Die EU stuft die Nutzung von Atomenergie als grün ein, wenn es einen Plan für die Endlagerung der hoch radioaktiven Abfälle gibt und neue Kernkraftwerke bis 2045 eine Baugenehmigung haben. In „Vorarlberg LIVE“ redet Pascal Pletsch heute mit Anti-Atomkraft-Ikone Hildegard Breiner über grüne Energie und warum Atomstrom für viele ein No-Go ist.
Video: Hildegard Breiner über die Atomkraft
Text von Matthias Rauch/VN
"Es ist nicht ganz überraschend gekommen, aber trotzdem, in dieser Treistigkeit als grün und nachhaltig einzustufen verschlägt einem fast die Worte", erklärt die Vorarlberger Ikone im Kampf gegen die Atomkraft, Hildegard Breiner, am Freitagabend in "Vorarlberg LIVE".
Zwei Interessen
Sie vermutet vor allem zwei Bestrebungen hinter diesem Vorstoß: Einerseits würde diese Einstufung der kostenintensiven Atomkraft den Zugang zu neuen Fördertöpfen erlauben. Andererseits gibt es auch ein militärisches Interesse, die Atomkraft am Leben zu erhalten, ist Breiner überzeugt. "Die zivile Seite der Atomenergie hätte es nie gegeben, wenn es nicht zuvor die militärische gegeben hätte. Sie sind nach wie vor Zwillinge, die einander bedingen." Dies zeigte sich auch in Äußerungen des französischen Präsidenten Emmanuel Macron.
Video: Hildegard Breiner über die Sicherheit der Reaktoren
An die absolute Sicherheit der modernen Nukleartechnik zweifelt die Vorarlberger Vorkämpferin. Auch die reduzierte Größe der Atomreaktoren bedeute schlussendlich nur, dass die mögliche Katastrophe etwas kleiner ausfalle, aber nicht dass sie nicht geschehen könne. "Aber im Grunde genommen würde dadurch jeden Tag Atommüll entstehen und das ist für mich das Verbrechen an der Sache", betont Breiner. Bis heute könne man den nachfolgenden Generationen hier keine Lösung, sondern nur eine Bürde anbieten.
Video: Hildegard Breiner über erneuerbare Energien
Der Widerstand gegen die Einstufung der Atomenergie als grüne Energie könnte jedoch größer ausfallen. Es sei nicht realistisch, dass es eine qualifizierte Mehrheit gegen diese Entscheidung geben wird. Dabei zeige allein die Infrastruktur in Frankreich die Probleme auf: Desolate Strukturen veralteter Anlagen und fehlendes Kühlwasser in heißen Sommermonaten zwinge immer wieder Kraftwerke, vom Netz zu gehen. "Die Nachrüstungen sind entsetzlich teuer und wie Frankreich aus dieser Falle befreien will, ist mir schleierhaft", warnt Breiner. Insgesamt sei die Atomkraft einfach zu unwirtschaftlich, ist Breiner überzeugt. Der Aufschwung der nachhaltigen Energiequellen wird dies nur verstärken.
Video: Hildegard Breiner über ihre Mitstreiter
Die Sendung "Vorarlberg LIVE" ist eine Kooperation von VOL.AT, VN.at, Ländle TV und VOL.AT TV und wird von Montag bis Freitag, ab 17 Uhr, ausgestrahlt. Mehr dazu gibt's hier.
(VOL.AT/VN)
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