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"Nichts Neues" bei "Kunst aus der Zeit"

Die zeitgenössische Schiene der Bregenzer Festspiele, "Kunst aus der Zeit" (KAZ), wartet zu ihrem zehnjährigen Bestehen mit mehreren Uraufführungen auf, darunter Werke der österreichischen Komponisten Bernhard Gander und Bernhard Lang.
Das Musiktheater “Home Work” des französischen Komponisten Francois Sarhan wird als KAZ-Auftragswerk erstmals in einer neuen Fassung zu hören sein. Dem heurigen Motto der Bregenzer Festspiele – “Schöpfung” – setzt KAZ (20. Juli bis 21. August 2011) entgegen “Nichts ist neu – Nothing is new“, erklärten Festspielintendant David Pountney und KAZ-Leiterin Laura Berman am Dienstagabend bei der Programmpräsentation.

Schöpfung” sei heute in der modernen Musik eher als Recycling des Bestehenden zu verstehen, erklärte Berman. Neue Musik lege es anders als im 20. Jahrhundert nicht mehr darauf an, möglichst ungewöhnlich und fremd zu sein. “In Vorarlberg ist das noch nicht überall angekommen”, warb Berman für KAZ. Mit Judith WeirsAchterbahn” wird 2011 erstmals auch als Hausoper eine Uraufführung gezeigt. Das sei der “Versuch, neue Werke in einem Mainstream-Kontext zu präsentieren“, KAZ habe dagegen einen stärker experimentellen Hintergrund, erklärte Pountney.

Unter dem Titel “Sonderkonzert: Modelle” haben die Bregenzer Festspiele zum 30-Jahr-Jubiläum von Festspielpräsident Günter Rhomberg bei Bernhard Lang das Werk “Monadologie XII” in Auftrag gegeben. Zu hören ist es gemeinsam mit Stücken von Hans Zender am 10. August in der Interpretation des Klangforum Wien. Das Stück “Weg Da” von Bernhard Gander, das die Asylpolitik zum Thema macht, wird am 18. August im Rahmen des Konzerts “What happens next?” uraufgeführt. Das “österreichische ensemble für neue musik (oenm)” bringt dabei auch Werke von Enno Poppe und Bernhard Lang nach Bregenz. Die Kooperation von KAZ mit dem Kunsthaus Bregenz wird mit dem Konzert “Wandlungen” des oenm in der Ai Weiwei-Ausstellung des KUB fortgeführt (17. August).

Ein Experiment zwischen Pflicht und Lust wagt von 2. bis 9. August der Pianist Marino Formenti in der Bregenzer Galerie K12. Unter dem Titel “Nowhere” wird er den ganzen Tag Klavier spielen. Das Publikum ist eingeladen, vorbeizuschauen, wann immer es ihm gefällt. Die Idee sei ihm gekommen, als er frustriert von den ewigen Fingersatzübungen sich danach sehnte, die Selbstvergessenheit zu spüren, die Musik ausmache, erklärte der Pianist. “Ich spiele solange, bis das Ich weg ist“, so der Italiener, der dabei Werke von John Cage, Morton Feldman, Klaus Lang oder Erik Satie präsentieren wird.

Eröffnet wird das heurige KAZ-Programm am 23. Juli von einem von Jorge Sanchez-Chiong geleiteten “Beschwerdechor“, der seinem Ärger über Missstände vor dem Festspielhaus Luft machen wird. Um Material dafür zu sammeln, durften Bregenzer Bürger nach Herzenslust jammern und granteln. Schwungvoll und schräg-witzig wird es bei Francois Sarhans “Home Work“. Er entwirft in seinem Musiktheater drei durch Instrumente verkörperte Figuren, deren Alltagsprojekte gründlich schief laufen. Die Neufassung des Stücks wird vom Ictus Ensemble aus Brüssel aufgeführt, dabei können sich die Zuhörer frei durch die drei Räume bewegen.

Das Ictus Ensemble wird zudem am 30. Juli einen Leckerbissen bieten: In einer österreichischen Erstaufführung wird “The Wayward” von Harry Partch, arrangiert von Tim Marien, zu hören sein. Partch zählt zu den Pionieren der mikrotonalen Komposition. Er fuhr in den 1930er-Jahren als Gelegenheitsarbeiter mit dem Güterzug durch die USA. “The Wayward” stellt eine Art musikalisches Reisetagebuch dieser Fahrten dar. Seine Musik, normalerweise auf seinen dafür selbst gebauten Instrumenten gespielt, wird außerhalb der USA nur mehr selten aufgeführt.

Auch im Tanzbereich bietet KAZ eine österreichische Erstaufführung. “AS IF Stranger” (Premiere 5. August), eine Choreografie von Richard Siegal, versteht sich als multimediale Tanzperformance und Hommage an die Konzeptkunst. Dem neuen Genre des Dokutheaters widmet sich das Künstlerkollektiv “Rimini Protokoll” mit dem Stück “Black Tie” (11. August). Die als Kleinkind aus Korea adoptierte Deutsche Miriam Yung Min Stein erzählt darin von der Suche nach ihren Wurzeln.

“Kunst aus der Zeit” der Bregenzer Festspiele, 20. Juli bis 21. August 2011, Informationen im Internet unter http://www.bregenzerfestspiele.com

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