Neujahrsempfang mit „Schiffstaufe 1964“

Ernst Blum konnte im Kinderhaus Pertinsel erfreuliche viele Vereinsfunktionäre sowie Unternehmerinnen und Unternehmer begrüßen. Er freute sich über ein erfolgreiches Jahr 2013. Heuer hat Fußach erstmals mehr Finanzrücklagen als Schulden, es gibt also einen Pro-Kopf-Überschuss.
Besonders erfreut zeigte er sich darüber, dass mit dem Direktor des Föderalismusinstitutes Dr. Peter Bußjäger ein ausgewiesener Fachmann zum Thema „50 Jahre Schiffstaufe Vorarlberg – Geburtsstunde des österreichischen Föderalismus?” referierte. „Fußach” ist nach wie vor ein Begriff für Menschen, die sich von einer Obrigkeit nicht alles gefallen lassen, betonte der Bürgermeister.
Vorarlberg statt Renner
Dr. Peter Bußjäger berichtete in seinem kurzen Vortrag über die Vorgeschichte zur Schiffstaufe am 21. November 1964, über die Ereignisse in der Fußacher Werft und über etliche Folgen. Die Landesregierung hatte damals für das modernste neue Bodenseeschiff natürlich den Namen „Vorarlberg” vorgeschlagen. SPÖ-Verkehrsminister Otto Probst aber bestand darauf, dass der verdiente Mitbegründer der ersten und der zweiten Republik, der Sozialdemokrat Dr. Karl Renner, das Schiff zieren sollte.
Das löste im Land erheblichen Wirbel aus, mit Nachdruck unterstützt durch die „Vorarlberger Nachrichten”. An die 20.000 Demonstranten fanden sich am 21. November 1964 bei der Werft in Fußach ein. Der Zaun um die Werft wurde umgeworfen, die Festgäste flüchteten auf die „Österreich”. Minister Probst, auf dem Seeweg Richtung Fußach unterwegs, musste abdrehen. Ganze Lkw-Ladungen an Tomaten – „Obst für Probst” – landeten also zum Teil auf den unschuldigen Gendarmeriebeamten. Der Einsatz einer Kompanie des Bundesheeres wurde im letzten Moment abgeblasen.
Schiffspatin
In Fußach stand dann plötzlich Trude Hartmann auf dem Podest beim neuen Schiff. Sie taufte die „Vorarlberg”. Beim Neujahrsempfang berichtete sie, dass sie eigentlich nur einmal an einer Schiffstaufe habe teilnehmen wollen. Wenig später wurde sie jedenfalls die Frau des damaligen Fußacher Bürgermeisters Kurt Nagel.
Aufs Podest gehoben wurde sie einst bei der Schiffstaufe vom Lustenauer Sigi Hämmerle. Er nahm ebenfalls am Neujahrsempfang teil und freute sich, Trude Nagel wieder einmal zu sehen. Mit im Gepäck führte er die Originalausgabe der „VN” vom 21.11.1964, die auf großes Interesse stieß.
Selbstvertrauen gestärkt
War die Schiffstaufe zu Fußach tatsächlich die Geburtsstunde des Föderalismus in Österreich? Für den Referenten Dr. Bußjäger steht die Demonstration für das Aufbegehren von Bürgern gegen den seit 1945 in Österreich erstarkten Zentralismus. „Eine derartige Entscheidung eines Ministers, der nicht einmal die Koalitionsregierung befragt hatte, wäre heute nicht mehr möglich”, ist sich Dr. Bußjäger sicher. Das Selbstvertrauen der Vorarlberger und anderer Föderalisten wurde gestärkt. Peter Bußjäger: „Ich frage mich allerdings schon, weshalb nicht ebenso heftig demonstriert worden ist, als einst das Schulwesen zentralisiert worden ist.” Vermutlich entzünde sich der Volkszorn eben eher an Symbolen wie einem Schiffsnamen.
Nach dem offiziellen Teil lud die Gemeinde Fußach zu Häppchen und Getränken, aufgetischt vom „Anker”-Team. Dabei gaben besonders ältere Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Gespräch gerne ihre Eindrücke von der Schiffstaufe vor beinahe 50 Jahren zum Besten. “Sigi + friends” spielten dazu auf.
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