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Neues zu ansteckendem Gesichtskrebs bei Tasmanischen Teufeln

Tasmanischer Teufel könnte bei Entwicklung von Krebstherapien helfen
Tasmanischer Teufel könnte bei Entwicklung von Krebstherapien helfen ©APA/AFP
Es ist ein durchaus beunruhigender Gedanke: ein Krebs, der ansteckend ist. Glücklicherweise sind solche Erkrankungen sehr rar, die Population der Tasmanischen Teufel wird jedoch von einer solchen heimgesucht und stark dezimiert. In Zusammenarbeit mit australischen Kollegen hat ein Wiener Team nun gezeigt, wie sich diese Gesichtstumore bei diesen Beuteltieren Therapien entziehen. Dabei werden einander die beiden bekannten Varianten tendenziell ähnlicher.

Im Fachblatt "The EMBO Journal" berichtet ein Team um Studienerstautorin Anna Schönbichler von der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien, dem u.a. auch Richard Moriggl von der Universität Salzburg oder Andreas Bergthaler von der Medizinischen Universität Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) angehörten, über seine Arbeiten zu den biologischen Signalwegen, die die heimtückische Krankheit vorrangig nutzt. Die nur auf der südaustralischen Insel Tasmanien heimischen Beutelteufel (Sarcophilus harrisii) werden seit einigen Jahren von einem Gesichtstumor heimgesucht, der der Population stark zusetzt. In früheren Untersuchungen wurde gezeigt, dass es eigentlich zwei Tumor-Varianten sind: "Devil Facial Tumour 1" (DFT1) und "Devil Facial Tumour 2" (DFT2).

Spezielle Krebszellen als spezielle Chance

Beide können wie eine Infektion von Tier zu Tier weitergegeben werden. Was für die Beutelteufel letal ist, ist für Forschende eine Gelegenheit, sehr seltene biologische Phänomene zu studieren. "Dass sich Krebszellen wie ein Infektionserreger übertragen können, ist extrem selten und verlangt außergewöhnliche Fähigkeiten", so Schönbichler in einer Aussendung. "Gerade deshalb eignen sich die Tumore der Tasmanischen Teufel hervorragend, um zu verstehen, was Krebszellen so widerstandsfähig und anpassungsfähig macht und wie sie Metastasen entwickeln - und um daraus neue Therapieansätze abzuleiten."

Zuerst suchte das Team nach den Signalwegen, die die Krebszellen der verschiedenen Tumorvarianten vorrangig nutzten, um ihr Überleben und Wachstum voranzutreiben. "Wir konnten zeigen, dass viele molekulare Schalter, die in DFT1 aktiv sind, in DFT2 nicht aktiviert werden und umgekehrt. Diese Unterschiede eröffnen gezielte Angriffspunkte zur Bekämpfung des übertragbaren Krebses beim Tasmanischen Teufel", so Co-Studienleiter Bergthaler.

Flexible "Devil Facial Tumour 1"-Zellen

Es zeigte sich, dass bei DFT1-Zellen die ERBB-Rezeptoren an der Oberfläche der Tumorzellen überaktiviert sind. So nehmen sie vermehrt Wachstumsfaktoren auf, was im Zellkern vermehrtes Zellwachstum anstößt. Da es Medikamente gibt, die diesen Signalweg blockieren können, haben die Forschenden dies bei den Zelllinien getan. Allerdings zeigte sich schon nach kurzer Zeit, dass die intendierte Wirkung nachließ. Es scheint so zu sein, dass DFT1 auch auf andere Signalwege und andere Krebstreiber quasi umschalten kann und schnell gegen die Behandlung resistent wird.

Bei DFT2 wiederum ist die Sache zunächst anders: Hier spielt der PDGFRA-Rezeptor auf den Tumorzellen eine besondere Rolle, wie die Wissenschafterinnen und Wissenschafter in ihrer Arbeit schreiben. Auch der hier nachgeordnete Signalweg hat mit dem Überleben von Zellen bzw. der Zellteilung zu tun - und kann mit einem Wirkstoff angesteuert bzw. blockiert werden. In diesem Fall ging das auch länger gut als bei DFT1 - die Resistenz entwickelte sich deutlich langsamer.

Tumorvarianten werden einander ähnlicher

Interessant war für die Forschenden, dass sich DFT2 in Anwesenheit eines Gegenspielers mit der Zeit merklich stärker jener Strategien bedient, die DFT1 an den Tag legt. Die beiden Varianten werden einander also ähnlicher. Dies decke sich auch mit Beobachtungen aus der freien Wildbahn, wo die Tarnmechanismen der Tumore auch ähnlicher zu werden scheinen, so die Experten.

Solche Erkenntnisse sind für Wissenschafter, die auf der Suche nach möglichst universellen Strategien von Krebszellen sind, um sich vor Angriffen durch das Immunsystem oder Behandlungen mit Wirkstoffen zu schützen, besonders interessant. "Ein tieferes molekulares Verständnis unterstützt damit auch die Entwicklung neuer Therapieansätze für Tiere und Menschen", wird Studienleiter Richard Moriggl von der Uni Salzburg zitiert. Um dem Ziel, "einen Beitrag zur Rettung des Tasmanischen Teufels zu leisten" näher zu kommen, ergibt sich aus der neuen Studie eine zusätzliche Erkenntnis: So verbessert das gleichzeitige Hemmen von ERBB- und PDGFRA-Rezeptoren das Fortschreiten von "Devil Facial Tumour 1" und "kann die Entstehung von Resistenzen verhindern", schreiben die Forschenden in der Arbeit.

(S E R V I C E - )

(APA)

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