Neuer ÖBB-Nightjet in Wien präsentiert

In einem Promotionvideo, das am Bahnsteig 5 am Wiener Hauptbahnhof gezeigt wird, äußert sich ein Techniker der ÖBB begeistert über das brandneue Drehgestell: "Alles glänzt so schön."
Neuer Nightjet auf Tour durch Österreich
Der neue Nightjet, das neue Flaggschiff der ÖBB im Bereich der Nachtzüge, hatte zuvor seine Premiere mit einer Einfahrt vor zahlreichen Gästen an diesem Bahnsteig. Anschließend hatten die interessierten Besucher die Möglichkeit, das Innere des Zuges sowie die neuen Uniformen des Personals zu begutachten. Im Anschluss startet eine zweitägige Tour durch Österreich, bevor der Nightjet ab dem 10.12. offiziell im regulären Betrieb eingesetzt wird.
Zu Beginn werden die neuen Nightjet-Züge die Strecken von Wien bzw. Innsbruck nach Hamburg und zurück bedienen. Nach und nach werden die neuen Nachtzüge der ÖBB dann auch auf anderen bereits bestehenden Strecken eingesetzt, zum Beispiel von Wien nach Genua oder nach Brüssel. Ab kommendem Herbst wird der Nachtzug auch täglich statt nur drei Mal pro Woche in die EU-Metropole fahren, wie ÖBB-Chef Andreas Matthä vor Ehrengästen, Zugfans, Journalistinnen und Journalisten angekündigt hat.
ÖBB wollen jährliche Fahrgastzahl auf drei Millionen verdoppeln
"Mit dem neuen Nightjet setzen wir den Ausbau unseres Nachtzuggeschäfts konsequent fort und bieten mit den hochmodernen Zügen deutlich mehr Komfort und Privatsphäre", so ÖBB-Chef Matthä. "Bahn fahren heißt Klimaschützen", sagte Verkehrs- und Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne).
"Wir haben sehr lange gewartet, aber am Ende hat es doch funktioniert", äußerte Matthä in Bezug auf Lieferverzögerungen des Nightjets. Laut einem Sprecher der ÖBB handelt es sich um 33 neue Nightjet-Modelle im Wert von 720 Millionen Euro, wie auf Anfrage der APA mitgeteilt wurde. "Wir investieren, weil große Nachfrage besteht und Nachtzüge wie die ganze Bahn gelebten Klimaschutz darstellen", erklärte Matthä. "Unser Ziel ist es, die Nachtzug-Passagierzahl von 1,5 auf drei Millionen (pro Jahr, Anm.) zu steigern."
ÖBB Marktführer für Nachtzüge in Europa
"Jemand muss vorangehen", freute sich Patrick Neumann von back-on-track.eu im APA-Gespräch. "Schön, dass es die ÖBB sind. Die machen, was sie können - Respekt", sagte der Deutsche, dessen Verein sich für mehr grenzüberschreitende Nachtzugverbindungen in Europa einsetzt.
Die Deutsche Bahn verkaufte ihr Nachtzuggeschäft vor einigen Jahren an die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), die nun als Marktführer für Nachtzüge in Europa gelten. Der aus Deutschland stammende EU-Botschafter in Wien, Martin Selmayr, nutzte diese Gelegenheit, um einen Seitenhieb abzugeben. Er erklärte, dass man in den nächsten Monaten entweder den Komfort der ÖBB oder die Retrozüge der Deutschen Bahn nutzen könne. Dies sei ein Symbol dafür, wie es in Europa läuft. Der Botschafter hob die Bedeutung des Zugverkehrs für das Klima hervor und hofft, dass es in Zukunft einfacher sein wird, einen Nachtzugplatz von Wien nach Brüssel zu bekommen. Dies soll durch die angekündigten zusätzlichen Verbindungen verbessert werden.
Großes Potential für CO2-Einsparungen durch Bahn
Auch Gewessler von den Grünen betont erneut, wie wichtig es ist, den Nightjet nach Brüssel zu nutzen. Nachdem sie das neueste Modell besichtigt hat, ist offensichtlich, dass man zukünftig mit einem höheren Komfortniveau und verbesserten Arbeitsmöglichkeiten über Nacht reisen kann. Der neue Nachtzug wird als revolutionäre Veränderung angesehen.
Der Eisenbahn- und Klimaaktivist Neumann wies jedoch darauf hin, dass es immer noch "unfaire Wettbewerbsvorteile für den Flugverkehr" im Vergleich zur Bahn gibt. Wenn in Europa nur die Flugverbindungen durch Zugverbindungen ersetzt würden, wo dies "sinnvoll ist, ohne das Fliegen zu verbieten", könnten laut einer vom Verein in Auftrag gegebenen Studie drei Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen der Europäischen Union eingespart werden.
Neuer Nightjet bietet deutlich mehr Komfort
ÖBB-Chef Matthä pries die Vorteile des neuen Nachtzuges an, der einen "Komfortsprung" mit sich bringt. Jede Schlafkabine verfügt über eine Dusche, die Liegewagen sind maximal mit vier Personen belegt und es gibt Minikabinen für zusätzliche Privatsphäre. Laut Matthä bietet dies ein völlig neues Fahrgefühl – was auch mit den zuvor erwähnten Drehgestellen zusammenhängt, die insbesondere die Technikbegeisterten unter den Zugliebhabern interessieren.
Die neuen Nightjets bestehen aus insgesamt sieben Waggons, die sich wie folgt aufteilen: zwei Sitzwaggons, drei Liegewaggons und zwei Schlafwaggons. Die maximale Kapazität beträgt 254 Personen. Es besteht außerdem die Möglichkeit, bis zu sechs Fahrräder mitzunehmen. Die Schlafwaggons bieten zwei verschiedene Komfortklassen an. Im Liegewaggon kann man eine "Mini-Cabin" buchen, eine Art Schlafkabine für Alleinreisende. Die Züge sind auch barrierefrei zugänglich. WLAN ist im Fahrpreis enthalten und die Fenster wurden so gestaltet, dass der Handyempfang verbessert wird. Das Fahrgastinformationssystem entspricht dem neuesten Stand der Technik. Zusätzlich zu herkömmlichen Steckdosen sind auch USB-Anschlüsse vorhanden. Die Abteile sind mit einem elektronischen Zugangssystem ausgestattet, bei dem NFC-Karten verwendet werden, und alle Waggons verfügen über eine Videoüberwachung.
(APA/Red)
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