Wenn Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Verkehrsminister Werner Faymann (beide SPÖ) am Mittwoch eine praktikable Mautlösung präsentieren, dann setzt Rainer Troy, seit sechs Jahren Obmann der Wirtschaftsgemeinschaft Bregenz, keine hochgesteckten Erwartungen in diesen neuen Anlauf zur Vignettenbefreiung bzw. Tagesvignette.
Natürlich unterstützt auch Troy jede Maßnahme, die geeignet ist, das Verkehrsproblem in der Bregenzer Innenstadt zu entschärfen, aber eine Vignettenlösung kann nur kurzfristig helfen, ist der WIGEM-Chef skeptisch.
Die WIGEM hat selbst mehrfachInitiativengestartet, um eine Vignettenbefreiung zu erwirken, erinnert Troy. Für ihn ist klar, dass diese nun greifbar nahe Lösung nur eine von mehreren notwendigen Maßnahmen sein kann. Denn wie schon nach der Eröffnung des Pfändertunnels vor mehr als einem Vierteljahrhundert werde sich auch die Entlastung durch eine Vignettenlösung (und in einigen Jahren durch die zweite Röhre) sehr schnell wieder auffüllen.
Den Grund dafür sieht Troy in der ausgereizten Kapazität der innerstädtischen Straßen. Da gibt es von allem Anfang an überhaupt keine Reserven. Als die Stadtstraße geplant wurde, war man sich klar darüber, dass es nur eine kurzfristige Besserung bringen könne, denn Experten haben schon in der Planungsphase davon gesprochen, dass die noch gar nicht gebaute Stadtstraße schon zu 97 Prozent ausgelastet ist.
Es ist ein Teufelskreis
Für die wirtschaftliche Entwicklung der Innenstadt sieht Troy wichtigere Ansätze als die Vignettenbefreiung. Es ist ein Teufelskreis, denn florierender Handel und volle Gastronomiebetriebe führen ganz zwangsläufig zu mehr Verkehr. Da werden alle Hoffnungen auf eine Verlagerung auf den ÖPNV täglich sichtbar ad absurdum geführt , stellt Troy mit Verweis auf den zähfließenden Kolonnenverkehr an einem ganz normalen verregneten Dienstagvormittag fest. Zahlreiche Fußgängerübergänge (Stichwort Hafen, HTL) verstärken den Stau.
Zukunftsplattform
Weil die Stadt allein nicht stark genug ist, dieses Problem zu lösen, denkt Troy an eine Zukunftsplattform mit einem Schulterschluss aller Kräfte als Basis für den Bruch mit Tabus. Seit Karl Tizian mit der Unterflurtrasse die Wahlen und den Bürgermeistersessel verloren hat, will niemand mehr über dieses Thema reden. Dabei ist es für mich die einzige Lösung, um Bregenz an den See zu bringen. Heute liegt die Innenstadt an der Stadtstraße, das kanns langfristig nicht sein.
Troy räumt ein, dass es nicht einfach sein wird, aber auch nicht unmöglich, wenn man sich das Beispiel St. Gallen vor Augen hält.
ZUR PERSON
Rainer Troy
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