Nach der schlimmsten Terrorserie in der Geschichte Frankreichs mit rund 130 Todesopfern ist mindestens noch ein Verdächtiger auf der Flucht. Die belgische Justiz schrieb den 26-jährigen Salah Abdeslam am Sonntag international zur Fahndung aus. Der in Brüssel geborene Mann sei “gefährlich”, warnte die Polizei. Es handelt sich Ermittlern zufolge um den Bruder eines der Selbstmordattentäter. Abdeslam wird auch mit einem internationalen Haftbefehl aus Belgien gesucht.
Eventuell mehrere Täter auf der Flucht
Befürchtet wird, dass eine ganze Gruppe abgetaucht sein könnte. Sieben Attentäter starben bei den Anschlägen. Die Terroristen wollten auch ein Blutbad vor laufenden Kameras während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland anrichten. Im Stadion saßen fast 80 000 Zuschauer.
Bei der beispiellosen Anschlagsserie der drei Terrorkommandos waren am Freitag mindestens 132 Menschen getötet worden, gut 350 wurden teils schwer verletzt. Unter den Toten der minutiös geplanten Terrorserie ist mindestens ein Deutscher. Die Massaker waren nach Ermittlungen eine Aktion der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).
Wie Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Sonntagabend berichtete, sind eventuell sogar mehrere Täter auf der Flucht. “Am besorgniserregendsten ist die Information, dass möglicherweise noch eine Tätergruppe in Frankreich unterwegs ist”, sagte er dem ZDF.
Drei Brüder in Anschläge verwickelt
Nach Ermittlerangaben vom Sonntagabend waren in die Anschläge drei Brüder verwickelt. Einer sei bei den Attentaten selbst ums Leben gekommen, während sich ein zweiter derzeit in Belgien in Polizeigewahrsam befinde, verlautete am Sonntag aus Ermittlerkreisen in der französischen Hauptstadt. Beim dritten Bruder sei nicht klar, ob er einer der Selbstmordattentäter war oder auf der Flucht ist.
Koordinierte Kommandoaktion
Die Massaker waren nach ersten Ermittlungen eine koordinierte Kommandoaktion der Terrororganisation Islamischer Staat (IS). Über drei der mindestens sieben getöteten Angreifer wurden erste Details bekannt. Einer war ein französischer Kleinkrimineller. Zwei Attentäter sind womöglich als Flüchtlinge getarnt eingereist.
G20 weiten Kampf gegen Terror aus
In Deutschland wurden die Sicherheitsmaßnahmen deutlich verschärft. Frankreich erklärte dem islamischen Terrorismus den Krieg. Die Top-Wirtschaftsmächte (G20) berieten auf ihrem Gipfel in der Türkei ein schärferes Vorgehen gegen den Terrorismus.
Terrorserie erschüttert Paris – 132 Menschen sterben
Am Freitagabend hatten drei Terrorkommandos an sechs Orten in der französischen Hauptstadt nahezu gleichzeitig zugeschlagen. Sie schossen wahllos auf Menschen in Restaurants, in der Konzerthalle “Bataclan” und sprengten sich während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland in der Nähe des Stadions in die Luft. Sieben Attentäter kamen ums Leben. Die Angreifer benutzten Sturmgewehre des Typs Kalaschnikow und trugen identische Sprengstoffwesten. Der getötete Deutsche saß in einem der beschossenen Cafés auf der Terrasse, wie der ARD-Korrespondent Mathias Werth unter Berufung auf die deutsche Botschaft in Paris berichtete. Demnach sind auch unter den Verletzten mehrere Deutsche.
Wie angespannt die Lage in Paris weiter ist, zeigte sich am Sonntagabend: Auf dem Platz der Republik kam es kurzzeitig zu einer Panik, viele Menschen ergriffen die Flucht. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um einen falschen Alarm.
Polizeibekannter Islamist unter Attentätern
Einer der identifizierten “Bataclan”-Attentäter war ein polizeibekannter Islamist mit französischem Pass. Er war den Behörden wegen seiner Radikalisierung bekannt. Im “Bataclan hatten die Angreifer während eines Konzerts fast 90 Menschen getötet.
Attentäter womöglich als Flüchtlinge getarnt eingereist
Bei den Überresten eines der Selbstmordattentäter vom Stade de France wurde ein syrischer Pass gefunden. Es dürfte sich um eine Fälschung handeln, offiziell bestätigt wurde das jedoch nicht. Es verdichten sich die Hinweise, dass dieser Mann und ein weiterer Attentäter als Flüchtlinge getarnt in die EU eingereist sein könnten.
Berichte: Blutbad vor laufender Kamera geplant
Die Attentäter beim Stade de France hatten laut Medienberichten ein Blutbad vor laufenden Kameras während des Länderspiels Frankreich gegen Deutschland geplant. Mindestens einer der insgesamt drei Terroristen wollte seine Bombe in dem mit knapp 80 000 Fans besetzten Stadion während des Fußball-Testspiels zünden.
Zwei Attentäter lebten zuletzt in Belgien – sieben Festnahmen
Nach den Anschlägen steht erneut Belgien im Fokus der Ermittler. Zwei der getöteten Attentäter lebten zuletzt im Großraum Brüssel. Es handele sich um Personen mit französischem Pass, wie die Brüsseler Staatsanwaltschaft laut belgischer Nachrichtenagentur Belga mitteilte. Bei einer Razzia im Brüsseler Einwanderer-Stadtteil Molenbeek wurden am Samstagabend sieben Menschen festgenommen. Ob sie in die Anschläge verwickelt sind, wurde am Sonntag noch untersucht.
Frankreich spricht von Krieg
Frankreichs Präsident François Hollande sprach von einem “Kriegsakt” des IS und verhängte den Ausnahmezustand. Premierminister Manuel Valls sagte am Samstagabend dem Sender TF1: “Ja, wir sind im Krieg.” Frankreich werde handeln, um diesen Feind zu zerstören.
IS bekennt sich zu Anschlägen
Im Internet war eine zunächst nicht verifizierbare Erklärung aufgetaucht, in der sich der IS zu den Anschlägen bekennt. Frankreich wird angedroht: “Dieser Überfall ist nur der erste Tropfen Regen und eine Warnung.” Der Pariser Staatsanwalt François Molins sagte, die Terroristen hätten bei ihren Taten Syrien und Irak erwähnt. Im Irak und in Syrien beherrscht der IS große Gebiete. Frankreich fliegt Angriffe gegen Stellungen der Extremisten. Rätsel gibt ein Mann aus Montenegro auf, der vor gut einer Woche von der Polizei in Oberbayern mit Maschinenpistolen, Handgranaten und Sprengstoff im Auto gestoppt wurde. Angeblich war er damit auf dem Weg nach Paris. Ein Zusammenhang mit den Anschlägen wird geprüft.
De Maizière: Gefährdungslage in Deutschland hoch
In Deutschland schickt die Bundespolizei verstärkt Einsatzkräfte an die Grenze zu Frankreich, intensiviert Streifen an Flughäfen und Bahnhöfen. Die Polizisten patrouillieren dort mit Schutzwesten und schweren Waffen. Verbindungen von und nach Frankreich werden besonders in den Blick genommen. Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, die Gefährdungslage in Deutschland sei hoch, die Bundesrepublik stehe weiter im Fadenkreuz des Terrorismus.
Gauck: Eine neue Art von Krieg
Staats- und Regierungschefs in aller Welt richteten sich auf einen verstärkten Kampf gegen den Terror ein. Bundespräsident Joachim Gauck sieht in den Attentaten eine neue “Art von Krieg”. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dem Nachbarland “jedwede Unterstützung” zu. US-Präsident Barack Obama verurteilte die Anschläge als “abscheulichen Versuch”, die Welt zu terrorisieren.
Zeichen gegen den Terror: Deutsche Regierung bei Länderspiel
Die gesamte deutsche Bundesregierung will nach einem Bericht der “Bild”-Zeitung das Testländerspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Dienstag in Hannover gegen die Niederlande besuchen. Die deutsche Elf will das Länderspiel trotz der Terroranschläge von Paris bestreiten, wie die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag aus DFB-Kreisen erfuhr. (APA/dpa)
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