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Namensgeber kehrt nach 45 Jahren zurück

Ewald Janner referierte vor einer interessierten Schar über die Geschichte des beliebten Badesees.
Ewald Janner referierte vor einer interessierten Schar über die Geschichte des beliebten Badesees. ©Andrea Fritz-Pinggera
Als 16jähriger hat Ewald Janner den berühmten Jannersee ausgebaggert. Nach 45 Jahren kehrte er auf Einladung von Kurt Winsauer an die Stätte seines jugendlichen Wirkens zurück und erzählte die Geschichte des beliebten Riedsees.
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Bürgermeister Elmar Rhomberg, die Grundeigentümer, die Familien Ludescher und Mathis und weitere Interessenten wurden von Kurt Winsauer kürzlich eingeladen, um beim Kiosk am Jannersee zuerst dem Song „Jannersee” von „Alldra” zu lauschen und dann die Geschichte des beliebten Bade- und Ausflugssees von einem interessanten Augenzeugen zu erfahren. Ewald Janner und seine Ehefrau Ilonka stellten sich den Fragen der interessierten Zuhörer.

Janner- oder Riedsee?
Die Gemeinde Lauterach hat den in den Jahren 1961 bis 1968 durch Kiesbaggerungen entstandenen See zwar „Riedsee” genannt, doch unter diesem Namen kennt ihn niemand. Es war, ist und bleibt der Jannersee. Doch wer war Janner? Der Dornbirner Erich Janner galt seinerzeit als „Kiesbaron” und kam auf der Suche nach Kiesvorkommen auch ins Lauteracher Ried. Für eine Wiese, die auf einem der Schwemmfächer der Bregenzer Ache lag, erhielt der Unternehmer eine Schürfgenehmigung. Mit vier, fünf Arbeitern, zwei Lastwagen, einer Raupe und einem Bagger legte er los. Der 16jährige Ewald half seinem Vater und wenn einmal ein Fahrer ausfiel, musste der Junge die Kiesladungen mit dem „Henschel” (Lkw) abführen – und auch einmal ein Fahrverbot „übersehen”. Ewald Janner erinnert sich verschmitzt: „Einmal hat mich ein Nachbar aufgehalten und mir gedroht mich anzuzeigen und mir den Führerschein entziehen zu lassen. Da musste ich lachen, denn im Jahr 1961 hatte ich noch gar keine Fahrgenehmigung – die machte ich erst 1963″.

Schwimmbagger für tiefere Entnahme

Anfangs wurde mit einer sogenannten Schrapperanlage das Material aus dem Boden geholt, der sich sofort mit Grundwasser füllte und den See entstehen ließ. Dann wurde ab 1965 ein Schwimmbagger eingesetzt. Bis in 14 Meter Tiefe kamen die Kiesschürfer, später sogar teilweise auf 28 Meter – bis statt Kies Sand und Dreck kam. Da die Aushubstelle keine Böschung hatte „ging es kerzengerade hinunter”, erinnert sich Ewald Janner. Es wurde übrigens auch im Winter durchgearbeitet – und er hat viel gefroren. Dabei konnte er 1963 die Schwäne beobachten, die auf der gefrorenen Oberfläche landeten dass der Schnee stob. Nach mehreren Jahren der Kiesgewinnung – das Material wurde vorwiegend nach Dornbirn gefahren und für den Bau verwendet – fand der Aushub ein jähes Ende. Ein Schweißnaht eines Pontons des Schwimmbaggers war undicht – der Ponton füllte sich über einen Feiertag unbemerkt mit Wasser – am nächsten Werktag wurde der Bagger mit der Nase voran im See liegend gefunden.

Ende der Kiesgewinnung
Die Bergung und Reparatur dauerte ein halbes Jahr. Unternehmer Janner startete seine nächste Tätigkeit dann gleich mit Baggerarbeiten am alten Rhein. Erich Janner verstarb bereits Anfang der siebziger Jahre. Der Jannersee wurde nicht mehr zur Kiesentnahme genutzt und wurde rasch zum beliebten Badesee und Ausflugsziel. Mitte der siebziger Jahre erwarb die Familie Ludescher einen Teil des Grundstückes, heute gehört das Seeareal drei Familien. Der westliche Teil mit heutigem Kiosk-Standort wurde im Jahre 1974 von Dr. Karl und Ida Ludescher gekauft und ufersaniert. Das Fahr- und Parkverbot Ende der Neunziger Jahre erbrachte einen deutlichen Schub an Lebensqualität. Der erste Getränkeverkauf fand bereits 1975 – damals noch in einem Baucontainer – statt, unmittelbar neben dem für die seinerzeitige Stromversorgung der Baggerungen erforderlichen Trafoturm. Ab Mitte der achtziger Jahre entstand die Jausestation mit WC-Anlagen, der Trafoturm wurde hiefür teilweise abgetragen und in das Gebäude integriert. Eine rund 250 Jahre alte Eiche spendet Badelustigen und Pedalrittern im Gastgarten Schatten, wo Getränke, „Jannerburger”, Eis und Co. erhältlich sind.

Legenden um den Jannersee
Ewald Janner kehrte übrigens jahrzehntelang nicht mehr an die Stätte seines Wirkens zurück. So wurde sein Besuch an der Jausenstation zum ersten Aufenthalt nach 45 (!) Jahren. Fragen und Antworten ringsum das Gewässer beantworteten die anwesenden Nachbarn und Bürgermeister Elmar Rhomberg, der alte Akten ausgehoben hatte. Dass im Jannersee einst nach einem Opfer von Jack Unterweger gesucht worden ist, ist verbürgt. Keine Legende sind übrigens auch wilde Feiern und Mofarennen: Auch der Bürgermeister  erinnert sich daran, dass bei Jahrgängertreffen bis zu 30mal der See knatternd umrundet wurde. Dass so manches Auto nach einem Unfall vor dem Fahrverbot aus dem See gehoben werden musste, ist ebenfalls bekannt. Aber wie steht es mit der angeblichen Tiefe? Ein Gast erinnert sich: „Wir haben in der Schule bei Fräulein Kapfer gehört, dass der Lauteracher Kirchturm knapp in den See hineinpassen müsste – das wären 60 Meter Tiefe? Ewald Janner lacht: „Nein, es waren damals bereits maximal 14 bis 16 Meter, und heute dürften es nur mehr 8 bis 12 Meter sein. Tief genug für einen alten Wels ist er allemal. Eigentlich sollte man es ja gar nicht sagen, meinen die Anwesenden, aber der große Fisch soll – je nach Deutung – zwischen 2,60 und 3,70 Meter lang sein. Und keiner wünscht sich, dass der alte clevere Bursche je von einem Angler herausgezogen wird. Oberirdische Zuläufe sind nicht vorhanden, der See wird von einer Grundwasserquelle gespeist und hat eine gute Wasserqualität.

Jannersee (Riedsee)
Fläche: 2,8 Hektar
Meereshöhe: 401 Meter

 

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