Nach Tod von Papst Franziskus: Kardinäle aus 65 Ländern wählen neuen Pontifex

Die wahlberechtigten Kardinäle kommen aus 65 Nationen und fünf Kontinenten. Die Struktur des Kardinalskollegiums reflektiert Franziskus' Vorstellung einer weltweiten Kirche, die zunehmend weniger eurozentrisch und westlich geprägt ist. Während seines Pontifikats hat Papst Franziskus 163 Kardinäle ernannt, von denen 133 zum Zeitpunkt ihrer Ernennung wahlberechtigt waren.
23 Kardinäle für Papst-Wahl wurden noch von Benedikt XVI. ernannt
Die Quote von 135 Wahlmännern übersteigt bei weitem die von Paul VI. in der apostolischen Konstitution Romano Pontifici Eligendo (1. Oktober 1975) festgelegte und von Johannes Paul II. in Universi Dominici Gregis (22. Februar 1996) bestätigte Höchstgrenze von 120. 23 der aktuellen Papst-Wähler wurden noch von Benedikt XVI. und nur noch fünf von Papst Johannes Paul II. ernannt. Mit der Ernennung neuer Kardinäle hat Franziskus erreicht, dass die europäischen Kardinäle an Gewicht verlieren. Lediglich 59 Papst-Wähler kommen aus Europa, 19 davon sind Italiener. Zu ihnen zählen einige Favoriten für die Papst-Wahl, darunter der vatikanische Staatssekretär, Kardinal Pietro Parolin, und der Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa. Damit ist Italien das Land mit den meisten Vertretern im Konklave, das den Namen von Franziskus' Nachfolger bestimmen muss. 37 Kardinäle kommen aus Amerika (16 aus Nordamerika, vier aus Mittelamerika, 17 aus Südamerika), 20 aus Asien, 16 aus Afrika, drei aus Australien.

Vertreter aus 34 verschiedenen Orden wählen neuen Papst
Vertreter aus 34 verschiedenen Orden werden beim Konklave anwesend sein. Zu den Papst-Wählern zählen fünf Salesianer, vier Jesuiten, dem Orden von Papst Franziskus, ein Kapuziner, vier Franziskaner, drei Franziskaner-Konventualen, zwei Dominikaner, zwei Vinzentiner und zwei Redemptoristen. Der jüngste Papst-Wähler im Konklave wird der Ukrainer Mykola Byčok sein, der am 13. Februar 45 Jahre alt wird. Der Älteste wird der Spanier Carlos Osoro Sierra sein, der am 16. Mai 79 Jahre alt wird, gefolgt von dem Guineer Robert Sarah.
Viele Kardinäle kennen sich nicht, oder haben sich nur wenige Male gesehen, daher wird es nicht einfach sein, Allianzen zu schmieden. Der konservative Flügel im Vatikan, der kritisch viele Reformen Franziskus ́ beobachtete, schließt sich Insidern zufolge um den Ungarn Peter Erdö, der noch von Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt wurde. Der Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn gilt unter den als "papabili" gehandelten Kardinälen als konservativer Kirchenmann. Der 72-Jährige ist insbesondere für seine traditionelle Haltung in vielen Kirchenfragen bekannt und hatte zu Franziskus' Vorgänger Benedikt XVI. eine gute Beziehung. Franziskus' Reformbemühungen beobachtete Erdö hingegen teils kritisch. Unter den Konservativen im Kardinalskollegium wird eine Abkehr von Franziskus' eher progressiven Kurs erwartet.
Die Befürworter eines europäischen Papstes als Reaktion auf den globalen Kurs des Argentiniers Franziskus denken an den Stockholmer Bischof Anders Arborelius, der aus einer lutheranischen Gemeinde stammt und mit 20 Jahren zum Katholizismus übergetreten ist. Progressiver ist der Erzbischof von Marseilles Jean-Marc Aveline. Mit 66 Jahren wäre er ein relativ junger Papst. Aveline, kam zu Weihnachten 1958 in Algerien zur Welt, das damals noch zu Frankreich gehörte. Aufgewachsen ist er in den Vororten von Marseille. Aveline gilt als volksnah - einer der Charakterzüge, die er mit dem verstorbenen Papst teilt.
Neuer Papst könnte erstmals aus Afrika kommen
Bereits seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass bald einmal ein Papst aus Afrika kommen könnte. Am häufigsten hört man inzwischen den Namen des Erzbischofs von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo: Fridolin Ambongo Besungu. Der 65-Jährige gilt im Vergleich zu seinen Kardinalskollegen aus Europa und Nordamerika als recht konservativ. Er gehört außerdem zu den wichtigsten Kirchenvertretern Afrikas. Die Öffnung für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren sah er - wie viele Katholiken in Afrika - sehr kritisch.
Nicht ausgeschlossen wird, dass sich eine Front amerikanischer Kardinäle im Konklave bildet. Unter den Papabili aus den USA werden dem 76-jährigen Blase Cupich, Erzbischof von Chicago, gute Chancen eingeräumt. Eine Alternative wäre der 72-jährige Erzbischof von Newark, Joseph W. Tobin, der sich wegen seiner Verteidigung der von den Vereinigten Staaten ausgewiesenen Migranten Kritik von US-Präsidenten Donald Trump zugezogen hat.
Auch aus Asien könnte der neue Papst kommen. Der frühere Erzbischof von Manila, Luis Antonio Tagle, lebt nun schon seit einigen Jahren in Rom. Der 67 Jahre alte Geistliche aus der katholischen Vorzeigenation in Asien, den Philippinen, wurde 2019 von Franziskus Kardinalpräfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Inzwischen ist er Pro-Präfekt des daraus hervorgegangenen Dikasteriums für die Evangelisierung - einer der wichtigsten Posten der Kurie. Tagle wurde immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln. Wie Papst Franziskus setzt er sich für eine Kirche ein, die an der Seite der Armen steht. Und ebenso wie der Argentinier ist er strikt gegen Abtreibung und Empfängnisverhütung.
(APA/Red)
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