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Nach Krebsdiagnose: "Eine Welle der Hilfsbereitschaft" für Alexandra aus Bregenz

Alexandra wurde für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, nach einer Krebsdiagnose benötigt sie Unterstützung.
Alexandra wurde für ihr ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet, nach einer Krebsdiagnose benötigt sie Unterstützung. ©zVg, VN/Rinke-Jarosch, Canva
Mirjam Mayer (VOL.AT) mirjam.mayer@russmedia.com
Alexandra aus Bregenz kennt man mittlerweile für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Nach einer überraschenden Diagnose findet sich die Alleinerziehende in einer unerwarteten Rolle wieder: als Krebspatientin benötigt sie nun selbst Unterstützung.

Alexandra Hefel (43) aus Bregenz kennen viele Vorarlberger mittlerweile durch ihr ehrenamtliches Engagement. Die alleinerziehende Mama von drei Kindern hat es sich in den vergangenen Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen in unterschiedlichen Notlagen zu helfen.

Alexandra war mit ihrer Tochter Jessica zu Besuch in der VOL.AT-Redaktion. ©VOL.AT/Mayer

Ein großes Herz für Menschen in Not

Die Bregenzerin hat ein großes Herz und engagiert sich unter anderem für das Vorarlberger Kinderdorf und Stunde des Herzens. Sie ist immer dann zur Stelle, wenn Menschen in sozialen Medien ihre Not kundtun und Hilfe brauchen. Für ihr Engagement wurde sie bereits von Stunde des Herzens und vom Land Vorarlberg geehrt. Vor Kurzem erhielt die alleinerziehende Mama eine überraschende Krebsdiagnose und ist nun selbst auf Unterstützung angewiesen. Mit VOL.AT sprach sei über die Diagnose und ihren optimistischen Umgang damit.

Von "Stunde des Herzens" bekam sie auch eine Auszeichnung. ©Stunde des Herzens

"Hätte nie damit gerechnet"

"Im ersten Moment wars wirklich ein Schock", gibt Alexandra zu verstehen. Nach einer OP zu einem Bauchnabelbruch kam der Befund. "Sie haben im Bauchraum ein Gewebe gefunden", meint sie. Bei einem Termin zur Nachkontrolle kam dann ein Arzt zu ihr und teilte ihr mit, sie habe einen Borderline-Tumor. Von der Tagesambulanz in Hohenems wurde sie erst nach Bregenz und dann nach Feldkirch geschickt, wo der Tumor im Bauchraum entfernt wurde. "Ich war immer positiv gestimmt und hätte nie damit gerechnet", verdeutlicht die Bregenzerin zu ihrer Diagnose durch das Ärzteteam. "Sie waren sehr feinfühlig, sehr sensibel." In einer weiteren OP wurde ihr wenige Tage später ein Port eingesetzt, über den sie die Chemotherapie erhält. "Das war für mich natürlich alles ein Riesenschock." Sie sehe sich als starke Frau und habe schon viel erlebt, trotzdem seien ihr die Tränen gekommen.

Video: Alexandra über die überraschende Diagnose

Alexandra mit ihren Kindern Jerome, Raphael und Jessica. ©zVg

Wie ihre Kinder damit umgehen

Am Wochenende nach dem Befund und vor dem Start der Chemotherapie schnappte Alexandra ihre Kinder Jerome (14), Raphael (12) und Jessica (10): "Wir hatten ein tolles Wochenende und man hats einfach genossen", erklärt sie. Ein letztes Mal wollte sie ungestört die Zeit mit ihren Kindern verbringen, wie sie zu verstehen gibt. "Dadurch, dass ich viele ehrenamtliche Sachen mache, haben meine Kinder einen ganz anderen Umgang mit solchen Sachen", meint sie gegenüber VOL.AT. Sie habe ihnen zudem ein YouTube-Video mit einer einfachen Erklärung zum Thema Krebs gezeigt. Da die Schwester einer Freundin eine Chemo durchgemacht habe, würden ihre Kinder das Thema schon etwas kennen. "Sie haben es eigentlich sehr gefasst aufgenommen. Gott sei Dank", erzählt die alleinerziehende Mutter.

Die drei sind sehr musikalisch und stehen ihrer Mama zur Seite. ©zVg

"Eine Welle der Hilfsbereitschaft"

Sie habe lernen müssen, auf ihren Körper zu hören und zu tun, was ihm guttue. "Ich bin ein Mensch, der gerne plant. Gerade auch mit drei Kindern und sie sind auch sehr musikalisch. Da hat man einfach geplante Tage und das geht jetzt nicht mehr", gibt Alexandra zu verstehen. Sie helfe lieber, als Hilfe zu brauchen, meint sie. "Wobei ich die letzten Jahre auch gelernt habe, um Hilfe zu fragen. Davor konnte ich das überhaupt nicht." Es brauche viel Mut, um Hilfe zu fragen, aber ihr sei "eine Welle an Hilfsbereitschaft" entgegengekommen. Damit hätte sie nicht gerechnet.

"Es ist überwältigend. Man kanns in Worte nicht fassen", fasst sie die Gefühle nach ihrer Diagnose zusammen. Sie habe die Entwicklungen rund um ihre Gesundheit auch in sozialen Medien geteilt, weil es ihr wichtig sei, darüber zu sprechen: "Es gibt so viele junge Menschen, auch Kinder, die diese Diagnose haben und vielleicht nicht so die Unterstützung haben", so die Bregenzerin. Man müsse es auch enttabuisieren. "Ich bin ein offener Mensch und rede da drüber und das hilft auch. Manche wollen das vielleicht nicht und kapseln sich ein."

Alexandra (links im Bild) ist bei vielen ehrenamtlichen Aktionen mit dabei. ©zVg
Auch eine eigene Weihnachtsspendenaktion rief sie ins Leben. ©zVg

"Ich hatte auch Angst, ehrlich gesagt"

Man habe ein gewisses Bild von einer Krebserkrankung und den Nebenwirkungen der Chemo im Kopf, gibt Alexandra zu verstehen. "Keiner muss Angst davor haben. Es gibt mittlerweile echt tolle Medikamente, mit denen man gegensteuern kann", beruhigt sie. Es sei einem auch nicht immer nur übel. "Ich hatte auch Angst, ehrlich gesagt. Ich wusste nicht, was mit dem Port auf mich zukommt, was mit der Chemotherapie auf mich zukommt", zählt sie auf. Sie versucht, bei sich zu bleiben und positiv zu bleiben. "Bei mir sind jetzt sechs Chemos alle drei Wochen geplant. Ich sage nicht, nachher ist es mit dem getan", so die ehrenamtliche Helferin. Das werde auch kein Arzt tun. Sie lebe derzeit einfach von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde und tue, was ihr guttue. Seit ihrer Diagnose sind mittlerweile zwei Wochen vergangen. "Ich habe gedacht, mit drei, vier Stunden ist es erledigt", meint sie zur Chemo. "Aber es ist ein Tagesaufenthalt, bei dem ich über Nacht bleibe zur Kontrolle – beim ersten Mal." Mit Infusionen und Co. dauerte es 10 Stunden. "Danach war ich schon sehr froh, als es vorbei war", meint sie. Es sei erträglich.

Für ihre freiwilliges Engagement erhielt sie vom Land eine Ehrenurkunde. ©zVg

"Ich glaube, dass man die Krankheit nur positiv überstehen kann"

"Ich bin um jede Hilfe sehr dankbar", erklärt die alleinerziehende Mama gegenüber VOL.AT. "Ob es einkaufen ist oder ob man mir einfach nur mal zuhört." Auch Anrufe und Nachrichten können helfen, wie sie verdeutlicht. Sie habe das bei der Chemo gemerkt. "Ich hatte schon ein Buch dabei, aber ich hatte so viele Leute, die mir geschrieben haben. Da war es natürlich im Nu vorbei." Sie sei auch um jede finanzielle Hilfe sehr froh. Den Kopf in den Sand zu stecken, sei keine Option, verdeutlicht sie. "Ich habe drei Kinder, das geht einfach nicht. Da kann man nicht sagen, jetzt habe ich keinen Bock mehr", so Alexandra Hefel. "Ich glaube, dass man die Krankheit nur positiv überstehen kann." Ihr Kinder schlagen sich laut ihr wacker: "Sie machen das eigentlich super. Sie sind sehr selbstständig. Sie haben dann gleich angefangen staubzusaugen und Wäsche zu machen und mir zu helfen." Alexandra will weiterhin anderen helfen. "Warum sollen wir uns nicht gegenseitig helfen?", meint sie. "Ich habe schon ein paar Sachen im Kopf, aber jetzt schaue ich mal in erster Linie auf mich und aufs Gesund werden."

Wer Alexandra unterstützen will, kann sich gerne bei ihr melden. Entweder in sozialen Medien oder unter alexandrahefel8@gmail.com.

(VOL.AT)

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