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Nach Kindesentziehung: Vater rechtfertigte dramatische Szenen

"Oliver geht es super", versichert der Vater.
"Oliver geht es super", versichert der Vater. ©APA
Im Fall der Kindesentziehung von Graz nach Dänemark hat nun der Vater versucht, die dramatischen Szenen, die sich Anfang der Woche in der Steiermark zugetragen hatten, zu rechtfertigen.
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Um eine “Entführung” habe es sich keinesfalls gehandelt, meinte er auf eine entsprechende Frage des dänisches Privatsenders TV2. Allerdings sei es “natürlich” nötig gewesen, die Mutter zurückzuhalten, dies habe sein Begleiter getan. Über dessen Identität wurden in dänischen Medien keine Angaben gemacht.”

Natürlich gab es eine gewisse Dramatik”, räumte der Däne ein. Die Mutter sei “erschrocken” gewesen und habe geschrien, dies habe wiederum den Buben erschreckt. “Er fragte: ‘Was passiert da?’, und ich habe ihm ruhig erklärt, dass seine Mutter erschrocken sei, weil wir da waren – weil sie damit nicht gerechnet hatte. Mehr war nicht dabei.” Das Kind habe keinesfalls unter der Situation gelitten – “ganz im Gegenteil”, versicherte der Vater einmal mehr. “Oliver geht es super, er war froh, als wir zu Hause waren und auch auf der Reise guter Dinge.”

Internationaler Haftbefehl

Auch die österreichische Mutter kam in dem TV-Beitrag zu Wort. Sie widerspricht dem Vater wenig überraschend. “Ich weiß nicht, wie es ihm (dem Buben, Anm.) wirklich geht. Ich kenne meinen Sohn gut genug, um zu wissen, dass ihm das schadet.”

Österreich hat gegen den Dänen, der am vergangenen Dienstag seinen fünfjährigen Sohn von Graz nach Dänemark gebracht hatte, einen internationalen Haftbefehl erwirkt. In seiner Heimat war der Vater zuerst untergetaucht, hatte sich in der Folge aber den Behörden gestellt. Derzeit befindet er sich auf freien Fuß, das weitere Vorgehen will die dänische Polizei nach Ostern prüfen.

Kern des Konflikts sind zwei widersprüchliche Gerichtsentscheide: Mutter und Kind hatten rund eineinhalb Jahre in Österreich gelebt. In Dänemark wurde dem Vater die Obsorge zugesprochen, und zwar im Vorjahr, in Österreich der Mutter. Der Vater beruft sich naturgemäß auf den dänischen Rechtsspruch. Er ist medial seit längerem aktiv, hatte bereits im Vorjahr seinen Fall im Fernsehen dargelegt und in den vergangenen Tagen mehrere TV-Interviews gegeben.

Steirische Behörden suchen Helfer des Vaters

Laut Staatsanwaltschaft Graz gab es am Freitag keine neuen Entwicklungen. Bis nach Ostern werde es wahrscheinlich auch keine mehr geben. Die polizeilichen Ermittlungen würden jenen unbekannten Mann miteinschließen, der die Mutter festhielt, während der Vater den Buben in ein Mietauto geschafft hatte. Die Mutter sagte in einem Interview, sie fürchte, ihr Sohn könnte durch die Aktion des Vaters traumatisiert werden.

Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Hansjörg Bacher, sagte gegenüber der APA, dass die Mutter den Helfer ihres Mannes bei der Kindesentziehung nicht wirklich erkannt habe. Man werde sich diesbezüglich an die dänischen Behörden wenden, allerdings werde über die Osterfeiertage nicht viel geschehen. Sowohl dänische als auch österreichische amtliche Stellen hatten bereits am Donnerstag versichert, in der Sache keinen unnötigen Druck aufzubauen.

Mutter befürchtet Trauma

Die Mutter des Fünfjährigen sagte in einem Interview mit ORF Steiermark am Donnerstagabend, sie sei in Dänemark allein erziehende Mutter mit einem 40-Stunden-Job gewesen und sie habe sich “eben für mich und meinen Sohn entscheiden” müssen: “Was ist das Beste für unsere Zukunft?” Sie fürchte auch, ihr Sohn könnte durch die Aktion des Vaters traumatisiert worden sein. Der Bub habe gesehen, wie seine Mutter von einem ihm fremden Mann festgehalten worden sei, und sie daran hinderte, zum Buben zu gelangen, und wie sie geschrien habe.

(APA)

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