Nach Drohnenangriff: Tschernobyl steht ohne vollständigen Strahlungsschutz da
Schutzschild nach Angriff beschädigt
Der sogenannte New Safe Confinement (NSC), der seit 2016 den zerstörten Reaktor 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl umschließt, ist laut der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) nicht mehr in der Lage, seine sicherheitsrelevanten Funktionen zu erfüllen.
Ursache sei ein Drohnenangriff im Februar 2025, bei dem ein Loch von etwa 15 Quadratmetern in die äußere Stahlverkleidung geschlagen wurde.
Risiko radioaktiver Lecks
Die Schäden an der Struktur erhöhen das Risiko, dass radioaktive Partikel – insbesondere Staub und Gase – freigesetzt werden. Diese könnten sich über weite Strecken verbreiten und über lange Zeiträume hinweg gefährlich bleiben. Nach Angaben der IAEO dauerten die infolge des Angriffs entstandenen Brände mehrere Wochen an. Dabei wurde unter anderem der Hauptkran der Anlage beschädigt.
Vorläufige Reparaturen reichen nicht aus
Zwar seien begrenzte, provisorische Reparaturen am Dach vorgenommen worden, die IAEO betont jedoch, dass umfassende Wiederherstellungsmaßnahmen dringend erforderlich seien. Nur so könne der weitere Verfall verhindert und die langfristige nukleare Sicherheit gewährleistet werden.
Langfristige Schäden größer als erwartet
Die IAEO berichtete, dass infolge der Löschmaßnahmen nach dem Angriff rund 330 Öffnungen in der äußeren Hülle des NSC entstanden seien. Zwar seien bislang keine Strahlungslecks festgestellt worden, dennoch könnten die strukturellen Schäden langfristig gravierender sein als zunächst angenommen. Die Aufsichtsbehörde fordert deshalb Maßnahmen zur Feuchtigkeitskontrolle sowie ein verbessertes System zur Überwachung der Korrosion.
Hintergrund zum Schutzbauwerk
Der NSC wurde mit internationalen Mitteln errichtet und kostete rund 1,75 Milliarden US-Dollar. Er ersetzt den ursprünglich 1986 errichteten Betonsarkophag, dessen Lebensdauer auf etwa 30 Jahre geschätzt wurde. Die neue Stahlkonstruktion, die an einen Flugzeughangar erinnert, erreicht an ihrer höchsten Stelle eine Höhe von rund 110 Metern.
Politische Dimension
Nach dem Angriff beschuldigten ukrainische Stellen Russland, das Schutzbauwerk gezielt angegriffen zu haben. Moskau wies diese Anschuldigung zurück. Bereits 2022 war das Gebiet rund um das Kraftwerk von russischen Truppen kurzzeitig besetzt worden. Seit April 2022 kontrollieren ukrainische Behörden die Zone wieder.
(VOL.AT)
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