Nach Amoklauf - BORG Dreierschützengasse blickt vorwärts

Manche Lehrerinnen und Lehrer hätten natürlich psychologische Unterstützung über die Sommermonate in Anspruch genommen. Vor Schulbeginn gab es unter anderem auch Workshops und Fortbildungen für die Lehrerschaft. Gute Stimmung habe sie auch bei den Schülerinnen und Schülern gespürt: "Ich hatte das Gefühl, dass es vorwärts geht."
"Manche brauchen noch eine Weile"
Das bekräftigte auch Daniel Hoffmann aus der Schülervertretung: "Für manche ist schon wieder normaler Alltag. Die sind gut darüber hinweggekommen. Manchen geht es aber noch nicht so gut. Die brauchen einfach noch eine Weile." Insgesamt habe die Schulgemeinschaft den Amoklauf eines ehemaligen Schülers aber "gut überstanden", so sein Eindruck. Er sowie auch Elternvereinsobmann Mirza Candic baten, dass Medien weiterhin keine Interviewanfragen stellen und sich wie schon am ersten Schultag mit der Berichterstattung zurückhalten.
Die Schule wird voraussichtlich das ganze nun angelaufene Schuljahr nur teilweise für den Unterricht verwendet. Sämtliche 21 Klassen finden in einem nahen Gebäude der AVL Platz, drei Klassen müssen allerdings für die ersten beiden Wochen noch Räume im dritten Obergeschoß der Schule nutzen. Zudem werden auch Sonderräume wie für den Chemie- oder den Sportunterricht in der Schule genutzt. Beim Stiegenhaus wurden vorübergehend Wände als Trennung hochgezogen, damit niemand in die hoch belasteten Klassenzimmer kann, betonte Schulleiterin Strohmaier. "Wir gehen behutsam mit unseren Kindern um", versicherte sie.
Neue Fahne für Schule
Die Nutzung eines Teils der Klassenräume im Schulgebäude könne und werde auch ein "schrittweises Zurückkommen" in die Räumlichkeiten der Schule unterstützen, so Bildungsdirektorin Elisabeth Meixner. Am ersten Schultag wurde "die Trauerfahne von der Schule abgenommen und eine neue gehisst, die Schüler gemeinsam mit Künstler Andreas Stern gestaltet haben", sagte Meixner. Darauf zu sehen ist ein Leuchtturm, der Orientierung, Sicherheit und Hoffnung spenden soll. Die auf der Fahne abgebildete Menschenkette symbolisiere die Gemeinschaft.
Bei den Pädagogen und Pädagoginnen hat niemand die Schule gewechselt - ähnliches zeigte sich übrigens auch bei den Schülern. Wie jedes Jahr üblich sei etwa eine Handvoll angemeldeter neuer Schüler für die fünften Klassen zwar nicht gekommen, doch die Zahl sei nicht höher als in anderen Schuljahren, sagte Strohmaier. Von den nun sechsten bis achten Klassen seien alle Schüler geblieben, bis auf einen, doch dieser hatte schon vorher den Umstieg auf eine Abendschule beschlossen.
Leistungsbeurteilung bis Herbstferien ausgesetzt
Neben psychologischer Betreuung wurde bei der Leistungsbeurteilung ein sanfter Übergang beschlossen: Bis zu den Herbstferien finden daher keine Beurteilungen statt. "Sehr wohl wird aber Mitarbeit beobachtet", so die Schulleiterin. Zudem wurden Schularbeiten sowohl in Anzahl als auch in Länge auf ein Mindestmaß reduziert. Strohmaier betonte aber, dass das Kerngeschäft der Schule nun einmal der Unterricht sei und Ziel müsse es sein, dass Schüler Leistung erbringen können - besonders mit Blick auf ihre weiteren Ausbildungs- und Jobchancen.
Das gesamte Schuljahr über soll es ein Netz an psychosozialen Unterstützungsangeboten geben. Eine neue Beratungsstelle wurde geschaffen. Hinzu kommen niederschwellige Angebote für die gesamte Schulgemeinschaft sowie Supervision und traumasensible Begleitung. Dabei werde auch auf Erfahrungen anderer Schulen zurückgegriffen, bei denen bereits Amokläufe stattgefunden hatten - etwa am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt oder auch an der Albertville Realschule. "Wir müssen das Rad nicht neu erfinden", sagte Heidrun Nedoma, Leiterin der Steuergruppe. Diese werde es übrigens weiter geben, um als Drehscheibe für alle Beteiligten zu dienen.
(APA)
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