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Musikalischer Glanz auch beim Abschied des Chefs

Musikalischer Glanz auch beim Abschied des Chefs.
Musikalischer Glanz auch beim Abschied des Chefs. ©Julia Wesely
Letztes, 6. Abo-Konzert des SOV im ausverkauften Montforthaus.

Feldkirch. Am Samstag verabschiedete sich Maestro Gerárd Korsten (58) nach 13 Jahren als Chefdirigent des Symphonieorchesters Vorarlberg in einem glanzvollen, fulminanten Konzert, wie es die treuen Musikfreunde schon eh und je vom temperamentvollen Spitzendirigenten aus Südafrika gewohnt waren. Nach dem Schlussjubel wurde Korsten mit Dankesworten überschüttet. Präsident Manfred Schnetzer ernannte Korsten zum Ehrendirigenten des SOV auf Lebenszeit, LT-Präsident Harald Sonderegger dankte im Namen des Landes Vorarlberg für die großen kulturellen Leistungen.

Reminiszenzen an düstere Zeiten

Mit dem Ehrendirigenten wird es erfreulicherweise weiter ein Wiedersehen und -hören geben… An Zeiten wie diesen mit dem ominösen Achter – etwa 1938 – ging auch die Programmgestaltung des letzten Abo-Konzerts nicht vorüber. Motto: „Missbraucht -Verfemt“. Die „Missbrauchten“ waren Liszt und Wagner, die „Verfemten“ Korngold und Hindemith. Und in der Mitte strahlte der weltberühmte Salzburger Konzert-und Jazzgeiger Benjamin Schmid, der sich  etwa international des Violinkonzertes von Korngold besonders angenommen hat. Der Abend begann mit opulentem Blechgewitter in Franz Liszts populär gewordener Symphonischer Dichtung „Les Préludes“, deren leuchtendes Fanfaren-Hauptthema das Nazi-Regime genüsslich als Signation für die meist gezinkten Siegesmeldungen missbrauchte. Mit ungeheurer, dramatischer Wucht, aber dennoch die lyrischen Passagen sensibel auskostend, ließ Korsten das Liszt-Opus martialisch auftrumpfen. Das SOV folgte seinem Noch-Herrn mit allen Vorzügen eines Klangkörpers mit jetzt gewiss schon europäischem Rang. Der Auftakt zum zweiten Teil des Abends war Richard Wagners treudeutsche Ouvertüre zur Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“. Missbrauch?  Die Ideologie Wagners war hier gewiss verdammt nahe an den großdeutsch-idealistisch klingenden  Parolen der Nazis, doch ganz klar ohne verbrecherische Intentionen. Liszt starb 1886, Wagner 1883, Hitler wurde 1889 geboren – bisweilen von „Nazi-Komponisten“ zu sprechen wäre also Unsinn. Der verfemte jüdische Komponist Erich Wolfgang Korngold (1897-1957) kam erst nach dem 2. Weltkrieg wieder in die europäischen Konzertsäle, und dabei spielte Benjamin Schmid eine wichtige Rolle. Er machte das ebenso virtuose wie melodiöse Violinkonzert so richtig bekannt und bot auch in Feldkirch eine genial gestaltete, bejubelte Wiedergabe, mit herrlichem Encore von Paganini/Milstein. Schließlich musste auch der nicht rassisch, aber ideologisch verfolgte Paul Hindemith (1895-1963) Deutschland verlassen, die religiös tendierte Symphonie „Mathis der Maler“ mit drei eher ermüdenden Sätzen daraus schloss das denkwürdige Konzert.

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