Mobile Jugendarbeit ist eine starke Säule

Dornbirn. Das Wort Offen hat während des letzten Jahres in der Offenen Jugendarbeit viel an seiner eigentlichen Bedeutung eingebüßt. Zu viel, meinen die Jugendlichen, die seit einem Jahr unter der Pandemie samt Regeln, Kontaktbeschränkungen und drohender Vereinsamung leiden. Dem steuern die Leitung und Mitarbeiter des Jugendzentrums Vismut, der Arena und des Mädchen*treffs mit Ideenreichtum und Professionalität entgegen. Der gute Kontakt gerade auch zu sozial benachteiligten Schülern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen soll, selbst unter den herrschenden widrigen Bedingungen, aufrecht bleiben. Koste es was es wolle? „Wir haben die Kontakt- und Kommunikationsarbeit im öffentlichen und im digitalen Raum massiv ausgebaut“, signalisiert Martina Nachbaur, dass zumindest vonseiten der OJAD keine Mühen gescheut werden.
Was heißt das nun für die Jugendlichen? Für viele von ihnen sind Einrichtungen der OJAD die zentrale Anlaufstelle – und das im Normalfall täglich. „Enorm wichtig ist, alle möglichen digitalen Kommunikationskanäle zu nutzen. In den sozialen Medien haben wir Angebote, die von Sport für zu Hause über Quizz-Aufgaben, Umfragen oder kleine Gewinnspiele, bis zu Konzertangeboten über einen Livestream auf YouTube reichen. Soziale Medien und Messenger-Gruppen sind essentiell für den Austausch zwischen Fachkräften und Jugendlichen“, beschreibt Nachbaur die Umsetzung der Strategie.
Mobile Jugendarbeit
Als starke Säule innerhalb der Offenen Jugendarbeit Dornbirn erweist sich, vor allem in Zeiten des Lockdown, das mobile Team unter der Leitung von Stefan Resch. Mindestens zwei von ihnen sind jeweils mit dem Fahrrad in unterschiedlichen Stadtteilen Dornbirns, sowie am Bahnhof und an öffentlichen Plätzen unterwegs. In einer Stadt mit Menschen aus mehr als hundert Nationen ist es von Vorteil, dass in der OJAD zehn Sprachen gesprochen werden. „Draußen ist es besonders wichtig, dass wir die Sprache der Leute verstehen“, sagt Cihan An, langjähriger Jugendarbeiter im mobilen Team und Leiter der Arena.
Man spricht auch Farsi und Dari
Neben Türkisch, Serbokroatisch oder Arabisch bietet die OJAD Beratung und Unterstützungsgespräche auch in Farsi und Dari an. Mit letzteren beiden Sprachen hat Ali Khavari, ausgebildeter Jugendarbeiter und seit mehr als fünf Jahren in der OJAD ehrenamtlich tätig, vertrauensvollen Zugang zu Jugendlichen aus der afghanischen Community. Gerade spricht er am Bahnhof mit ein paar Leuten über die Corona-Situation und teilt Gesichtsmasken aus. „Die Arbeit mit jungen Menschen macht mir viel Freude, und ich möchte sie in Zukunft gern hier in Vorarlberg weitermachen“, erzählt er nicht ohne Grund, wie sich herausstellt. Ali ist nämlich selbst aus Afghanistan geflüchtet und wartet, ausgestattet mit sehr guten Deutschkenntnissen, der einschlägigen Ausbildung und einer fixen Jobzusage noch immer auf das Bleiberecht in Österreich. „Obwohl mich das Warten und die Ungewissheit sehr bedrücken, mache ich das Beste daraus.“ Und die Hoffnung gebe er derweil nicht auf.
Auf Anfrage informiert Martin Hagen, Geschäftsführer der OJAD, dass Ali innerhalb der Offenen Jugendarbeit Dornbirn sehr geschätzt wird. „Ali ist eine unverzichtbare Stütze für die mobile Jugendarbeit in Dornbirn. Wir brauchen seine Sprachkompetenz nicht nur für die Vermittlung von Corona-Regeln sondern auch für die Schlichtung von Konflikten unter Jugendgruppen im öffentlichen Raum. Seine Ausbildung in Schloss Hofen zur Fachkraft für die Offene Jugendarbeit befähigt ihn außerdem, bei Themen wie Obdachlosigkeit, Bildungsabbruch und bei Problemen mit Behörden zu vermitteln.“
Generell könne die Jugendarbeit an neue Erfahrungen mit Jugendlichen anknüpfen und ihre – vor Corona selbstverständliche – Freiraumfunktion jetzt noch deutlich wirksamer ausüben. „Die Fachkräfte artikulieren als Sprachrohr die Interessen von Jugendlichen und binden sie bei allen Entscheidungen für Programme und Abläufe in den Einrichtungen ein. Auf kommunaler Ebene dienen sie als Ansprechpartner, um auch hier die Sichtweise junger Menschen in Entscheidungen einzubringen“, betont Hagen.
Du hast einen Hinweis für uns? Oder einen Insider-Tipp, was bei dir in der Gegend gerade passiert? Dann melde dich bei uns, damit wir darüber berichten können.
Wir gehen allen Hinweisen nach, die wir erhalten. Und damit wir schon einen Vorgeschmack und einen guten Überblick bekommen, freuen wir uns über Fotos, Videos oder Texte. Einfach das Formular unten ausfüllen und schon landet dein Tipp bei uns in der Redaktion.
Alternativ kannst du uns direkt über WhatsApp kontaktieren: Zum WhatsApp Chat
Herzlichen Dank für deine Zusendung.