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Mit reiner Willenskraft und speziellem "Gepäck"

Fabian Lutz und Maximilian Schnetzer stehen am Wochenende sowohl beim Montafoner Treppencup als auch beim Berglauf am Start. Mit dabei: ein ganz besonderes "Gepäck".

Wenn andere schon keuchend auf den letzten Stufen kämpfen, haben Fabian Lutz (33) und Max Schnetzer (29) noch etwas mehr zu schleppen – nämlich zehn Kilogramm zusätzlich.

Die beiden Ausdauerathleten aus Schlins treten dieses Wochenende gleich bei zwei Bewerben an: dem Montafoner Treppencup am Samstag (11 Uhr) und dem Montafoner Berglauf am Sonntag (11 Uhr). Doch sie tun das nicht wie alle anderen. Sie tragen dabei ihre selbst entwickelte Gewichtsweste – und setzen damit bewusst auf eine extreme Herausforderung.

Den Körper an die Grenze bringen

Es wirkt beinahe widersinnig: Warum sollte man sich freiwillig zusätzliche Last aufbürden, wenn schon der Lauf allein alles abverlangt? Für Lutz und Schnetzer geht es um mehr als nur Zeit und Platzierung. Es geht um den eigenen Anspruch – und darum, den Körper an die Grenzen zu bringen.

"Mit zehn Kilo mehr aufwärts oder abwärts rennen stärkt die Beinmuskulatur enorm und auch den restlichen Körper", sagt Max Schnetzer.

Max Schnetzer und Fabian Lutz absolvieren alle Trainingseinheiten mit ihrer eigens entwickelten Gewichtsweste. ©Bitriol/VOL.AT

"Das war nicht gut"

Die beiden trainieren seit Jahren mit ihrer Weste. Entwickelt haben sie sie aus Frust – weil kommerzielle Modelle ihren Ansprüchen nicht gerecht wurden. Vor fünf Jahren entstand die Idee dazu, beim Training für den Red Bull 400, bei dem man eine Skisprungschanze hinaufläuft, im Waldstadion Feldkirch-Gisingen.

"Wir haben eine klassische Gewichtsweste ausprobiert, aber das war einfach nichts", erinnert sich Lutz. Also nahmen sie das Projekt selbst in die Hand. Ergebnis: die "EVRVEST", ihr eigenes Modell, das nun den Härtetest im Wettkampf bestehen soll.

3609 Stufen mit zehn Kilo extra

Am Samstag stehen 3609 Stufen an. Der Plan: unter 45 Minuten bleiben. "Super wäre eine Zeit unter 30 Minuten", sagt Lutz, wohl wissend, dass die Zusatzlast jede Minute zur Qual machen kann. Aber genau das ist es, was sie wollen: sich der maximalen Belastung aussetzen.

Und es bleibt nicht beim Treppencup. Am Sonntag geht es direkt weiter mit dem Montafoner Berglauf. Wieder bergauf, ohne Stöcke, dafür aber mit "Gepäck". Auch hier soll die Weste mit. "Mit reiner Willenskraft", wollen die beiden es schaffen. Nicht, weil es einfach ist. Sondern, weil es schwierig ist.

Beim 19. Montafoner Treppencup geht es auf der "Europatreppe 4000" steil hinauf. ©Steurer

Die Weste als Trainingsmittel – nicht als Spielzeug

Dass sie mit ihrer Weste kein Spielzeug entwickelt haben, zeigen ihre Worte der Vorsicht: Für Anfänger sei die Verwendung mit Bedacht zu genießen. Zu viel Gewicht könne die Gelenke überlasten.

Und: Schwimmen ist mit der Weste keine Option. Ansonsten sei sie universell einsetzbar, sagen die beiden. Doch in erster Linie ist sie eines: ein Werkzeug für jene, die sich ernsthaft fordern wollen.

Wettkampf gegen sich selbst

Ob sie mit den anderen Athleten mithalten können? Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Doch das ist für Lutz und Schnetzer zweitrangig. Denn dieser Wettkampf ist weniger ein Duell gegen die Zeit als einer gegen sich selbst. Und genau darin liegt seine Kraft.

(VOL.AT)

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