„Mit Musik geht vieles leichter“

Lustenau. Das Musizieren hat einen fixen Platz in ihrem Leben. Nicht nur bei familiären festlichen Anlässen holt sie ihre Ziehharmonie heraus. Seit sieben Jahren steht ein Musikantenhock fix auf dem Terminkalender von Reingard Pichler. Im kleinen Gasthaus „Am Rohr“, an Lustenaus Peripherie und mitten im Naherholungsgebiet am Alten Rhein, wird immer am Dienstag musiziert. Von Anfang April bis Ende Oktober. Reingard ist mit ihrem „Schifferklavier“ meist die Fünfte im Bunde, und damit die einzige weibliche Besetzung unter vier Gitarristen. Mit den Jahren hat sich untereinander eine Freundschaft entwickelt. Ein Treff unter junggebliebenen Senioren, die fürs Leben gern Musik machen. Und noch etwas haben sie gemeinsam: Sie musizieren aus Freude, ohne Gage. Am liebsten spielen sie alte Schlager, „Ohrwürmer“ zum Mitsingen. Die Fans für diese Art von Musik sind ihnen gewiss. „Die Leute kommen, machen mit, singen mit, und manche tanzen zur Musik“, erzählt die Lustenauer Akkordeonspielerin erfreut.
Musik macht Freude
„Wenn ich musiziere, bin ich in einer anderen Welt. Ich konzentriere mich nur auf mein Instrument, damit ich in der richtigen Dur mit den Gitarristen mithalte und achte darauf, dass mein Instrument nicht in den Vordergrund tritt“, das ist der Hobbymusikerin wichtig. „Ich freue mich schon am Wochenende auf Dienstagabend, auf unseren Musikantenhock“, schwärmt Reingard von ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung. „Dabei kann ich abschalten, loslassen und noch etwas“, sagt sie, „dann denke ich einmal nicht an Ursula.“ Ursula ist ihre älteste Tochter. Sie ist von Geburt an schwerstbehindert. 28 Jahre lang haben sie und ihr Mann ihr Kind zu Hause gepflegt. „Die ganze Familie hat zusammengeholfen. Auch für unsere jüngeren Kinder, Ulrike, Uwe und Julia, war es selbstverständlich überall mitzuhelfen“, erzählt die Vierfach-Mama von einer schweren Zeit. In diesem langen Zeitabschnitt gab es keinen Platz für Hobbys und höchst selten einen Urlaub. Doch auf einmal ging es nicht mehr. Durch das tägliche schwere Heben, nachdem ihre Tochter ins Erwachsenenalter kam, wurden die Rückenschmerzen immer stärker und bald unerträglich. „Wir haben uns entschlossen, Ursula in ein Pflegheim zu geben. Seit 14 Jahren ist sie dort gut aufgehoben. Wir besuchen sie regelmäßig“, erwähnt Reingard und eine gewisse Erleichterung begleitet ihre Worte.
Neuer Lebensabschnitt
„Von da an gingen mein Mann und ich unter die Leute, an die frisch Luft, meistens ins Ebnit“, erzählt sie von einem neuen Leben, das für das Paar begonnen hatte. Den Einkehrschwung machten sie auf „Pfarrers Älpele“, der kleinen Berghütte zwischen Ebnit und Fluhereck. Dort wurde musiziert und die Geselligkeit gepflegt. „Eines Tages sagte mein Mann zu mir: Du könntest doch deine Handorgel wieder hervorholen“, erinnert sich Reingard an Werners seltsamen Vorschlag nur zu gut. Denn seit dem Besuch der Musikschule in ihrer Kindheit hat sie nie mehr auf dem Instrument gespielt, außer einmal im Jahr zu Weihnachten. „Fürs „Stille Nacht“ unter dem Christbaum fanden die Kenntnisse noch das Auslangen“, meint sie lachend. Nach reiflicher Überlegung fand sie den Vorschlag gar nicht mehr so abwegig. Sie fing an zu Üben und bald nahm sie ihre Handorgel mit auf die Berghütte. Dabei entwickelte sich die Begeisterung fürs Musizieren.
Der Zufall spielte mit
Eigentlich war es Zufall, dass die damals 60-Jährige zu der Musikantenrunde „Am Rohr“ stieß. Als sie mit ihrem Mann wieder einmal eine kurze Radtour an den Alten Rhein unternahm, sagte Reingard spontan: „Halt, do spielt Musi, do ischt as freii.“ Bei dieser Einkehr kam sie mit den passionierten Musikern ins Gespräch, einen davon, Arthur, kannte sie von früher aus der Nachbarschaft. Seitdem verstärkt Reingard die Mannen bereits das siebte Jahr. Daneben hat sie sich auch bereit erklärt, den Senioren bei der Tagesbetreuung im Hasenfeld einige Stunden mit Musik zu verschönern. „Mit Musik geht vieles leichter“, weiß die Akkordeonspielerin zu schätzen und findet es schön, wenn sie damit auch anderen Menschen Freude schenkt.
Zur Person:
Reingard Pichler
geb: 1950
Wohnort: Lustenau, Feldkreuz
Familie: verh. mit Werner, 4 Kinder, 6 Enkelkinder, bald 7 (eines ist unterwegs)
Beruf: Stickereizeichnerin, jetzt in Pension
Hobbys: seit 7 Jahren musizieren (Ziehharmonika), Fitness für die Gesundheit
Motto: „G’sond bliebö und s’freii ha“
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