In seinem Büro türmen sich die Akten, an der Wand hängt ein drei Meter langer Plan aus Papier. Das Riesenposter zeigt die akribische Ermittlungsarbeit auf, welche den 51-jährigen Staatsanwalt nun seit zwei Jahren in Schach hält. Erben und Verstorbene, mutmaßliche Drahtzieher und Hintergrundakteure all jene auseinanderzuklauben, das war sein Job. Fachwissen, Ausdauer, Geduld und Scharfsinn waren notwendig, um den Verdächtigen auf die Spur zu kommen. Lange war es ein Fall, in dem wir auf keinen Boden gestoßen sind, erzählt Manfred Bolter. 2008 begann alles mit einer einzelnen Anzeige. Im Frühjahr 2009 wurde klar, dass wir auch die eigenen Leute prüfen müssen, blickt der Feldkircher auf eine spannende Phase zurück. Aufwendig, aber auch befriedigend und faszinierend sei sie gewesen. Die Zeit der Ermittlungen. Es war interessant, gemeinsam mit einem zweiten Staatsanwalt und zwei Kriminalbeamten in einem Team zusammenzu- arbeiten.
Eine Wurst und ein Bier
Eigentlich ist der Jurist sportlich. So verbringt er seine Freizeit gerne mit Mountainbiken. Doch momentan geht er es eher gemütlich an. Zurzeit schau ich am liebsten fern. Oder ich gehe auf ein Zeltfest, esse eine Wurst und trinke ein Bier, gibt er schmunzelnd zu. Kein Wunder. Von Jänner bis Mai verbrachte der engagierte Staatsanwalt auch jedes Wochenende im Büro. Samstag oder Sonntag musste ich unbedingt herkommen und weiterarbeiten, erinnert sich Bolter noch an die kräfteraubende Zeit. Seit zwanzig Jahren arbeitet er im strafrechtlichen Eingangsbereich. Zunächst war er viele Jahre Untersuchungsrichter, dann wechselte er zur Staatsanwaltschaft. Zahlreiche Großverfahren hat er bereits durchgefochten, die Testamentsaffäre forderte ihn dennoch sehr.
Berührend
Neu war für mich, dass es an dieser Sache ein derart enormes mediales Interesse gab. Zum anderen war der Erledigungsdruck sehr hoch, erklärt Bolter. Dennoch möchte er klarstellen, dass es niemals einen Burn-out-Indikator gegeben habe. Es sei sehr spannend gewesen und er habe in diesem Zusammenhang auch viele schöne Dinge erlebt, lässt er die letzten zwei Jahre Revue passieren. In zwei Fällen konnten wir Geschwister zusammenführen, die bisher nichts voneinander wussten. Das war sehr berührend, freut sich Bolter über die menschlichen Erfolge. Bis nach Polen wurden dabei die Spuren verfolgt. Alle freuten sich, als die Familie dann zusammenfand.
Ganz privat
Aber neben juristischemScharfsinn zeichnen noch andere Qualitäten den lebenslustigen Staatsanwalt aus. Achtmal pro Jahr ist Richterkochen angesagt, wobei dieser Ausdruck nicht ganz stimmt, denn das Richteramt ist keine Voraussetzung. Jedenfalls haben Bolter und Justizkollegen bereits mehr als 60 Kochkursabende hinter sich. Zuhause steht der stets gut aufgelegte Ankläger jedoch eher selten am Herd. Am liebsten koche ich Aufläufe, die gelingen meistens ganz gut, schwärmt er, während sein Blick auf einem Aktenberg ruht. Doch nicht nur kulinarisch zeigen Richter und Staatsanwälte Interesse. Es gibt auch einen Richterchor, in dem regelmäßig gesungen wird. Im Operettenchor Götzis singt der Staatsanwalt zusätzlich einmal pro Woche. Und das seit über 15 Jahren. Nun ist das Werk in Sachen Testamentsaffäre für die Anklagebehörde größtenteils vollbracht. Und nun soll trotz neuer Akten im Dienstzimmer auch wieder Zeit für Sport und Fitness sein, nimmt sich Bolter vor. Eines wird er jedoch trotzdem bleiben ein Staatsanwalt mit Leib und Seele.
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