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Mit Denkstunden raus aus dem „Dauerschläfchen“

IMG_4446-Erstmalig trafen in der OJAD Führungskräfte aus dem Handwerk, der Wirtschaft, der Industrie, dem Bankenwesen und aus verschiedenen Jugendorganisationen zusammen.
IMG_4446-Erstmalig trafen in der OJAD Führungskräfte aus dem Handwerk, der Wirtschaft, der Industrie, dem Bankenwesen und aus verschiedenen Jugendorganisationen zusammen. ©Edith Rhomberg
Wirtschaftsphilosoph Anders Indset zu Gast bei der Offenen Jugendarbeit.
Anders Indset und Führungskräfte bei OJAD

Dornbirn. Das Jugendhaus Vismut (Vision, Menschenwürde und Toleranz) an der Schlachthausstraße war kaum wiederzuerkennen. Herausgeputzt als besonderer Ort der Begegnung boten das Kulturcafé Schlachthaus und das Freigelände als Marktplatz eine wunderbare Kulisse für die als einzigartig angekündigte Veranstaltung. Im Mittelpunkt standen wie immer die Jugendlichen, aber auch der Stargast Anders Indset, den Landeshauptmann Markus Wallner bei der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD) willkommen hieß.

Mit den Worten „Anders ist anders“ kündigte die Moderatorin Martina Eisendle den Redner des Abends zum Thema „Arbeit der Zukunft“ an. Sie vermittelte den Gästen, dass er auf das Große Ganze schaue und stellte ihn außerdem als Wirtschaftsphilosoph, Autor, Aufsichtsrat und früheren Handballspieler in Norwegens Nationalmannschaft vor.

Und dann kam Anders Indset in den Raum. Das Andere an ihm war zunächst, dass er die Bühne einem Rockstar gleich betrat und den Begrüßungsapplaus sichtlich genoss. Er begann seine Ausführungen mit einer Momentaufnahme von Instagram und Facebook, dem Streben der Menschen nach der eigenen Marke, von der Selbstoptimierung bis hin zur Ausbeutung des eigenen Ichs.

50 Jahre danach

„Was ist denn eigentlich passiert“, stellte Indset die Frage in den Raum. Er merkte an, dass sich die Menschheit seit 1970 in einem „Dauerschläfchen“ befunden habe, wir im Zeitfenster der Opportunität lebten und von Corona wachgepikst worden seien. Indset gab zu verstehen, dass der Spirit von 1970 mit seinen wichtigen Ereignissen und Wendepunkten längst verloren sei. Er sprach von den 20 Millionen Menschen, die sich damals, am ersten „Earth Day“ an Aktionen beteiligten, oder von der Gründung des späteren Wirtschaftsforums in Davos. Er erwähnte auch die gigantischen Leistungen der Exporte und der Globalisierung.

Die Technologie als Retter

Nach Meinung von Anders Indset gibt es derzeit mehrere existenzielle Bedrohungen. Eine davon: Wie vermeiden wir einen ökologischen Kollaps, und wie gehen wir mit der umgekehrten Bevölkerungspyramide um. Er geht so weit zu behaupten, dass wir zu wenige Menschen seien auf diesem Planeten, um die Herausforderungen, auch jene der alternden Gesellschaft und des Dauerthemas Fachkräftemangel, zu meistern. In einer Welt, wo Science und Fiction immer näher zusammenrückten und bereits von Posthumanismus die Rede sei, dürften wir Menschen die Kontrolle nicht abgeben. „Ich bin überzeugt davon, dass die Technologie die Menschheit retten wird“, blickte er positiv in die Zukunft, wenngleich er zugab, dass “uns die Fragen dazu noch fehlen“. Die Wirtschaft soll neu gedacht werden, und jede und jeder sollte sich im Kalender eine Denkstunde eintragen, genauso wie regelmäßig Sport gemacht werde. Mit anhaltendem Applaus bedankte sich das Publikum für diese und viele andere Denkanstöße.

Den Dialog intensivieren

In Vorarlberg gibt es 65 Jugendhäuser und Treffs. Laut Thomas Dietrich (GF Koordinationsbüro für Offene Jugendarbeit und Entwicklung – Koje) sind es 1300 junge Menschen, die dort täglich ein- und ausgehen und für ihre Zukunft lernen. Oder – wie es Anders Indset ausdrückt – sie lernen das Lernen. „Junge Menschen brauchen neben der Arbeit auch Bolzplätze“, ist er außerdem überzeugt. Hausherr Martin Hagen, Geschäftsführer der OJAD und im Vorstand der Boja, dem bundesweiten Netzwerk offene Jugendarbeit tätig, probte den Brückenschlag. „Erstmalig treffen in der OJAD Führungskräfte aus dem Handwerk, der Wirtschaft, der Industrie, dem Bankenwesen und aus verschiedenen Jugendorganisationen zusammen“, freute er sich und äußerte den Wunsch, den Dialog fortzusetzen und zu intensivieren.

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