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Mit dem Gespür für Schnee

Mit Schaufel und Sonde legt Herbert Strolz die Schneeschichten frei – diese geben Auskunft über die Lawinengefahr.
Mit Schaufel und Sonde legt Herbert Strolz die Schneeschichten frei – diese geben Auskunft über die Lawinengefahr. ©VOL.at/ Hofmeister
Schoppernau (VN-ger) Herbert Strolz liebt die Berge – seine Erfahrungen gibt er auch in Lawinenkursen weiter.

Der Nachmittag vom 3. Februar 2010 wird Herbert Strolz wohl für immer im Gedächtnis bleiben. Es war jener Tag, an dem im Skigebiet Diedamskopf in Schoppernau zwei Jugendliche bei einem Lawinenabgang ums Leben kamen. 160 Personen waren an der Suche beteiligt, die jungen Männer aus Deutschland konnten nur mehr tot geborgen werden. „Das sind Einsätze die einem sehr nachgehen“, spricht der 49-Jährige aus Erfahrung. In dieser Saison war es in Sachen Lawinen bislang noch ruhig – obwohl in der vergangenen Woche zweimal die Warnstufe 4 ausgerufen wurde. „Das war eine heikle Situation. Ich bin ein Stück rauf, hab mich dann aber nicht mehr weitergetraut“, erzählt Strolz, der Mann mit dem Gespür für Schnee.

Mehr als ein Hobby

Zehn Jahre bei der Lawinenkommission und 34 Jahre bei der Bergrettung hat der Familienvater vorzuweisen. „Ich sollte langsam aufhören, bevor die ganzen Ehrungen kommen“, schmunzelt der Gebietsstellen- und Einsatzleiter. Dass das nur ein Scherz sein kann, wird einem jeden schnell klar. Während er von seiner Tätigkeit erzählt, lässt er den Blick wie selbstverständlich über die verschneiten Hänge und Bergspitzen gleiten – die Gefahren und Veränderungen stets im Auge behaltend. Und bereits mit dem nächsten Satz wird klar, für ihn ist das alles mehr als nur ein Hobby. „Die Berge haben mich schon immer fasziniert – das mit dem Helfen zu verbinden ist einfach perfekt.“ Die Lawinen begleiten Strolz aber nicht nur im Winter. Im Brotberuf ist der Schoppernauer Waldaufseher bei der Wildbach- und Lawinenverbauung – und setzt sich als solcher praktisch das ganze Jahr über mit der Thematik auseinander. Zu seinen Aufgaben zählt unter anderem die Aufforstung von Schutzwäldern – den grünen Barrieren gegen Lawinen, Muren oder Steinschlag. 80 Prozent seiner Arbeitszeit verbringt er dabei in der Natur. „So einen schönen Job wie ich hat niemand. Man hat mir schon mehrmals angeboten, ins Büro zu wechseln, aber das ist nichts für mich“, sagt er freudestrahlend.

Warmer Boden

Mittlerweile wurde die Lawinengefahr auf Stufe zwei und drei herabgestuft, „aber in einem gebirgigen Gebiet gibt es immer die Möglichkeit, dass etwas passiert.“ Der Regen und der warme Boden begünstigen derzeit den Abgang von Schneebrettern. Ebenso wie der Wind, der Baumeister der Lawinen, der auch am gestrigen Dienstag über die Schoppernauer Gipfel wehte und riesige Mengen an Schnee verfrachtete. „Das macht das Einschätzen der Lawinensituation recht schwierig.“ Daher gilt es, zu beobachten. Der 49-Jährige sticht dazu unter anderem den Schnee an verschiedenen Hängen ab und legt die Schichten frei – Schaufel, Sonde und LVS-Gerät zählen zu Strolz ständigen Begleitern. Breites Publikum Seine Erfahrungen gibt der Fachmann auch in Lawinenkursen weiter – das Publikum reicht hierbei von Bergrettern über Kneippvereinsmitglieder bis hin zu Schülern. „Die Kurse kommen gut an, die Leute erzählen es weiter und wissen, dass die Lawinenwarnstufe wichtig ist.“ Seine Mission ist erfüllt. Die Risiken im alpinen Gelände konnte er den Teilnehmern bewusst machen. „Das wäre ein gutes Ausbildungsfoto“, zeigt Herbert Strolz in Richtung Bergpanorama, das die Schneeverwehungen gut erkennen lässt.

Zur Person

Herbert Strolz setzt sich praktisch das ganze Jahr über mit der Lawinenthematik auseinander

Geboren: 1. Juni 1962

Wohnort: Schoppernau

Beruf: Waldaufseher bei der Lawinen- und Wildbachverbauung (Bezirksleiter Bregenz)

Hobbys: Berge

Familie: verheiratet, eine Tochter (Marina, 17 Jahre)

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