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Misstöne bei Ferrari

Ausgerechnet vor dem Heimrennen in Monza hat sich Irvine unnötig unter Druck gesetzt.

Ausgerechnet vor dem vorentscheidenden Heimrennen am Sonntag in Monza (14:00 Uhr/ORF 1) hat sich ein nörgelnder “Kronprinz” Eddie Irvine unnötig unter Druck gesetzt. Mit seinen jüngsten Verbalattacken gegen Michael Schumacher dürfte der Nordire vor dem prestigeträchtigen Heim-Grand-Prix von Ferrari Sympathien bei den Mächtigen der “Scuderia” verscherzt haben.

Bei McLaren wird man sich hingegen Pannen wie zuletzt nicht mehr leisten. Zwischen der Teamführung und den Piloten Mika Häkkinen und David Coulthard habe es “klärende Gespräche” gegeben, hieß es.

Bei Ferrari redet man sich vor der fast schon letzten Chance im Titelkampf demonstrativ stark. Rennleiter Jean Todt lobte Irvine ausdrücklich, und Schumacher sprach dem Teamkollegen trotz des Frusts über seine verlängerte Zwangspause, die wohl erst im nächsten Jahr beendet sein wird, Mut zu: “Beides ist möglich, der Titel in der Fahrer-Weltmeisterschaft und der Gewinn der Konstrukteurswertung. Eddie soll einfach schnell fahren und keine Fehler machen.”

Irvine kennt die Bedeutung des Rennens im “Königlichen Park” genau. “Ein Sieg beim Italien-GP wäre beinahe ein solcher Hammer wie der WM-Titel”, erklärte der 33-Jährige. Dennoch konnte sich der lebenslustige Nordire kurz vor seinem Abschied von Ferrari deftige Seitenhiebe gegen den Deutschen nicht verkneifen, indem er seinen Nachfolger Rubens Barrichello in einem Zeitungsbeitrag recht uncharmant vor dem Druck durch die “Dampfwalze Schumacher” warnte.

Dabei geben sich die Ferrari-Chefs – gerade weil Schumacher nach zwei verlorenen Rennen in Folge besonders fehlt – derzeit mit dem streitbaren Briten besondere Mühe. “Eddie wird unterschätzt, vor allem von den Leuten, die mir seit drei Jahren einreden wollen, dass ich ihn rausschmeißen soll”, sagte Jean Todt in einem Interview der Fachzeitschrift “auto motor und sport” am Mittwoch.

“Schumacher wäre nicht so gut, wie er ist, wenn er keine Herausforderung im Team hätte. Er braucht einen, der ihn an seine Grenzen treibt”, meinte der Ferrari-Rennleiter. Fiat-Ehrenpräsident Gianni Agnelli versicherte öffentlich: “Wir werden Irvine nach Kräften unterstützen.”

Aber auch der Abschluss der Testfahrten in der vergangenen Woche auf dem Hochgeschwindigkeitskurs in Monza dürfte die Laune des Zweiten der WM-Wertung gehoben haben. Irvine fuhr Bestzeit und gab sich zuversichtlich: “Wir sind an den McLaren- Mercedes dran.” Auch Teamkollege und Schumacher-Ersatz Mika Salo gibt sich zuversichtlich: “Ich bin so oft gefahren, dass ich die Strecke mittlerweile mit verbundenen Augen fahren könnte.”

Monza, wo Ferrari im Vorjahr mit Schumacher und Irvine einen umjubelten Doppel-Erfolg gefeiert hatte, kann vor den dann noch ausstehenden drei WM-Läufen bereits eine Vorentscheidung bringen. Irvine rangiert mit 59 Punkten denkbar knapp hinter Titelverteidiger Häkkinen (60), der bei einem Sieg deutlich davonziehen kann.

Im Team der Silberpfeile ist man dennoch weit davon entfernt, sich nach dem Schumacher-“Aus” schon wie der Weltmeister zu fühlen. “Das passt nicht zu uns. Das ist zu hochnäsig”, sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. “Sehr ernst” nimmt er Konkurrent Irvine: “Wir haben gesehen, dass er da ist, spätestens, wenn wir einen kleinen Patzer machen.”

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