"Mir reicht's jetzt nämlich" – Anzeige bei der Bundesliga eingereicht

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler kritisierte negative Kommentare aus dem Umfeld von SK Rapid nach ihrem Sieg 3-0 im Derby gegen Austria Wien. Im Ö1 Mittagsjournal am Mittwoch sprach er gezielt Wien Energie, den Hauptförderer von Rapid, an. Kogler meinte, dass die Spieler von Rapid eine wichtige öffentliche Einrichtung in Wien darstellen und fügte hinzu "und dann kommt so etwas raus".
"Nicht nur für Sonntagsreden!"
"Mir reicht's jetzt nämlich. Wir tun wirklich sehr viel, da kann es nicht sein, dass die Vereine von innen heraus morsch werden", meinte Kogler weiter. "Homophobie, Rassismus, Sexismus hat keinen Platz und das kann ja nicht nur für Sonntagsreden gelten, sondern muss auch gelebt werden."

Die verbalen Fehltritte 'Oaschlecha'
Am Montag nach dem ersten Derby-Sieg von Rapid Wien gegen Austria Wien im Allianz Stadion standen nicht sportliche Leistungen, sondern verbale Fehltritte im Mittelpunkt. Videos von den Feiern zeigten Rapid-Geschäftsführer Steffen Hofmann, wie er äußerte: "Ich bin sehr froh, dass wir alle da sind. Leider Gottes haben wir es nicht geschafft, in der zweiten Halbzeit die 'Oaschlecha' so richtig abzuschießen."
Nach Kritik folgte Hofmanns Entschuldigung: "Die Worte waren nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, aber unabhängig davon unpassend." Austria Wien reagierte verhalten auf die Entschuldigung. Weitere Aufregung verursachten Clips mit homophoben Gesängen von Spielern und Fans. Stunden später wurden weitere Videos publik, in denen Co-Trainer Stefan Kulovits sowie die Spieler Guido Burgstaller, Marco Grüll, Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl zu sehen sind, wie sie gemeinsam mit Fans teils homophobe Gesänge gegen die Austria anstimmen. "Favoriten ist der größte Hurnsbezirk.", oder auch "Wir sind keine 'oaschwoamen' Veilchen."

Rapid's Statement
Wien Energie hatte sich in der Causa am Dienstag schriftlich zu Wort gemeldet. In einem Statement hieß es: "Wien Energie setzt sich für Vielfalt und gegen jede Art von Diskriminierung ein. Die Äußerungen, die in den letzten Tagen von einzelnen Rapid-Spielern und Funktionären bekannt geworden sind, passen damit nicht zusammen und entsprechen nicht unseren Werten."

Man distanziere sich von den homophoben und beleidigenden Äußerungen und begrüße die klaren Worte von Rapid-Präsident Alexander Wrabetz und Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger. Dies könne aber nur ein erster Schritt sein. Nach Koglers Statements hielt Wien Energie am Mittwoch außerdem fest, dass man Gespräche mit Rapids Vereinsführung in den nächsten Tagen angesetzt habe.

Negativen Einfluss auf Wien Energie
Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung, forderte, "... konkrete Maßnahmen, die sie setzen werden, um die Einhaltung der Werte des SK Rapid durch Funktionäre und Spieler zu gewährleisten und weiteres Fehlverhalten zu verhindern". Die getätigten Aussagen seien nicht nur gesamtgesellschaftlich zu verurteilen, sondern hätten auch einen massiv negativen Einfluss auf Wien Energie. Der Fußball-Club selbst hat eine interne Aufarbeitung angekündigt.

Unterstützung suchen
Werner Kogler forderte den SK Rapid Wien sowie andere betroffene Vereine auf, externe Unterstützung und Beratung zu suchen, um auf die Vorfälle homophober und diskriminierender Äußerungen zu reagieren. Mit seiner Aussage "Wir würden nicht zur Tagesordnung übergehen, sondern anbieten, die Institutionen in Anspruch zu nehmen" betont Kogler, dass der Vorfall nicht ignoriert werden sollte und dass professionelle Hilfe zur Aufarbeitung und Prävention ähnlicher Vorfälle in der Zukunft notwendig sei. Er fügt hinzu "Das ist ein eklatanter Fall für diesen Bedarf - das ist noch diplomatisch ausgedrückt."

"Das ist ein riesiges Problem"
Das Sportministerium hat "100% Sport" mit Geschäftsführerin Claudia Koller ins Leben gerufen. Diese strich auf Ö1 die Vorbildfunktion der Beteiligten hervor. "Wie fühlen sich schwule Jugendliche? Wie fühlen sich schwule Sportler, die solche Gesänge sogar von den höchsten Funktionären hören? Da wird eine Situation geschaffen, die es extrem schwierig macht, diesen Sport auszuüben. Das ist ein riesiges Problem", sagte Koller.

"Fußball für alle"
Um gegen Diskriminierung vorzugehen, haben ÖFB und Bundesliga schon vor Jahren die Ombudsstelle "Fußball für alle" eingerichtet. Ombudsmann ist der offen schwule Fußballer Oliver Egger. "Ich werde so oft gefragt, warum outen sich nicht weitere Fußballer? Solche Videos sind die perfekte Antwort dafür. Weil der Fußball noch immer keine Atmosphäre geschaffen hat, wo sich alle willkommen fühlen", meinte Egger.

Anzeige für die Bundesliga
Die Bundesliga hat ihrerseits Anzeige gegen den Club sowie die im Video beteiligten Personen beim Senat 1 der Liga (Straf- und Beglaubigungsausschuss) eingebracht. Rapid hat eine Woche Zeit, dazu Stellung zu beziehen. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar, dem Club droht im schlechtesten Fall ein Punkteabzug.
( APA / VOL.AT )
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