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Miller müde, hat Hunger und Schmerzen - aber "happy" wie nie

Nach dem Rennen war er hundsmüde und fühlte sich uralt. Am Abend nach der Siegerehrung klagte er auch noch über Hunger. Und trotzdem hatte man Samuel Bode Miller schon lange nicht mehr so glücklich gesehen wie an diesem Sonntag in Whistler. Von seinem in der Super-Kombination errungenen ersten Olympiasieg war auch der 32-jährige Nonkonformist aus den USA überwältigt. Immerhin hat er dafür vier Anläufe benötigt.

“Die Art und Weise, wie ich Gold geholt habe, darauf werde ich noch lange stolz sein”, erklärte Miller einmal mehr, dass ihm das “Wie” oft mehr bedeutet als der Sieg selbst. Und er hat sich nun offenbar auch mit dem von ihm so verachteten Olympia ausgesöhnt.

“Ich war vier Mal dabei, habe tausende Interviews gegeben. Und dann fahre ich so ein Rennen, exakt wenn es zählt. Das macht mich wirklich stolz”, erklärte der Ausnahme-Skifahrer, der vor vier Jahren noch erfolgreich alles getan hatte, um die Olympia-Erwartungen der US-Öffentlichkeit nicht zu erfüllen.

Im vergangenen Sommer war der zweifache Weltcup-Gesamtsieger und vierfache Weltmeister sogar knapp vor dem Rücktritt gestanden. Jetzt ist er mit drei Medaillen in drei Olympia-Rennen mit einem Schlag der Läufer, auf den wieder einmal die ganze Welt blickt.

Den Montag nahm sich Miller deshalb auch frei, um Energie zu tanken und den nach einem Slalomsturz schon wieder schmerzenden Knöchel zu beruhigen. Seine Beine hätten sich vor dem Kombislalom angefühlt, “als ob sie jemand mit Soße gefüllt hätte”, erzählte der US-Amerikaner.

Ungeachtet dessen, ob er am Dienstag im Riesentorlauf seine vierte Olympia-Medaille in Folge (und damit die sechste insgesamt) holt: Miller möchte am liebsten am abschließenden Samstag den Slalom gewinnen. Dabei hat er gerade in dieser Disziplin so viele Ausfälle wie kein anderer Fahrer verzeichnet. Von den 49 Weltcup-Slaloms seit seinem bisher letzten Sieg vor über sechs Jahren im Dezember 2004 in Sestriere hat er 35 nicht beendet.

Umso überraschender kam deshalb nun sein neuerliches Statement zu diesem Thema. “Ehrlich. Ich habe keine Witze gemacht, als ich bei meiner ersten Pressekonferenz sagte, dass ich am liebsten den Slalom hier gewinne möchte”, beteuerte er am Sonntagabend in der Mixed Zone der Medaillenverleihung. “Ich mag den Slalom einfach am liebsten. Ich bin da meine besten Rennen gefahren.”

Vielleicht ist da aber auch Kalkül dabei. Denn nur im Slalom hat Miller bisher weder WM- noch Olympiamedaillen geschafft. Gelingt ihm das nun endlich am kommenden Samstag, wäre er der erste Skifahrer der Welt, der Olympia-Medaillen in allen fünf Disziplinen gewonnen hätte.

Zuletzt hatte Anja Pärson am Samstag im Super-G der Damen die Chance auf diesen Rekord gehabt. Aber die Schwedin belegte im Goldrennen von Andrea Fischbacher nur Platz elf.

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