Migros verbannt Lindt-Schokolade aus den Regalen: Der Preiskampf geht weiter
Migros und Lindt – zwei Schweizer Giganten mit starkem Markenprofil – tragen derzeit einen Konflikt aus, der sich in leeren Schokoladenregalen niederschlägt. Wer in den vergangenen Tagen in Migros-Filialen nach Lindt-Tafeln suchte, fand vielerorts nur noch eine Hinweistafel: "Lieferunterbruch".
Was dahintersteckt, ist ein typischer Fall von Preispoker im Detailhandel. Die Migros bestätigt gegenüber CH Media laufende Verhandlungen mit Lindt, bleibt aber vage bei den Details. Auch Lindt gibt sich zurückhaltend: Man führe einen "konstruktiven Dialog mit dem Migros-Genossenschaftsbund", so ein Sprecher. Dass Produkte nicht verfügbar seien, sei "sehr bedauerlich".
Irminger greift durch – wieder einmal
Dass bei solchen Auseinandersetzungen auch schnell zur härtesten Waffe gegriffen wird – dem Regalboykott –, ist bei Migros unter Mario Irminger inzwischen nichts Neues. Der 60-jährige CEO, seit 2023 an der Spitze des Konzerns, hat sich bereits als Chef von Denner einen Ruf als beinharter Verhandler erarbeitet. Damals legte er sich mit Coca-Cola an und tauschte kurzerhand das Sortiment gegen günstigere Alternativen aus Osteuropa aus. Die "Blick"-Zeitung taufte ihn daraufhin den "Cola-Krieger".
Auch heuer eskalierte ein weiterer Streit mit Coca-Cola – Migros ersetzte Fanta und Sprite durch türkische Limonaden. Der Disput wurde schließlich beigelegt. Doch jetzt trifft es mit Lindt ein heimisches Unternehmen – was die Angelegenheit besonders heikel macht.
Lindt verteuerte kräftig – trotz sinkender Kakaopreise
Im Zentrum der Auseinandersetzung steht eine simple, aber explosive Frage: Was darf Schokolade kosten? Laut Recherchen der "Blick" stiegen die Preise für Lindt-Schokoladeprodukte – Tafeln, Pralinen, Mini-Täfelchen – allein im letzten Jahr teilweise um 20 bis 50 Prozent.
Lindt rechtfertigte dies mit gestiegenen Rohstoffkosten, insbesondere beim Kakao. Doch genau hier hakt Irminger nun ein: Der internationale Kakaopreis, im Dezember 2024 noch bei einem Rekordhoch von fast 13.000 Dollar pro Tonne, ist mittlerweile auf rund 6100 Dollar gefallen – ein Rückgang von über 50 Prozent.
Für Irminger offenbar Anlass genug, um auf einen Kurswechsel zu drängen – oder anders gesagt: den Preissturz an die Kundschaft weiterzugeben.
Auch Denner betroffen
Interessantes Detail: Auch Denner, als Tochterunternehmen der Migros-Gruppe, ist in die Verhandlungen involviert. Das zeigt, dass es sich nicht nur um ein isoliertes Sortimentsproblem bei einzelnen Filialen handelt, sondern um eine konzernweite Strategie. Ob auch andere Detailhändler folgen oder Lindt zu Konzessionen bereit ist, bleibt offen.
Die derzeitige Auseinandersetzung verdeutlicht den Spagat, den Detailhändler wie Migros heute bewältigen müssen: Einerseits erwartet die Kundschaft Schweizer Qualität und bekannte Marken im Regal – andererseits steigen die Sensibilität gegenüber Preisen und die Bereitschaft, Alternativen zu wählen.
Für Mario Irminger ist klar: Wer beim Preis nicht mitzieht, fliegt notfalls auch mal aus dem Sortiment. Selbst dann, wenn es sich um eine Traditionsmarke aus dem eigenen Land handelt.
(VOL.AT)
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