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Midsommar - Kritik und Trailer zum Film

Dani ist nach dem Tod ihrer Familie in einer Lebenskrise und macht sich mit ihrem Freund Christian und dessen Kumpeln auf einen Sommertrip nach Schweden, wo sie zum Mittsommerfest geladen sind. Der anfänglich idyllische Eindruck der abgelegenen Gemeinschaft gerät jedoch bald ins Wanken, verhalten sich deren Mitglieder zunehmend seltsam bei der Vorbereitung eines besonderen Rituals, das nur alle Jahrzehnte gefeiert wird. Alsbald wird es blutig im sonnendurchfluteten Paradies.

Midsommar kann so schön sein, mit Blumenkränzen im Haar und friedlich feiernden Menschen, wenn man dem gängigen Werbeklischee eines führenden Möbelhauses Vertrauen schenken darf. Oder es kann als blutiger Horrortrip daherkommen, wenn man das Ganze dem Genreexperten Ari Aster überlässt. Am Freitag kommt "Midsommar" ins Kino.

Midsommar - Kurzinhalt zum Film

Zuletzt hatte der 33-Jährige mit seinem Low-Budget-Debüt "Hereditary" für Aufsehen gesorgt. Anders als die düstere, dunkle Parabel mit Toni Collette spielt "Midsommar" im strahlenden Sonnenschein. Hier versteckt sich nichts im Dunkeln - der Schrecken scheut das Licht nicht.

Im Zentrum der Erzählung steht Studentin Dani (Florence Pugh), die nach mehreren Todesfällen in ihrer Familie verzweifelt ist. So lädt sie ihr Freund Christian (Jack Reynor) eher widerwillig ein, sie auf eine gemeinsame Reise mit seinen Kumpels nach Schweden zu begleiten. Ihr Kommilitone Pelle (Vilhelm Blomgren) hat sie zur Feier der Sommersonnenwende in seine abgelegende Gemeinschaft in Hälsingland eingeladen.

Und so weicht das graue, verschneite, düstere Amerika alsbald der überbelichteten, strahlenden Sonne Schwedens. Alle in der leicht bekifft wirkenden Gemeinde sind weiß gewandet und lächeln. Blut wird das gleißend-weiße Licht allerdings in nicht so ferner Zukunft konterkarieren. Ein bisschen Drogen, ein bisschen Feiern, ein bisschen Senioren beim Suizid betrachten. Eben alles, was zu einem guten Mittsommerfest gehört.

Midsommar - Die Kritik

Ari Aster lässt sich bei seinem knapp zweieinhalbstündigen Werk, für das er auch das Drehbuch verfasst hat, Zeit, bisweilen mehr als narrativ nötig. Die Exposition, bis die Gruppe in der Gemeinschaft landet, ist ausgedehnt. Und doch weiß der Filmemacher diese erzählerischen Löcher mit starken Bildern zu füllen, wenn die Straße mit einem Male am Himmel fährt oder drogeninduzierte Wahrnehmungsänderungen sich in kleinen, fast nicht benennbaren Bildverschieben widerspiegeln. Das Efeu beginnt zu atmen.

Drogentrips und persönliche Katastrophen dienen als Motor für den Fortgang der Erzählung. Die Charaktere selbst sind dabei zwar recht konventionell gehalten, wenn Dani die klassisch überspannte Frau in einer Burschentruppe ist, während Will Poulter als Kumpel Mark seinen üblichen Trottel gibt. Alles in allem machen die guten Schauspieler jedoch derlei Schwächen weitgehend wett und schafft Ari Aster die Gratwanderung zwischen Ironie und sich langsam in die Szenerie einschleichenden Schockeffekten.

So stellt sich am Ende "Midsommar" in eine Traditionslinie mit dem Genreklassiker "The Wicker Man" (1973). Und irgendwie hat man nach dem Film wenig Lust auf ausgelassenes Tanzen um den Mittsommerbaum - müsste man doch ständig einen angstvollen Blick über die Schulter werfen.

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(APA/Red)

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