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Metaller-KV: Warten auf Angebot der Industrie

Am Montag ist die 2. Runde der Metaller-KV-Verhandlungen.
Am Montag ist die 2. Runde der Metaller-KV-Verhandlungen. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Archivbild)
Vor der 2. Runde bei den Verhandlungen über einen Metaller-KV am Montag warten die Arbeitnehmer auf ein Prozent-Angebot der Industrie.

Vor den Metaller-KV-Verhandlungen liegt die Forderung der Gewerkschaften PRO-GE und GPA nach 11,6 Prozent mehr Lohn und Verbesserungen bei Urlaub und Lehrlingen auf dem Tisch, das Gegenangebot der Arbeitgeber steht noch aus. Hier dürften die Arbeitnehmer am Montag auf eine Zahl pochen. Kommt es zu Wochenbeginn, wie erwartet, zu keiner Einigung, werden wohl die Gewerkschaften den Druck erhöhen.

Metaller-KV-Verhandlungen: Streiks in Metallindustrie unüblich

Erste Stufe im Streit um mehr Geld und/oder Freizeit ist traditionell ein Betriebsrätetreffen, es folgen Betriebsversammlungen, die dann in Warnstreiks übergehen können, zuerst befristet, dann unbefristet. Wobei Streiks in Österreich eher unüblich sind. Die Streikstatistik in der Metallindustrie weist zwei größere Arbeitsniederlegungen in der jüngeren Vergangenheit aus: 2011 kam es zu Streiks in rund 200 Betrieben mit 100.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 2018 in über 240 Betrieben mit mehr als 70.000 Beschäftigten. Aktuell gibt es einen Konflikt beim Tiefkühlkosthersteller Ardo in Niederösterreich, bereits angelaufene Arbeitsniederlegungen wurden inzwischen ausgesetzt.

KV-Verhandlungen auch in Gesundheits- und Sozialbereich und im Handel

Etwas zeitversetzt mit der Metallindustrie verhandeln auch das Metallgewerbe sowie der private Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich. Bei letzteren fand am Dienstag die Übergabe der Forderungen der Gewerkschaften GPA und vida statt, verlangt wird eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 15 Prozent, mindestens aber 400 Euro. In die Herbstlohnrunde starten auch drei klassische Niedriglohnbranchen: Fahrradkuriere, Reinigungsdienste und der Bewachsungssektor.

Ebenfalls im Herbst steigt die größte Arbeitnehmergruppe in den Ring, der Handel. Hier liegt der Mindestlohn für einen Vollzeitjob bei brutto 1.945 Euro pro Monat. Zum Vergleich: Bei den Reinigungsdiensten sind es 1.833 Euro, in der Metallindustrie werden 2.236 Euro brutto als Einstiegsgehalt ausgezahlt. Bei den Pensionistinnen und Pensionisten liegt die Ausgleichszulage (Mindestpension) bei 1.110 Euro (14 Mal pro Jahr).

Momentum Institut: Lohnquote konstant niedrig

Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut hat kürzlich vorgerechnet, wie sich die Lohnquote entwickelt hat. Dieser Wert gibt den Anteil der Löhne und Gehälter am gesamten Volkseinkommen an und gilt als Maßstab für die Einkommensverteilung. Demnach lag die Lohnquote in den Boomjahren der Wirtschaft 1961-1980 zwischen 70 und 76 Prozent. Mit dem Anstieg der Arbeitslosigkeit ab 1982/83 sank die Lohnquote rapide und fiel auf den tiefsten Stand von 60 Prozent zu Beginn der Finanzkrise 2008. Seither lag sie mit kleinen Schwankungen konstant unter 64 Prozent.

Reallohn laut Wifo gesunken

Laut dem Tariflohntracker des Wifo sanken die Reallöhne ab März 2022, da die Lohnsteigerungen geringer waren als die Preissteigerungen. "Aufgrund der Lohnverhandlungen im November steigen die Reallöhne wieder an, können aber die Preissteigerungen nicht aufholen. Da seit November 2022 die Preise bei gleichbleibenden Löhnen weiter gestiegen sind, hat sich auch der Reallohn weiter negativ entwickelt", berichteten die Wirtschaftsforscher.

Weiters heißt es von den Wifo-Experten: "Für die Lohnverhandlungen im November 2021 zeigt sich, dass die Lohnsteigerungen der Benya-Formel entsprechend und sich aus der Summe der rollierenden Inflation und dem Produktivitätswachstum ergeben. Bei den Lohnverhandlungen im November 2022 hingegen wurde nur die rollierende Inflation abgegolten."

WKÖ gegen Überforderung von Unternehmen bei KV-Verhandlungen

WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf meinte hingegen zu Wochenbeginn: "Wenn die Rezession anhält und die Arbeitskosten steigen, wird es vielen Unternehmen nicht mehr möglich sein, ihre Beschäftigten alle zu halten." Umso wichtiger sei es daher, die Unternehmen im Zuge der Lohnverhandlungen nicht zu überfordern.

Wifo und IHS haben heute ihre Konjunkturprognose gegenüber der Juni-Schätzung deutlich nach unten korrigiert und rechnen nun für heuer mit einer "milden Rezession" in Österreich. Erwartet wird für 2023 ein Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,8 bzw. 0,4 Prozent.

(APA/Red)

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