Mehr Tests führen zu höherer Inzidenz? Ein Faktencheck

Ein in den vergangenen zwei Wochen mehr als 1000-mal geteiltes Facebook-Posting will mithilfe einer Rechnung zeigen, dass der Inzidenzwert steigt, je mehr Personen getestet werden, während der prozentuelle Anteil positiv Getesteter (Positivitätsrate) gleich bleibt.
Kapiert?
Gepostet von Andrina Gebhart am Freitag, 30. April 2021
Daraus entsteht der Eindruck, dass die 7-Tage-Inzidenz (durchschnittliche Anzahl von Corona-Infizierten pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche) direkt mit der Anzahl der durchgeführten Tests einhergeht.
Mehr Tests = Höhere Inzidenz?
Im Wesentlichen ist die vorliegende Rechnung richtig. Der Inzidenzwert stützt sich auf die positiven Fälle einer Region (meist auf eine Woche betrachtet) geteilt durch die Einwohner der Region. Zum Schluss wird alles mit 100.000 multipliziert, um den Wert pro 100.000 Einwohner zu ermitteln.
Die Österreichische Agentur für Gesundheit (AGES) veröffentlicht täglich den sogenannten Inzidenzwert, der anzeigt, wie viele Menschen pro 100.000 Einwohner innerhalb der vergangenen sieben Tagen positiv auf das Coronavirus getestet werden. Während dieser Wert seit einigen Wochen sinkt, ist die Anzahl der Tests annähernd gleich hoch geblieben.
Inzidenz geht zurück, Tests bleiben gleich
Laut dem Covid-Dashboard, das die Daten der AGES heranzieht, lag die 7-Tage-Inzidenz am 13. April 2021 bei 206, am 8. Mai 2021 bei 104. Vergleicht man diese Entwicklungen mit der Anzahl der Testungen (2), zeigt sich, dass die Anzahl der Testungen kaum abgenommen hat. Am 13. April 2021 wurden rund 350.000 Testungen verzeichnet, am 8. Mai 2021 waren es rund 310.000 Testungen. Während sich die Inzidenz also fast halbiert hat, gab es nur um rund 11 Prozent weniger Tests.
Obwohl das oben erwähnte Facebook-Posting von einer gleichbleibenden Positivitätsrate ausgeht, schwankt diese in der Realität jedoch erheblich und ist regional unterschiedlich hoch. Lag die nationale Rate am 13. April bei 5 Prozent, wurde am 8. Mai eine Positivitätsrate von 2 Prozent verzeichnet. Somit ist bei annähernd gleich hohen Testzahlen der Anteil der positiv Getesteten zurückgegangen, was der Theorie widerspricht, dass mehr Tests generell für mehr positive Ergebnisse sorgen.
Je weniger Test, desto ungenauer die Inzidenz
Je kleiner die Anzahl der Tests ist, desto ungenauer werden die 7-Tages-Inzidenzen, da die Infektionszahlen regional schwanken und die Dunkelziffer höher ist. Diesen Umstand erklärt auch die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Die Positivitätsrate kann einen wichtigen Hinweis auf Handlungsbedarf bei der Zahl der Testungen geben. Ist die Rate nämlich besonders hoch, könnte es ein Zeichen sein, dass zu wenig getestet wird. In Indien etwa ließ eine gleichzeitig mit der Anzahl der Infektionen stark steigende Positivitätsrate in fast allen Regionen laut "Financial Times" darauf schließen, dass auch die Zahl der unentdeckten Infizierten immer mehr in die Höhe ging.
(APA/red)
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