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Mehr Respekt gegenüber älteren Patienten

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Zu einer respektvolleren Kommunikation mit älteren Patienten hat der Medizinethiker Linus Geisler die Ärzte und Pflegekräfte aufgerufen.

Oft würden Senioren gönnerhaft und herablassend behandelt, kritisiert er in der Fachzeitschrift “physiopraxis“. “Immer wieder kann man beobachten, dass Unterhaltungen zwischen jüngeren Pflegekräften und älteren Patienten sich nicht von Unterhaltungen zwischen Erwachsenen und zweijährigen Kindern unterscheiden.“

Allerdings liege die Verantwortung dafür nicht immer nur beim Pflegepersonal: Auch die Senioren selbst tragen nach Erkenntnissen des Experten zur Entstehung einer sekundären Babysprache bei, indem sie ihr Gesprächsverhalten im vorauseilenden Gehorsam den vermuteten Erwartungen anpassen. Unabhängig von ihren kognitiven Fähigkeiten sprächen die Senioren dann langsamer und reduzierten ihren Wortschatz. Aus dieser sprachlichen Überanpassung könne sich ein Teufelskreis entwickeln, der letztlich zur sprachlichen Entmündigung des Patienten führe.

Umso wichtiger sei es für Ärzte und Pfleger, dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Als Merkmale einer so genannten patronisierenden Kommunikation nennt Geisler unter anderem ein vereinfachtes Vokabular mit kindlichen Begriffen und Verkleinerungen, übertrieben familiäre Anredeformen wie “Oma“ oder “Opa“, die Beschränkung auf oberflächliche Themen sowie das Sprechen in hoher Stimmlage und mit übertriebener Betonung. Auch Mimik und Gestik wirkten sich auf die Qualität des Gesprächs aus. Negativ schlage es etwa zu Buche, wenn der Pflegende den Patienten belächele, sich von ihm abwende, die Arme verschränke oder abrupte Bewegungen mache.

Umgekehrt trägt laut Geisler eine gelungene Kommunikation zum Wohlbefinden des Patienten bei und fördert den Verlauf der Therapie: “Wer den Augenkontakt mit dem Patienten sucht, ihm zulächelt, zunickt, echtes Interesse signalisiert und bereit ist, ihm zuzuhören, der hat die Chance, dankbare Patienten zu erleben.“

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