Mehr Gewalt, Raubüberfälle und Einbrüche: So kriminell war Wien noch nie

Am Montag wurde die aktuelle Kriminalstatistik von Wien veröffentlicht. Der starke Anstieg der Jugendkriminalität ist nicht nur österreichweit, sondern auch in der Bundeshauptstadt ein großes Problem. Während 2010 noch 8.360 Tatverdächtige unter 18 Jahren registriert wurden, waren es im Vorjahr 2024 14.804 (2023: 11.118).
Intensivtäter unter 14 Jahren dominieren bei Einbrüchen in Wien
Die Beschuldigten werden immer jünger, auch in Wien wurde wie österreichweit ein Anstieg bei den zehn- bis 14-jährigen Tatverdächtigen registriert. So waren 2010 noch 1.419 in dieser Altersgruppe, die eine Straftat begingen, 2024 stieg die Zahl der Tatverdächtigen auf 5.066 (2023: 3.186). Auch in der Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen wurde in Wien ein Anstieg von 6.737 auf 9.522 Tatverdächtige verzeichnet (2023: 7.865). In der Bundeshauptstadt gab es zudem eine kleine Gruppe von Intensivtätern, die großteils unmündig - also unter 14 Jahren alt - sind und für mehr als 30 Prozent der Geschäfts- und Pkw-Einbrüche in Wien durch Jugendliche verantwortlich sind.
Aufgrund der alarmierenden Zahlen wurde in Wien bereits im vergangenen Jahr die Präventionsarbeit in dem Bereich intensiviert. Dazu wurde in Wien eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe "Kinder- und Jugendkriminalität" eingerichtet, in der neben der Polizei, einigen Abteilungen des Magistrates der Stadt Wien, dem Landesgericht Wien, auch mehrere Vereine und NGOs mitarbeiten.
Kriminalität in Wien im Vorjahr insgesamt gestiegen
Insgesamt sind die polizeilichen Anzeigen in Wien von 186.475 im Jahre 2023 auf 194.981 im Jahre 2024 gestiegen, das entspricht einer Zunahme von plus 4,6 Prozent. Die Anzahl der geklärten Delikte konnte von 2024 gegenüber dem Vorjahr von 82.584 auf 84.696 gesteigert werden. Die Aufklärungsquote ist jedoch aufgrund der höheren Gesamtanzahl der Anzeigen von 44,3 Prozent auf 43,4 Prozent gesunken.
Die Gesamtzahl ermittelter Tatverdächtiger in Wien ist gegenüber 2023 von 98.878 auf 98.996 gestiegen, was einem Höchststand seit zumindest zwei Jahrzehnten bedeutet. Der Anteil der beschuldigten Fremden beträgt in der Bundeshauptstadt 57,1 Prozent (im Vorjahr 55,3 Prozent). Dieser Anteil ist seit dem Jahr 2015 von 49,1 Prozent kontinuierlich auf 57,1 Prozent angestiegen.
2024 mehr Anzeigen wegen Einbrüchen und Diebstählen
In der zahlenmäßig größten Deliktsgruppe, nämlich bei den angezeigten strafbaren Handlungen gegen fremdes Vermögen, gab es einen Anstieg um 4,7 Prozent, von 125.263 auf 131.101. Hier gab es Zuwächse etwa im Bereich Einbruchsdiebstahl von 28.696 auf 32.966 Delikte, jedoch im Bereich des einfachen Diebstahls eine Senkung von 37.350 auf 36.005 Delikte. Der starke Anstieg bei den Einbruchsdiebstählen ist in einem hohen Ausmaß auf die Zunahme der Einbrüche in Autos von 2.182 auf 4.909 Delikte zurückzuführen.
Die Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser sind von 3.591 im Jahre 2023 auf 3.124 im Jahre 2024 gesunken. Rückläufig sind auch der Diebstahl von Personenkraftwagen von 374 auf 365, sowie der Taschen- und Trickdiebstahl von 6.416 auf 5.908. Zum längerfristigen Vergleich: Im Jahre 2010 betrug die Anzahl der Fälle von Einbruchsdiebstahl in Wohnungen und Wohnhäuser noch 9.298, die Anzahl der Fälle von Pkw-Diebstahl 1.763 und die Anzahl von Taschen- und Trickdiebstahl 29.037.
Im Bereich Wirtschaftskriminalität ist die Zahl der Anzeigen von 38.372 auf 39.694 um 3,4 Prozent gestiegen. Ein überwiegender Teil davon betrifft Anzeigen wegen "schweren Betruges" mit einer Zunahme von 2.686 auf 3.812 (plus 41,9 Prozent). Die Fälle von "Sozialleistungsbetrug" sind von 2.234 auf 2.626 (plus 17,5 Prozent) angestiegen. Bei "Bestell- bzw. Warenbetrügereien" ist die Zahl der Anzeigen allerdings von 6.155 auf 5.826 (minus 5,3 Prozent) gesunken.
Wiener Kriminalstatistik 2024 zeigt Rückgang bei Internetkriminalität
Eine Trendumkehr gab es im Bereich der Internetkriminalität. Da sanken die Zahlen erstmals von 23.060 im Jahr 2023 auf 21.210 im Jahr 2024, somit um acht Prozent. Gesunken sind auch Fälle des "Internetbetruges" von 8.930 auf 8.513 Delikte (minus 4,7 Prozent). Auch Cybercrime-Delikte im engeren Sinn sind rückläufig; hier vor allem Anzeigen wegen "Betrügerischem Datenverarbeitungsmissbrauches" mit einem Rückgang von 10.646 auf 9.311 Fälle (minus 12,5 Prozent).
Auch mehr Morde, Vergewaltigungen und Überfälle auf öffentlichen Plätzen
Die Zahl der Anzeigen bei Gewaltdelikten ist von 29.485 auf 31.006 gestiegen (plus 5,2 Prozent) - etwa bei "Körperverletzung" (von 15.566 auf 16.268 Fälle (plus 4,5 Prozent), ebenso bei "Vergewaltigung" von 468 auf 519 Fälle (plus 10,9 Prozent). Dort gab es in der überwiegenden Anzahl ein Bekanntschaftsverhältnis zwischen Täter und Opfer und daher auch eine entsprechend hohe Aufklärungsquote von 75,1 Prozent.
Die Zahl der Anzeigen wegen Gewalt gegen Beamte ist von 627 auf 665 um 6,1 Prozent gestiegen. Im Jahr 2024 wurden in Wien 26 vollendete Morde verübt (2023: 19), davon konnten 24 geklärt werden (2023: 19). Raubdelikte haben insgesamt von 1.180 im Jahre 2023 auf 1.394 Fälle (plus 18,1 Prozent) im Jahre 2024 zugenommen, die Aufklärungsquote betrug 42,3 Prozent (2023: 43 Prozent).
Der hohe Anstieg an Raubdelikten ist alleine auf Überfälle an öffentlichen Orten zurückzuführen. Im Jahre 2023 waren das 776 und 2024 952 verübte und zur Anzeige gebrachte Überfälle. Zum Vergleich: Im Jahr 2010 hatte es noch 2.830 Raubdelikte mit einer Aufklärungsquote von 24,8 Prozent gegeben.
(APA/Red)
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