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"Masurca Fogo": Fest der Lebendigkeit beim ImPulsTanz

Mit "Masurca Fogo" kam ein Klassiker ans Wiener Burgtheater.
Mit "Masurca Fogo" kam ein Klassiker ans Wiener Burgtheater. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Am Dienstag wurde mit "Masurca Fogo" ein Klassiker ins Wiener Burgtheater geholt. Doch nicht nur das - es wurde auch ein Fest der Lebendigkeit gefeiert.

44 Stücke hat Pina Bausch geschaffen. Sie sind mehr als das Vermächtnis der vor zehn Jahren verstorbenen Wuppertaler Tanztheater-Ikone. Sie atmen, stöhnen, und lachen, sind zeitlos in Charme und Gespür. Mit "Masurca Fogo", entstanden vor 20 Jahren, hat das ImPulsTanz Festival gestern, Dienstag, im Burgtheater nicht nur einen Klassiker nach Wien geholt, sondern ein Fest der Lebendigkeit gefeiert.

Rund 17 Tänzer haben noch mit Pina Bausch gearbeitet

Etwa die Hälfte der 34 Tänzer des Tanztheater Wuppertal hat noch mit Pina Bausch an ihren Kreationen gearbeitet. Es ist ein Miteinander der Generationen, das den Geist der Ensemblegründerin geschickt zu überliefern weiß. Damals, 1998, waren einige von ihnen dabei in Lissabon, wo man zehn Tage damit verbrachte, Eindrücke zu sammeln. Auf der Straße, in den Cafes, an den Stränden, in den Fado-Lokalen einer Variation des Menschseins nachzuspüren, die ebenso klar kulturell geprägt, wie überkulturell gültig ist. Die Tänzer übersetzten ihre Inspirationen in Tanz, in Gesten, in Situationen, in Solos und Gruppenszenen, daheim im Studio in Wuppertal. Pina schaute zu. Wählte aus. Setzte zusammen.

Ihre Stücke, sagte Bauschs langjähriger enger Mitarbeiter Robert Sturm kürzlich zur APA, seien gewachsen "wie ein Korallenriff". Das ist eine schöne Metapher. Denn ihre Arbeit ist dichter als eine Assoziationskette, narrativer als eine Collage, sinnstiftender als eine Revue. In loser, immer aber in sich logischer Folge, wird eine Fabel erzählt, vom Süden, von der portugiesischen Saudade - (in etwa: Sehnsucht) - und vom Sex, der mal in frech-fröhlichen, mal in innig-intimen, mal in überbordend blumigen Momenten durch den Abend irrlichtert.

"Masurca Fogo" von Portogal inspiriert

Die Wuppertaler Compagnie ist bestückt aus aller Welt, aber an diesem Abend sind sie in Portugal daheim. Oder in einem Bild von Portugal, das um seine Verfremdung weiß und sie schulterzuckend annimmt. In der Melancholie aus dem Vollen schöpfend, ist der Blick aus Lissabon auch gerichtet nach Brasilien und Afrika, stets ein trauriges Lächeln auf den Lippen und den Schalk hinter den Augen. Die Exzentrik des Abends ist exklusiv auf der weiblichen Seite, steckt in geblümten Kleidern und langen Haarmähnen, ist nicht wasserscheu und durchaus gesprächig, während die Männer in uniform unauffälliger Kleidung und meist in Gruppen auftreten, lachend und schulterklopfend, mitunter akrobatisch, mitunter mit Hüftschwung und aufgeknöpftem Hemd.

"Masurca Fogo", dem Titel nach ein feuerspeiender Tanz, zählt zu den Edelsteinen im heute noch weltweit tourenden Pina Bausch-Repertoire. Es fehlt ihm die Dunkelheit und Schonungslosigkeit vieler anderer Bausch-Kreationen, stattdessen gibt es viel Witz, ein beeindruckendes Gespür für Tempo und Pointen und ein bestechend einfaches Bühnenbild (Peter Pabst) aus einem weißen Schuhkarton, der über eine Felslandschaft gestülpt ist. Die Musik changiert zwischen Pophits, Fado, Jazz und getrommelten Rhythmen und scheut sich momentweise weder vor Folklore noch vor Kitsch. Mehr als 20 Jahre nach seiner Entstehung erlebte "Masurca Fogo" gestern seine späte österreichische Erstaufführung. Drei Termine gibt es noch.

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(APA/Red)

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