Gerne zeigte er sich auf sozialen Medien beim Bergwandern oder auf Skitouren. Wallner ist schlank, neigt auch nicht zu Exzessen irgendwelcher Art. Doch der Druck, der zuletzt verstärkt durch die Wirtschaftsbund-Affäre auf ihm lastete, hat offenkundig Spuren hinterlassen.
Belastende Zeiten für Wallner
In der offiziellen Aussendung des Landes ist von "ungewöhnlichen Anstrengungen" die Rede, die die letzten Monate geprägt hätten. Neben Covid und den Folgen sowie der Teuerung sind damit auch die innerparteilichen Turbulenzen gemeint, die sich aus der Wirtschaftsbund-Affäre ergaben. Wallner selbst kam ins Visier der Justiz, weil er Spenden für die Wirtschaftsbund-Zeitung quasi gekeilt haben soll, was der Landeshauptmann stets bestritt.
Für den 54-Jährigen, der sich ländletypisch gerne als Saubermann inszenierte, waren diese Vorhaltungen sichtlich ein harter Schlag, umso mehr als sich Wallner tatsächlich unschuldig wähnt. Ständige Gerüchte um einen Rücktritt, ein Distanz suchender Koalitionspartner, es gab sicher schon weniger belastende Zeiten für den verheirateten Vater von zwei Töchtern und einem Sohn, der schon seit längerem ein wenig angeschlagen schien.
Politische Bilderbuch-Karriere
Die nächste Zeit wird zeigen, ob sich der Krankenstand als Unterbrechung oder Ende einer politischen Bilderbuch-Karriere erweist. Sein politischer Aufstieg zum Regierungschef war jahrelang geplant und gut vorbereitet. Als ehemaliger ÖH-Vorsitzender der Uni Innsbruck (1987-1989) und mit abgeschlossenem Politikwissenschafts- und Geschichtsstudium in der Tasche heuerte er rasch bei der ÖVP-Landesorganisation an. Dort lernte er an politischem Handwerk, was es zu lernen gab: etwa als Büroleiter seines Vorgängers Herbert Sausgruber (1997-1999), als ÖVP-Landesgeschäftsführer und Chefstratege im Landtagswahlkampf 2004, als Klubobmann oder als Landesrat. Als Sausgruber Ende 2011 früher als allgemein erwartet Platz für seinen bevorzugten Nachfolger machte, war Wallner bereit.
Seither lenkte er das Land in für Vorarlberg bewährter Manier - nicht marktschreierisch, sachlich-nüchtern, zumindest in der Rhetorik immer besonders um solide Finanzen bemüht. Wallner gilt durchaus als wirtschaftslastig, wie sich auch bei Corona zeigte, als er sein Land gerne als Modellregion für Lockerungen etwa in der Gastronomie zur Verfügung stellte.
Koalition mit den Grünen
Neue Wege schlug Wallner ein, als er die Grünen in eine Koalition mit seiner Volkspartei führte, eine Zusammenarbeit nicht ohne Friktion, die aber dennoch 2019 in eine Neuauflage geschickt wurde. Dass sein langjähriger Partner Johannes Rauch mittlerweile in die Bundesregierung nach Wien gewechselt ist, machte die Sache für den Landeshauptmann in jüngster Zeit nicht unbedingt leichter.
Distanzierung von Kurz
Flexibilität ist Wallner an sich nicht fremd. Zwar stellte er sich durchaus hinter Sebastian Kurz (ÖVP) bei dessen Machtübernahme in der ÖVP, doch blieb man in Vorarlberg schon immer auf einem eigenständigeren, schwärzeren Kurs. Je mehr Chats öffentlich wurden, umso schneller suchte der Landeshauptmann Distanz.
Ob sich Wallner so weit erholt, dass er wieder ins Amt zurückkehren kann, wird sich zeigen. So mancher in der Partei wird es schon daher hoffen, da sich kein logischer Nachfolger aufdrängt.
Zur Person
- Landeshauptmann Markus Wallner (geboren am 20. Juli 1967)
- verheiratet, zwei Töchter, ein Sohn
- Magister der Politikwissenschaft, ÖH-Vorsitzender an der Uni Innsbruck, 1991 bis 1994 Angestellter bei der Industriellenvereinigung, anschließend bei der ÖVP-Landesorganisation Vorarlberg, 1997 bis 1999 Büroleiter von Landeshauptmann Herbert Sausgruber, ab 1999 Landesgeschäftsführer der Vorarlberger ÖVP, ab 2003 Klubobmann, ab 2006 Landesrat (u.a. für Gesundheit), seit 7. Dezember 2011 Landeshauptmann, seit 17. März 2012 ÖVP-Landesparteiobmann
- Hobbys: Bergsteigen, Skitouren, Musik
(APA)
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