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"Maria Ebene" am Kapazitätslimit

Frastanz - Die Versorgungssituation von Suchtkranken wird in manchen Bundesländern dadurch verschärft, dass die dafür vorgesehenen Ambulanzen am Limit sind. Auch die Beratungsstellen der Stiftung Maria Ebene in Frastanz ist mittlerweile an der Grenze der Kapazitäten angelangt.

In Salzburg konnte “für zwei regionale Beratungsstellen bis Ende des Jahres 2009 kein qualifiziertes Personal und die vertragliche Regelung für die Refundierung der medizinischen Leistungen durch die soziale Krankenversicherung nicht abgeschlossen” werden, heißt es im dem Report. Neben der Stiftung Maria Ebene ist auch die Drogenberatung des Landes Steiermark an der Grenze der Kapazitäten angelangt. Auch die Ambulanz der oberösterreichischen Landesnervenklinik Wagner-Jauregg leide an Überlastung.

Das Fazit: Wartezeiten für behandlungswillige Drogenpatienten.

Trotz steigender Beteiligung von Opiatabhängigen an der Substitutionsbehandlung – seit November 1987 gibt es die Verschreibung von Opiaten durch den Arzt auf Rezept für Abhängige – existieren hier offenbar in Österreich derzeit erhebliche Probleme. Die Substitutionstherapie soll die Patienten in ärztliche Betreuung bringen, sie vom illegalen Drogenmarkt abhalten und ihnen die Möglichkeit zu einer sozialen Stabilisierung bieten.

Hier verschärften im Jahr 2007 von der damaligen Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) erlassene Verordnungen die Bedingungen für Ärzte und für Patienten. Das wurde – teilweise – im Jahr 2009 wieder entschärft. Die Verantwortlichen – und vor allem die Drogenkranken – sehen sich aber gegenwärtig mit entstandenen Defiziten konfrontiert. Denn ab 2007 stiegen in Österreich offenbar viele niedergelassene Ärzte aus dem Bereich der Substitutionstherapie aus.

Der Bericht: “Einstweilen hat sich in manchen Bundesländern die Anzahl der zur Substitutionsbehandlung berechtigten Ärztinnen und Ärzte weiter reduziert, z.B. in OÖ von 200 im Jahr 2007 auf 80 im Jahr 2010.” Die Zahl dürfte sich dort mit Auslaufen einer Übergangsfrist für die Ausbildung in Drogenersatztherapie noch einmal halbieren, wird befürchtet. Die Autoren des österreichischen Drogenberichts weiter: “In NÖ sind nach einem Rückgang Mitte 2010 nun 50 Ärztinnen und Ärzte zur Substitutionstherapie berechtigt, wovon einige jedoch keine Patientinnen und Patienten mehr übernehmen. Die Verteilung der substituierenden Ärztinnen und Ärzte in NÖ bewirkt, dass in machen Bezirken keine Versorgung mehr gegeben ist.” Weite Anfahrtswege und somit höher schwellige Angebote aber reduzieren erfahrungsgemäß die Teilnahme.

Trotzdem: Im Jahr 2009 befanden sich 13.460 Opiatabhängige in Drogenersatztherapie (davon 2.955 Neuzugänge). Im Jahr 2008 waren es 11.119 (1.570 Neuzugänge) gewesen. Im Jahr 2000 lag die Gesamtzahl noch bei 4.464 Substitutionspatienten (davon 811 Neuzugänge).

In Wien allerdings konnte die Zahl der beteiligten Ärzte über die Jahre hinweg konstant gehalten werden. Dort sind weiterhin 380 Ärzte zur Substitutionsbehandlung berechtigt, davon 320 im niedergelassenen Bereich. In der Bundeshauptstadt werden damit bereits 70 Prozent der infrage kommenden Suchtkranken erreicht, in anderen Bundesländern – so der österreichische Drogenbericht – dürften es weniger als 50 Prozent sein.

Ebendiese Versorgungssituation wird in vielen Bundesländern (siehe oben) auch dadurch verschärft, dass die dafür vorgesehenen Ambulanzen am Limit sind.

Steigender Zulauf zu Ersatztherapie wirkt sich aus

Die Substitutionstherapie für Drogensüchtige in Vorarlberg ist laut Landes-Suchtkoordinator Thomas Neubacher relativ gut aufgestellt. Man habe in jedem Bezirk zwei Ärzte, die diese Behandlung übernehmen. “Teils verzeichnen wir aber massive Zunahmen bei den Beratungen in den Anlaufstellen”, sagte Neubacher. Daher böten anders als früher inzwischen auch niederschwellige Stellen eine Betreuung Substituierter an. Im Moment sei das Angebot darum ausreichend.

Wünschenswert wären jedoch mehr Mediziner, die sich in der Weiterbehandlung Drogenkranker engagierten, um die genannten zwei Ärzte pro Bezirk zu entlasten. “Drogenpatienten bedeuten für den Arzt eine Herausforderung”, begründete Neubacher den nicht gerade großen Andrang bei den Medizinern. Nahezu 60 Prozent der Süchtigen kämpften zudem mit psychischen Erkrankungen, etwa Depressionen, was die Arbeit nicht leichter mache.

2009 befanden sich in Vorarlberg 608 Patienten in einem Drogenersatzprogramm. Die Zahlen steigen seit Jahren, wie die Statistik zeigt: 2008 nahmen 558 Süchtige teil, 2007 waren es 523. 2009 wurden 210 Personen in Vorarlberg neu in eine Substitutionstherapie aufgenommen, 77 Prozent davon waren Männer. Die Beratungsstellen, beispielsweise das an drei Standorten vertretene “Clean”, stoßen wegen der Zunahmen an ihre Belastungsgrenzen. “Die Zahl ist übers Jahr fast explodiert”, stellte Werner Jochum von “Clean” Bludenz fest. Auch Christine Köhlmeier von Clean Feldkirch hat mit 64 Klienten alle Hände voll zu tun. “Derzeit sind besonders viele harte Drogen auf dem Markt, zudem sind Jugendliche oft schockierend leichtsinnig im Umgang mit Heroin”, erklärten sie unisono.

 

Maria Ebene 17, 6820 Frastanz, Austria

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