Das Wichtigste zur Bundespräsidenten-Wahl ist nicht unbedingt die Bestätigung von Alexander Van der Bellen im Amt. Sie war erwartbar, und das Ergebnis ist sogar ziemlich mager, wenn man bedenkt, dass nicht nur die Grünen, sondern mehr oder weniger deutlich auch Türkise, Rote und Pinke hinter ihm gestanden sind. Von daher hätten es eher 60, 65 Prozent werden können. Die vier Parteien vereinten bei der letzten Nationalratswahl immerhin 81 Prozent der Stimmen auf sich.
Das Bemerkenswerteste bei dieser Wahl sind die über acht für Prozent Dominik Wlazny, alias Marco Pogo; sowie die zusammen über 30 Prozent für Walter Rosenkranz, Tassilo Wallentin und Gerald Grosz. Das ist ein Signal, das den Anhängern von Van der Bellen die Party vermiest.
Dass FPÖ-Mann Walter Rosenkranz rund 18 Prozent zusammenbringen und seine beiden rechten Mitbewerber so deutlich hinter sich lassen würde, ist nicht unbedingt vorhersehbar gewesen. Er ist in diesem Wahlkampf kaum aufgefallen, hat keine große Bewegung zu seinen Gunsten ausgelöst. Vielleicht hätte die Partei von Herbert Kickl genauso gut einen Pappkameraden aufstellen können und Ähnliches erreicht. Sie profitiert ganz offensichtlich von einem wachsenden Frust über die vorherrschende Politik in all den Krisen. Bei der nächsten Nationalratswahl könnte sie jedenfalls mehr als 20 Prozent erreichen.
Zumal bei ihrem Potenzial eben auch das eingerechnet werden muss, was Tassilo Wallentin mit Unterstützung der „Kronen Zeitung“ und Gerald Grosz als „Mini-Trump“ bzw. Einzelkämpfer zusammengebracht haben.
Jetzt aber zu Marco Pogo, der ebenfalls eher als Einzelkämpfer wahrzunehmen ist, als solcher aber – vor allem aus grüner und zum Teil sozialdemokratischer Sicht – unheimlich viel Zuspruch geerntet hat. Zum einen mag das daran liegen, dass ihm letztlich viele Linke ihre Stimme gegeben haben, weil sich Van der Bellen zu sehr angebiedert hat bei Türkisen (indem er deren Korruptionsaffären verniedlichte). Vor allem aber sollte nicht unterschätzt werden, wie sehr sein leidenschaftliches Engagement und seine Authentizität insbesondere bei Jüngeren ankommt.
Sie finden in Pogo genau das, was sie bei Sozialdemokraten schon seit Jahrzehnten, bei Grünen aber erst seit ein paar Jahren nicht mehr finden. Die Grünen sind als Regierungspartei gerade uralt geworden. Werner Kogler und Sigrid Maurer lassen sich auf 90 Prozent ÖVP-Politik ein, um zur Unzeit zehn Prozent Eigenes durchbringen zu können; zum Beispiel die CO2-Bepreisung bei ohnehin schon extrem hohen Spritpreisen. Okay, das ist jetzt zugespitzt. Immerhin haben sie – etwa durch Justizministerin Alma Zadić – auch Übles (wie die Abschaffung der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft) verhindert und zur Ablöse von Sebastian Kurz vor genau einem Jahr beigetragen. Aber das wird ihnen nicht gedankt. Sichtbar ist nur, was geliefert wird und was etwa Maurer mit August „Gust“ Wöginger (ÖVP) präsentiert. Das ist eher biedere, bürgerliche (Macht-)Politik. Da ist kein Feuer mehr für irgendetwas – wie es Marco Pogo in den Augen nicht weniger offenbar hat.
Johannes Huber betreibt den Blog dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik
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