Mangelernährung im Schlaraffenland
“Wir leben in einem extremen Überfluss und haben Probleme, damit umzugehen”, meint der Leiter des Instituts für Sozialmedizin der Medizinischen Universität Wien, Michael Kunze, im APA-Gespräch. “Mangelernährung hat in unserem Bewusstsein noch keinen Platz, wird es doch eher den Entwicklungsländern zugeordnet.”
Diese Phänomen betrifft dicke wie dünne Menschen. Zu viele Essstörungen und extreme Kostformen wie Veganer würden zu mangelhafter Ernährung führen, so der Mediziner.
“Wir müssen endlich aufhören, zu sagen, ‘Ihr seid zu dick'”, glaubt Kunze. Denn Übergewichtige würden sich dann sagen: “Na, dann bin ich halt auch dick” und ernähren sich weiter unausgewogen. Schweinsschnitzel statt gedünstetem Fisch, Pommes statt Gemüse und Schokolade statt Obst.
Und Essgestörten denken sich:”Ja, ich bin zu dick und muss abnehmen.” Sie entziehen sich noch mehr den lebensnotwendigen Kalorien. Beide kommen in die Schere der Mangelernährung.
Ihre körperliche und soziale Entwicklung ist eingeschränkt, das Wachstum verzögert, die Knochendichte herabgesetzt. Osteoporose, Abwehrschwäche im Immunsystem, Vitamin-C-Mangel, aber auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge sein. “Aber unsere größte Sorge gilt den Untergewichtigen, die Muskelmasse abbauen und an Kraft verlieren”, erklärt der Mediziner.
Unter- und Mangelernährung ist besonders bei älteren Menschen zu finden. “Wir müssen schauen, dass die Leute essen”, sagte Kunze. In Spitälern und Altersheimen werde ihnen das Essen hingestellt und nach einer Stunde wieder abgeräumt.
Ob sie es essen und was sie zu sich nehmen, werde nicht geschaut. “Oft lassen sie Salat und Gemüse stehen. Sie nehmen es nicht an, können es nicht essen oder es schmeckt ihnen nicht”, so der Experte. Bei älteren Menschen kommt auch der Mangel an Flüssigkeitszufuhr zu tragen.
Aber: “Wer ausgewogen isst, braucht sich bei uns vor einer Mangelkrankheit nicht fürchten”, ist Kunze überzeugt. “Ich sage immer: Esst mehr von der Pflanze als vom Tier. Nicht, dass jetzt alle Vegetarier werden, aber so nimmt man mehr Vitamine und Pflanzenstoffe und weniger tierische Fette zu sich. So wie die Italiener, eine kleine Portion Pasta und einen Salat dazu.”
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