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"Man sagt, ich sei die letzte Legende von Feldkirch"

Strobel/VOL.AT
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Seit 1975 arbeitet er im ersten Stock über der Schmiedgasse – zwischen alten Kameras, Kunst und stapelweise Geschichte. Friedrich Fels ist kein gewöhnlicher Fotograf. Er ist ein Monument. Einer, der geblieben ist, während sich alles veränderte. Nächstes Jahr will er aufhören – aber erst, wenn er fertig ist.

Wer Friedrich Fels besucht, spürt sofort: Hier sitzt kein Mann, der mit der Zeit geht. Hier sitzt einer, der ihr trotzt. Seit 50 Jahren betreibt er sein Studio in Feldkirch – und obwohl er längst in Pension ist, fotografiert er weiter. Ehrlich, eigen, ein bisschen trotzig und stolz – und doch offen genug, um nicht stehen zu bleiben.

Im Interview spricht er ausführlich über die vergangenen Jahre, wie er als Pensionist mit der Miete seines Ladens klarkommt und wie es weitergehen soll.

Fels wuchs in Vorarlberg auf, zeichnete und malte schon früh. „Ich wollte nie Fotograf werden. Ich wollte malen.“ Zwei Jahre lang lebte er ausschließlich von der Kunst – dann reichte das Geld nicht. Die Grafische in Wien? Unleistbar. Also entschied er sich für eine Fotografenlehre, machte die Meisterprüfung – und eröffnete 1975 sein eigenes Studio. Die Idee dazu kam ihm in der Schweiz. „In Altstätten hatte ein Fotograf sein Atelier im ersten Stock – das fand ich gut, weil ebenerdig ist es eh unbezahlbar.“

Das Studio von Fels in Feldkirch - Nicht gerade was man sich auf den Ersten Gedanke vorstellt. ©Strobel/VOL.AT
Sein Meisterbrief hängt stolz an der Wand. ©Strobel/VOL.AT

Das Studio: Ein Museum, das lebt

Eine Geschichte, die Fels erzählt: „Ein Architekt wollte mal mein Atelier fotografieren und sagte: 'Aber bitte nicht aufräumen.'“ Das kontrollierte Chaos ist Teil seiner DNA. Alte Requisiten, vergilbte Sedcards, Kameras mit Seele – in dieser Werkstatt atmet jeder Winkel Geschichte. „Das lieben die Leute. Das Sterile überlass ich den anderen.“

Zwischen Wien und Schattenburg

Fels war nie nur Passfotograf. In Wien arbeitete er als Assistent bei einem der gefragtesten Modefotografen der Zeit – für die berühmte Wäschemarke Palmers. „Wir hatten die schönsten Frauen der Welt. Models aus Paris, London, Amerika – das war eine wilde Zeit.“ Später machte er Sedcards für Modelagenturen in Vorarlberg. Sein bedeutendstes Foto? „Das Zugsunglück in der Illschlucht. Ein russischer Mann – ganz unbeteiligt. Das Bild hängt heute in der Schattenburg und war auch in der 100-Jahr-Ausstellung im Palais Liechtenstein.“

Dieses Foto beschreibt Fels als "sein Bestes". ©Strobel/VOL.AT

Das Ende naht – aber auf seine Art

Seit 14 Jahren ist Fels offiziell in Pension. Doch er arbeitet weiter. Weil er es will. Weil es ihn bewegt. „Mein Vater war Lehrer. Der hätte am liebsten bis 80 unterrichtet. Ich bin halt auch so.“ Die Miete für das Studio zahlt er mittlerweile aus der eigenen Tasche. Noch. „Ich arbeite wahrscheinlich bis Mitte oder Ende nächsten Jahres. Dann kehre ich zur Malerei zurück. Im Oktober stelle ich im Pulverturm aus.“

Seit 50 Jahren in diesen Räumlichkeiten und er liebt es. Monatlich zwackt Fels einen Teil seiner Pension ab um hier weiter zu arbeiten. ©Strobel/VOL.AT

Feldkirch als Konstante

Auf die Frage, was ihm Feldkirch bedeute, weiß Fels nur eines: „Wenn Mozart durch Feldkirch gegangen wäre – er hätte dieselbe Stadt gesehen.“ Fels liebt die Stadt – mit all ihrer Geschichte, ihren Ecken, ihrer Würde. Und wenn er das Studio schließt, dann verschwindet mehr als nur ein Geschäft. Dann geht ein Stück Schmiedgasse. Ein Stück Stadtgefühl. Ein Stück Friedrich Fels.

(VOL.AT)

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