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"Man ist dauernd in Bewegung, man hat Action"

Sandro Wölfl und seine beiden Lehrlinge Mohamed Shiruz und Quamar haben jede Menge Spaß bei der Arbeit
Sandro Wölfl und seine beiden Lehrlinge Mohamed Shiruz und Quamar haben jede Menge Spaß bei der Arbeit ©Gerty Lang
Luag, was ma wera künnt: Restaurantfachmann. Die Aufgaben eines Restaurantfachmanns umfassen die Betreuung und Beratung der Gäste.
Restaurantfachmann im Azzurra

Lustenau. Den Tisch decken, Speisen und Getränke servieren, kassieren: Der Traum von Lehrlingen sieht anders aus. Zumindest, wenn man mit Restaurantbesitzern spricht. Der Lehrberuf Restaurantfachmann, im Alltagsjargon eher als Kellner bekannt, bietet zahlreiche offene Stellen, die Lehrlinge hingegen sind Mangelware. Wer eine Ausbildung zum Restaurantfachmann bzw. zur Restaurantfachfrau antreten möchte, der muss sich darüber im Klaren sein, dass freie Wochenenden und freie Abende in Zukunft der Vergangenheit angehören.

Restaurantfachleute, wie auch alle anderen Berufe in der Gastronomie, arbeiten vorwiegend dann, wenn andere frei haben und ihre Freizeit genießen. Das ist natürlich hauptsächlich abends, am Wochenende und in der Urlaubszeit. Im „Azzura“ in Lustenau kennt man ebenfalls diese Probleme. „Ein österreichischer Lehrling war nicht zu finden und auch keiner aus einem EU-Land. Plötzlich standen zwei junge Pakistani vor der Türe und fragten nach Arbeit. Bis dann ein Lehrvertrag abgeschlossen werden konnte, waren viele bürokratische Hürden zu überwinden. Aber es hat sich gelohnt“, erzählt Marcel Lerch, von L&H Gastronomie.

Mohamed Shiruz Khan absolviert bereits sein 2. Lehrjahr. Der 20-jährige ist seit zwei Jahren und sechs Monaten in Österreich und spricht bereits ausgezeichnet Deutsch. „Ich bin in Deutschkurse gegangen und habe Prüfungen gemacht. Ich hatte das Glück, relativ rasch nach Vorarlberg zu kommen. Hier gab man mir eine Chance und ich bin sehr dankbar dafür. Unser Team und die Lehre sind einfach klasse“, strahlt der sympathische junge Mann, mit einem Blick auf Lehrlingsausbildner Sandro Wölfl, der selbst in diesem Restaurant seine Ausbildung gemacht hat. Mohamed spricht zwei pakistanische Dialekte, persisch und etwas arabisch. Englisch lernte er in der Schule in Pakistan. Quamar Abbas hatte mit seiner Flucht nach Österreich weniger Glück. „Ich bin seit 4 ½ Jahren in Österreich, davon war ich 1 ½ Jahre in Wien. Ich hatte weder die Möglichkeit Deutsch zu lernen noch einen Ausbildungsplatz zu bekommen. „Ich habe mir gesagt, wenn du was lernen willst, dann musst du nach Vorarlberg gehen. In Pakistan habe ich Wirtschaft und Mathe studiert“, erzählt der 25-jährige, dessen Deutschkenntnisse noch etwas zu wünschen übrig lassen.

„Im Beruf als Restaurantfachmann kann ich Deutsch lernen, weil ich viel Kontakt mit Menschen habe. Ich bin jetzt im 1. Lehrjahr, habe aber mehr gelernt, als die Jahre zuvor.“ Dass Pakistan für die beiden Jungs ein äußerst gefährliches Pflaster war, erzählten sie in ihren Geschichten. Einen Lotto Sechser haben die beiden Lehrlinge mit ihrem Ausbilder Sandro gemacht. „Mein Spezialgebiet sind die Cocktails und so dürfen die Burschen auch mal zu mir an die Bar. Ich stehe mit Rat und Tat den jungen Menschen zur Seite und möchte ihnen wirklich die Ausbildung zuteilwerden lassen, um im späteren Leben weiter zu kommen. Wir sind offen für alle Probleme und unser Team bietet die bestmöglichste Unterstützung.“ Obwohl die Jungs in ihrem Beruf psychisch und körperlich belastbar und stressresistent sind, ein gepflegtes äußerliches Erscheinungsbild haben und viel Wert auf Körperhygiene legen, ist ihr größte Wunsch, endlich aus ihren Flüchtlingsunterkünften heraus zu kommen. „Dort ist es sehr laut und auch nicht gerade hygienisch.“

 

Lehrbetrieb
Piazza Azzurra Restaurant

Kaiser-Franz-Josef-Straße 2
6890 Lustenau
T: +43 (0) 5577 84884
M: office@azzurra.at

 

Was macht den Lehrberuf aus?

Sandro Wölfl (23), Lehrlingsausbilder
Bei uns geht es um zwischenmenschliche Beziehungen. Wir stehen unseren Lehrlingen mit Rat und Tat zur Seite. Bei uns lernen sie auch einen gehobenen Service für spezielle Anlässe. Auch wenn es in der Berufsschule Probleme gibt, ist gemeinsames Lernen angesagt. Auch lernen sie den Barbetrieb kennen.

Mohamed Shiruz Khan (20), 2. Lehrjahr
Ich hatte die Möglichkeit im Azzurra zu schnuppern. Die Berufsschule Schloss Hofen gehört zu den schwersten europaweit, da wir in 8 Wochen das lernen müssen, was sonst 10 Wochen dauert. Ich mag den Umgang mit Menschen. Auch kann ich dann immer noch eine Weiterbildung machen.

Qamar Abbas (25), 1. Lehrjahr
Ich möchte ganz schnell Deutsch lernen. Mir macht die Arbeit Spaß, da ich gerne mit Menschen zu tun habe. Was ich hier in meiner Ausbildung lerne, hilft mir dann auch im weiteren Leben: Höflichkeit, gute Umgangsformen und Menschenkenntnis. Ich mag unser Team ganz besonders.

 

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