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Mahnwache für die Menschlichkeit

Schweigende Mahnwache für die Menschen auf dem Moria-Camp.
Schweigende Mahnwache für die Menschen auf dem Moria-Camp. ©Edith Hämmerle
 200 Menschen zeigten schweigend ihre Solidarität mit Flüchtlingen auf Moria.
Mahnwache für die Menschlichkeit

Dornbirn. Sonntag, 13. September. Die Gemeinderatswahlen standen an diesem Sonntag in aller Interesse. Trotzdem versammelten sich gut 200 Menschen um 18 Uhr auf dem Dornbirner Marktplatz. Sie folgten dem spontanen Aufruf zu einer Mahnwache, initiiert von der Bewegung „uns reicht’s – es reicht für alle“. Schweigend wurde ein Zeichen gesetzt. Dieses Schweigen galt den Menschen auf Moria. Pfarrer Erich Baldauf und der Gemeindeleiter aus dem Rohrbach, Alfons Meindl, waren unter den ersten Besuchern. Ebenso Caritasseelsorger Pfarrer Wilfried Blum, der auch seine Meinung dazu äußerte: „Es ist eine himmelschreiende Geschichte, wenn ein Staat wie Österreich nicht bereit ist, 100 Kinder von dieser Insel in unser Land zu holen. Wenn Bundeskanzler Sebastian Kurz sagt, er wolle keine Situation wie 2015, dann sei das eine fadenscheinige Ausrede, man könne nicht mit den Ängsten aus dem Jahr 2015 argumentieren.“

Keine Wahl zu wählen

Peter Mennel (Moderator) dankte allen fürs Kommen und zitierte Viktor Frankl, für den die Freiheit unmittelbar verbunden war mit Verantwortung. Verantwortung dafür, wie das eigene Handeln sich auf einen selbst, auf die Mitwelt und Umwelt auswirkt. Dann leitete Mennel über auf den heutigen Sonntag: „Die meisten von uns haben heute gewählt – politisch. Wir alle haben heute auch vielfach gewählt – aus dem Reichtum der Möglichkeiten, den uns das Leben hier tagtäglich bietet. Die Menschen auf Moria haben keine Wahl zu wählen. Sie haben alles verloren.“ Zwischendurch wurden Texte zum Thema von der Schriftstellerin Daniela Egger vorgetragen.

Auch für Pfarrer Christian Stranz (Moderator des Seelsorgeraums Dornbirn) gibt es für die Entscheidung von Bundeskanzler Kurz, keine Flüchtlinge aus Moria aufzunehmen, null Akzeptanz. Obwohl die Mahnwache eine spontane Aktion war – die Entscheidung fiel erst am Freitag – sei er überrascht, dass so viele gekommen waren, um ein Zeichen der Solidarität zu setzen. Er sei froh und schätze es sehr, dass engagierte Menschen, einige auch geformt und gedrängt durch ihren christlichen Glauben, diese Mahnwache hier in Dornbirn organisiert haben. Mahnwache zu halten sei das Mindeste, was wir für eine Umkehr der Verantwortlichen solch einer Europapolitik tun können, betont der Dornbirner Priester.

Die Texte zum Abschluss über das Elend in Moria von Susanne Winder (FairAsyl – Initiative des Werks der Frohbotschaft), machten betroffen. Sie richtete einen Weckruf an die Mitmenschlichkeit. Es sei höchste Zeit wieder hinzuschauen, nicht wegzuschauen, höchste Zeit die Rufe zu hören, die uns aus dem Elend erreichen. „Wer sich zu lange unberührbar macht und nicht hinschaut, wird blind. Blind für das Unrecht.“

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