Haftstrafen im Mafiaprozess wegen schwerer Erpressung
Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Geschworenen verwarfen die angeklagte erpresserische Entführung. Die beiden, vertreten von Mirsad Musliu und Alexander Philipp, erhielten die Strafe wegen teils versuchter und teils vollendeter schwerer Erpressung. Der 50-Jährige muss als Beitragstäter in Haft. Während die Männer die Strafe annahmen, kündigte die Staatsanwaltschaft Strafberufung in beiden Fällen an.
Mitglieder von Mafiaclan
Der 39-jährige Montenegriner und der 50-jährige Serbe werden dem gefürchteten montenegrinischen Kavač-Clan zugerechnet, der europaweit tätig ist und dem auch Mordanschläge und krumme Geschäfte in Wien zugeschrieben werden. Die beiden sollen am 14. März 2020 gemeinsam mit fünf weiteren Mittätern zwei Kroaten im Alter von inzwischen 41 und 64 Jahren nach Wien gelockt und in einem angemieteten Appartement am Rudolfsplatz in der Wiener Innenstadt festgehalten haben. Die Männer wurden dort gefesselt, malträtiert und mit dem Umbringen bedroht.
Apartment mit Nylonfolie ausgekleidet
Die Entführten standen laut Anschuldigungen Todesangst aus. In dem Apartment, in das die Opfer gelockt wurden, erwarteten sie laut Staatsanwalt mehrere Menschen mit "Handsägen und Pistolen mit Schalldämpfern". Der ganze Raum war mit Nylonfolie ausgekleidet. Ein Bild wie "aus Serien und dem Italien der 80er-Jahre", wie der Staatsanwalt am ersten Verhandlungstag ausführte.
Als der völlig eingeschüchterte 64-Jährige zusicherte, zumindest 750.000 Euro zu bezahlen, wurden die beiden Männer freigelassen. Daraufhin seien alle nach Zagreb gefahren, wo die Übergabe stattfinden hätte sollen. In Zagreb seien schließlich 10.000 Euro übergeben worden. Die Opfer wussten, dass sie den Deal einhalten mussten, denn in den Chats ging es um "Geld oder Tod", führte der Staatsanwalt aus.
Mittäter entschlugen sich der Aussage
Nachdem sich beim Prozesstag im Juni die Opfer - vermutlich aus Angst - völlig ahnungslos gaben und bestritten, je entführt worden zu sein, entschlugen sich bei der heutigen Verhandlung auch zwei Mittäter, die aus der Haft vorgeführt wurden, der Aussage. Ausführlicher berichtete ein Ermittler über die Auswertungen der Chats. Die Tätergruppe fühlte sich mit den abhörsicheren Krypto-Handys relativ sicher. Relativ genau wurde da besprochen, wer für die Entführung abgestellt wird, wer welche Aufgabe hat, wer Ski- bzw. Sturmhauben besorgt und wer sich wann wo bereithalten soll, damit eine schnelle Einreise nach Wien möglich ist, wenn die Opfer dort auftauchen. Das war nämlich angesichts der beginnenden Corona-Maßnahmen und der geschlossenen Grenzen nicht ganz einfach. Da sich die Männer in den Chats auch selbst präsentierten - sie machten Selfies, übermittelten Geburtstagsgrüße, berichteten über Grenzübertritte - konnten die Verdächtigen zugeordnet werden. Die beiden nun Angeklagten sind der mittleren Hierarchie der kriminellen Gruppe zuzuordnen.
Der Prozess fand wieder unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt - neben der Justizwache war auch die WEGA vor Ort. Es herrschte Film- und Fotografierverbot vor und im Saal.
(APA)
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