Nach seinem Rücktritt 2021 zog sich Sebastian Kurz zunächst aus der Politik zurück. Im selben Jahr erschütterte ein globaler Überwachungsskandal die IT-Sicherheitswelt: Die israelische NSO Group, Herstellerin der Pegasus-Spyware, geriet in massive Kritik. Die Software war auf den Geräten zahlreicher Journalist:innen, Oppositioneller und Aktivisten gefunden worden.
Der Mitgründer und damalige CEO Shalev Hulio trat im August 2022 von seiner Funktion zurück – offiziell als Folge interner Umstrukturierungen. Kurz zufolge trafen sich die beiden wenig später in Tel Aviv zufällig. In einem Beitrag auf LinkedIn schildert Kurz, das Treffen habe in einem Taxi stattgefunden, wo sich eine sofortige Geschäftsidee entwickelt habe – diese Darstellung konnte bislang nicht unabhängig überprüft werden.
Wer ist Shalev Hulio?
Hulio wurde um 1980 in Haifa geboren. Seine Familie hat sowohl sephardisch-türkische als auch rumänisch-jüdische Wurzeln. Er absolvierte seinen Wehrdienst in der israelischen Armee, jedoch nicht in der für Cyberabwehr bekannten Einheit 8200. Nach mehreren Einsätzen im Westjordanland studierte er Jura und Politik in Herzlia.
2010 gründete er gemeinsam mit Partnern die NSO Group. Die Idee dazu entstand laut Hulio nach einem Gespräch mit einem europäischen Geheimdienstmitarbeiter, der sich für das heimliche Ausspähen von Smartphones interessierte. Spätestens ab 2016 wurde die Pegasus-Software öffentlich bekannt – auch in Verbindung mit Menschenrechtsverletzungen und der Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi.
Milliardenprojekt Dream Security
Gemeinsam mit Kurz und dem israelischen Informatiker Gil Dolev gründete Hulio das Unternehmen Dream Security. Der Fokus: Künstliche Intelligenz im Dienst der Cybersicherheit. Laut Kurz ist die Firma mittlerweile über eine Milliarde US-Dollar wert und beschäftigt rund 150 Personen in Tel Aviv, Wien und Abu Dhabi.
Die Plattform soll Cyberangriffe frühzeitig erkennen und in Echtzeit Gegenmaßnahmen aktivieren. Dabei kommen laut internen Werbematerialien Modelle wie ein „Cyber Language Model“ oder ein „Risk Exposure Module“ zum Einsatz. Detaillierte technische Informationen sind bislang nicht öffentlich verfügbar.
Ehemalige Geheimdienstkontakte und Kritik
Recherchen von Follow The Money und der Wochenzeitung Falter zeigen, dass unter den Angestellten von Dream zahlreiche ehemalige Mitarbeitende der NSO Group sowie Mitglieder israelischer Sicherheitsapparate sind. Mindestens sechs Personen stammen demnach aus der IT-Eliteeinheit „Unit 8200“.
Das Unternehmen bestreitet offizielle Verbindungen zur NSO Group, bestätigt aber die Anstellung „einiger talentierter“ Ex-Mitarbeiter. Kurz vor Veröffentlichung der Recherchen erhielt das Medienhaus FTM eine Klagedrohung durch eine US-Kanzlei.
Kurz’ globale Ambitionen
Sebastian Kurz nutzt seine internationale Vernetzung, um Dream Security zu positionieren. Auf Plattformen wie LinkedIn inszeniert er sich bei Gipfeln in Davos oder Dubai und spricht sich für mehr staatliche Effizienz durch KI aus. Ein von ihm formulierter Verweis auf die „Optimierung staatlicher Tätigkeiten in den USA“ lässt sich derzeit keiner konkreten Quelle außerhalb von Kurz' eigenen Aussagen zuordnen.
Häufige Fragen zum Thema
Was ist Dream Security?
Ein Cybersecurity-Startup, gegründet von Sebastian Kurz und Shalev Hulio, das KI-basierte Sicherheitslösungen entwickelt.
Welche Verbindung besteht zur NSO Group?
Dream beschäftigt ehemalige NSO-Mitarbeiter, bestreitet jedoch eine direkte Verbindung zum Unternehmen.
Wer ist Shalev Hulio?
Israeli, Mitgründer der NSO Group, ehemaliger CEO und Reservist der israelischen Armee.
Wie groß ist das Unternehmen?
Dream Security beschäftigt etwa 150 Personen und wurde mit über einer Milliarde US-Dollar bewertet.
Was sind die Hauptprodukte?
KI-Modelle zur Netzwerkanalyse, Risikoerkennung und automatisierten Gefahrenabwehr.
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